EARTH investiert in Beziehungen

Nach «Leben Live» folgt bald ein Musical über Martin Luther King

Nach dem Grossanlass «Leben Live» investierte die Evangelische Allianz Region Thun (EARTH) in der projektfreien Zeit stark in Beziehungen. Nun soll ein Musical über Martin Luther King folgen. Die Suche nach mehr Einheit dürfe kein Hobby bleiben, erklärt EARTH-Präsident Meinrad Schicker und Pastor der «BPlus Thun» im Interview mit Livenet.
Meinrad Schicker
«Leben Live» 2018

Meinrad Schicker, 28 Gemeinden und Werke sind in der Evangelischen Allianz der Region Thun mit dabei. Können Sie die Allianz kurz vorstellen?
Meinrad Schicker:
Unsere regionale Allianz lebt vom Traum, dass wir mithelfen können, dass das Reich Gottes in unserer Region sichtbarer und erlebbarer wird. Dieses «Reich Gottes» wird im wertschätzenden Miteinander der christlichen Gemeinden und Werke sichtbar und will sich an die Menschen in unserer Region ganzheitlich verschenken: Die Menschen unserer Region sollen durch die diakonischen Initiativen und evangelistischen Anlässe in Berührung mit der Liebe Gottes kommen.

Wie wichtig ist die Allianz für die Gemeinden und Kirchen in Thun?
Persönlich bin ich dankbar, dass praktisch alle Freikirchen und Werke unserer Region im Rahmen der Allianz miteinander im Gespräch sind. Dieses Miteinander inspiriert und löst immer wieder wertvolle Partnerschaften aus, die letztlich wieder unsere Region bereichern. Ein Nebeneffekt, der praktisch nie erwähnt wird: Wo Menschen miteinander unterwegs sind und sich echt aufeinander einlassen, beschützen sie sich auch in einer gewissen Weise gegenseitig. So bin ich sehr dankbar, dass keine der Kirchen der Allianz und kein ihr angeschlossenes Werk durch irritierende Aktionen oder fragwürdige Überzeugungen ein schlechtes Licht auf die Botschaft von Jesus geworfen hat. Nicht umsonst hat schon Jesus vor 2000 Jahren für die Einheit der Gläubigen gebetet: Durch diese Einheit wird die Botschaft von der Liebe Gottes, die sich uns in Jesus gezeigt hat, erst richtig glaubwürdig.

Wir wünschten uns, dass sich dieser bereichernde Dialog auch auf die Landeskirchen und auf die Arbeitsgemeinschaft der Kirchen hier in unserer Region ausdehnen könnte: Als Christen und Kirchen, die an Jesus als Freund und Retter glauben, sollten wir – bei aller Unterschiedlichkeit – in zentralen Fragen gemeinsam als Leuchtturm der christlichen Botschaft und Werte wahrgenommen werden.

Was sind die bisherigen Highlights der Allianz Thun?
Natürlich fallen die Grossveranstaltungen wie «Leben Live» oder die grossen Musikproduktionen besonders auf, weil hier Tausende von Menschen zusammenkommen und so auf eine zeitgemässe Weise mit der christlichen Botschaft und ihren Werten in Berührung gekommen sind. Was aber nicht unterschätzt werden kann, ist die Atmosphäre der gegenseitigen Wertschätzung, die sich in alltäglichen Begegnungen ausdrückt: Wenn Christen aus unterschiedlichsten Konfessionen sich aneinander freuen können, wenn die theologischen Unterschiede keine Gräben mehr bilden, wenn wir entspannt suchenden Menschen nicht nur die eigene Kirche als geistliche Heimat empfehlen, sondern sie zum Besuch anderer Gemeinden und Gemeinschaften ermutigen können – dann ist dies etwas Einzigartiges und Kostbares. Das sind für mich die eigentlichen Highlights.

