Innovative Gemeinden

«Wir brauchen wieder eine Hoffnungstheologie»

Benjamin Leuenberger leitet die Chrischona-Gemeinde Lenzburg. Wir fragten ihn über das Geheimnis der Anziehungskraft seiner Gemeinde.
Benjamin Leuenberger

Livenet: Was macht Ihnen am meisten Freude an Ihrer Gemeinde?
Benjamin Leuenberger: Die Aufbruchstimmung, die bei uns zu spüren ist und die im Zusammenhang mit unserem neuen Gebäude, unserer neuen Vision und dem anstehenden Pastorenwechsel steht. Auch die vielen jungen und motivierten Menschen in unserer Gemeinde machen mir viel Freude.

Wo sehen Sie die grössten Chancen für die Entwicklung Ihrer Gemeinde?
Lenzburg ist eine wachsende Stadt mit wenigen Freikirchen. Ich sehe hier ein grosses Potential, die Menschen dieser Stadt zu erreichen und ihnen zu dienen. Wir haben eine erneuerte und begeisternde Vision, die es nun in Programmen und Strukturen umzusetzen gilt. Zudem gibt es verschiedene Anknüpfungspunkte, wo wir in der politischen Gemeinde aktiv werden können.

Gibt es in Ihrer Gemeinde Barrieren für neue Besucher, die abgebaut werden müssten?
Unser Gottesdienst und das Vorher und Nachher wirken manchmal noch etwas altbacken und verstaubt, obwohl vieles schon besser geworden ist. Aber wir müssen uns fragen, wie ein Gottesdienst sein sollte, damit ich meinen Nachbar oder Freund gerne einladen würde. Was uns begeistert und Spass macht, wirkt einladend und ansteckend auf Menschen in unserem Umfeld.

Wie kommen heute Ihrer Erfahrung nach Menschen am häufigsten zum Glauben?
Durch Beziehungen zu Christen, die ihren Glauben mit Überzeugung leben. Menschen müssen an unserem Leben erkennen können, dass der Glaube und Jesus Christus etwas Reales ist und wirklich einen Unterschied ausmacht. Darum müssen Christen in ihrer Nachbarschaft präsent sein und Segen verbreiten. Genau dasselbe gilt für Kirchen.

Welche Themen verdienen eine breitere Beachtung in Landes- und Freikirchen?
Es braucht neue Angebote und Ideen im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit, also nicht mehr nur klassische Jungschi- und TC-Arbeit. Die Ausländer mit ihren Fragen und Bedürfnissen sind ein riesiges Feld, wo es noch wenig kreative Ideen gibt. Auch das Thema der Gottesdienstgestaltung muss neu und innovativ diskutiert werden. Zudem brauchen wir wieder eine Zukunfts- und Hoffnungstheologie.

Wie halten Sie sich körperlich und geistlich fit für Ihre Aufgabe?
Ich gehe regelmässig im Wald joggen, um nach einem langen Tag im Büro den Kopf frei zu kriegen. Sporadisch gehe ich auch schwimmen und wandern. Geistlich halte ich mich durch das Lesen von guten Büchern und durch das Hören von Predigten via Podcast fit. Dazu hilft mir auch das regelmässige Gespräch mit guten Freunden und vor allem mit meiner Frau.

Welches war für Sie das beste evangelistische Projekt im letzten Jahr?
Unsere Kinderwoche in den Frühlingsferien hat jeden Nachmittag zwischen 70 und 100 Kinder angezogen. Im Verlauf der ganzen Woche waren weit über 100 Kinder dabei. Wir hatten ein modernes und kindergerechtes Programm mit einer klaren Botschaft und dazu viel Action und Spass. Viele dieser Kinder kommen unter dem Jahr in eines unserer Kinderprogramme.

Beschreiben Sie drei zentrale Werte Ihrer Gemeinde.
Verbünden: In der Bibel spielen Bündnisse eine zentrale Rolle. Verbünden heisst, uns gegenseitig zu unterstützen, anzunehmen, die Stärken zu schätzen und die Schwächen auszugleichen.
Hingehen: Wir sollen in diese Welt hineingehen, direkt vor unserer Haustüre in unserer Nachbarschaft. Aber es heisst auch, Menschen in Länder am anderen Ende der Welt zu senden.
Gestalten: Wir sind aufgefordert, aktiv unsere Umwelt mitzugestalten und so die neue Schöpfung Gottes bereits heute ansatzweise Realität werden zu lassen.

Gibt es ein besonderes diakonisches Projekt in Ihrer Gemeinde?
Wir haben eine Ausgabestelle von Lebensmittel, die von der 'Schweizer Tafel' beliefert wird. Zweimal in der Woche kommen 20-25 Personen vorbei. Das Essen geht an bedürftige Menschen, seien es Ausländer oder Schweizer. Mittlerweile wenden sich die sozialen Dienste der umliegenden politischen Gemeinden mit Anfragen von bedürftigen Personen an uns.

Ihr Lieblingsbibelvers – weshalb?
Jeremia, Kapitel 29, Vers 11: «Denn ich weiss genau, welche Pläne ich für euch gefasst habe, spricht der Herr. Mein Plan ist, euch Heil zu geben und kein Leid. Ich gebe euch Zukunft und Hoffnung.»

Gott hat eine gute Zukunft für die ganze Welt bereit. Das soll und kann uns Hoffnung geben. Wir brauchen wieder eine echte Hoffnungs- und Zukunftstheologie in unsere Kirchen. Wir Christen können hoffnungsvoll und zuversichtlich in Zukunft schauen, weil wir ein gutes Ende erwarten. Darum dürfen wir uns nicht aus der Welt zurückziehen, sondern müssen aktiv an einer besseren Zukunft mit gestalten.

Zur Person

Zivilstand, Familie: verheiratet mit Noemi
Name der Gemeinde: Chrischona Lenzburg
Gründung: 
1925
Gehört zum Verband: Chrischona-Gemeinden Schweiz
Anzahl der Besucher, Mitglieder: ca. 100/ 97 Mitglieder
Gemeindeslogan: Mit Gott für Lenzburg
Besondere Aktivitäten: Quartierarbeit mit Ausländerkindern, Adventsbrunch, Ausgabe von Lebensmitteln, Lager- und Kinderwochen, Internationale Feste, Breakdance
Gemeindeadresse: Langsamstig 4, 5600 Lenzburg
Webseite: www.chrischona-lenzburg.ch

Datum: 03.09.2013
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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