Welche Aktionen und Projekte sind als nächstes geplant?
In den letzten 15 Jahren haben wir gemeinsam verschiedene Grossprojekte gestemmt, die in unserer Region nicht unbemerkt blieben. Gleichzeitig wurde die Weggemeinschaft der in der Allianz zusammengeschlossenen Kirchen, Gemeinden und Werke natürlich stark auch durch die gemeinsame Arbeit geprägt. So haben wir uns für 2019 ein «projektfreies Jahres» verordnet. Auch wenn äusserlich keine Projekte angedacht wurden, so geschah doch Bedeutsames: Wir haben in unsere Beziehungen investiert und uns vermehrt Zeit für das gemeinsame Gebet genommen. Ich denke, dass wir zu gegebener Zeit aus dem Hören aufeinander und aus dem Hören auf Gott dann spüren, was als Nächstes zum Wohl der Region geplant werden soll.

Vergessen dürfen wir nicht, dass verschiedene Mitglieder der Allianz trotz dieses projektfreien Jahres eigenverantwortlich oder in Kooperation mit anderen Partnern aus der Allianz eindrückliche Projekte verwirklichen. So startete diesen Sommer das Gebetshaus in Thun, das Junge und Ältere zum Gebet für unsere Region zusammenbringt. Am 28. März 2020 finden dann die Aufführungen des Chormusicals über das Leben von Martin Luther King statt: ein Anlass, den niemand verpassen sollte.

Was gibt die Allianz der Stadt Thun?
Der Stadtpräsident von Thun, Raphael Lanz, hat kürzlich in einem Interview wertschätzend ausgedrückt, dass die Landes- und Freikirchen einen «sehr wichtigen Beitrag» zum Wohl der Region leisten. Mit erstaunlicher Treue verschenken sich unzählige Menschen aus einer christlichen Grundhaltung an Randständige, an Migrantinnen, an ältere und pflegebedürftige Menschen. Besonders eindrücklich sind auch die vielen Aktivitäten für Kinder und Junge. Raphael Lanz hob dann auch das Engagement der jungen Leute hervor, das ihm besonders aufgefallen ist, und das Miteinander der verschiedenen Generationen.

Wie offen sind die Berner Oberländer heute für den christlichen Glauben?
Wahrscheinlich gibt es darauf so viele Antworten wie Personen, die man befragt. Für mich ist es immer wieder erstaunlich, dass viele Oberländer trotz der spürbaren Säkularisierung auch weiterhin in einer gewissen Weise «spirituell» sind: Sie gehen von einer «höheren Macht», von einer Art Gott aus, die diese Welt irgendwie geheimnisvoll durchwebt. Dass der christliche Glaube aber von einem persönlichen Gott ausgeht, mit dem man eine tragende Beziehung für das ganze Leben pflegen kann, ist für viele etwas Unbekanntes. Dazu kommt heute eine spürbare Zurückhaltung gegenüber jeder Form von «organisiertem Glauben» wie der Kirche. Dass Menschen sich diesem persönlichen Gott anvertrauen und dann noch einer Gemeinde oder Kirche anschliessen, ist keine alltägliche Erfahrung. Das hält uns aber nicht davon ab, immer wieder alle einzuladen, in den liebenden Armen Gottes Hoffnung, Annahme und letztlich einen tragenden Anker zu finden.

Welche Früchte entstehen durch das Miteinander der Gemeinden?
Gerade komme ich von einer Abdankung, wo Christen aus verschiedenen Gemeinden und Kirchen von einer alleinstehenden Seniorin Abschied genommen haben. Es war augenfällig, dass sich viele kannten und schnell im Gespräch miteinander waren. Diese spürbare gegenseitige Wertschätzung, ja Vertrautheit über die Gemeindegrenzen hinweg ist wohl etwas vom Kostbarsten, das im Laufe der Jahre herangewachsen ist. Damit kommen wir einen Schritt näher an die Erfüllung des Gebets von Jesus: Er betete, dass möglichst alle Christen in Einheit zusammenleben, damit alle Menschen erkennen können, wer Jesus ist. Darum darf die Suche nach mehr Einheit kein Hobby bleiben, sondern muss ein zentrales Herzensanliegen von uns allen sein.   

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Datum: 24.11.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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