Das neue Namensrecht ist nicht das Problem
Bei der Eheschliessung sollen die Partner inskünftig ihren Namen behalten. Kinder tragen jenen Ledignamen, den das Paar bei der Heirat bestimmt. Der Ständerat hiess die Revision mit 38 zu 0 Stimmen gut. Das neue Prinzip, dem der Nationalrat noch nicht zugestimmt hat, lautet: Jede und jeder trägt den eigenen Namen von der Wiege bis zur Bahre. Ausnahmen sind indessen zulässig. Den gemeinsamen Familiennamen, den derzeit der Ehemann vorgibt, schafft der Ständerat nicht ab. Als Familienname kommt aber nur einer der beiden Ledignamen in Frage. Doppelnamen, etwa Leutenegger Oberholzer, soll es in Zukunft nicht mehr geben. Die Brautpaare legen den allfälligen Familiennamen bei der Heirat fest. Die Ständeratsvorschläge gelten auch für homosexuelle Paare, die eine registrierte Partnerschaft eingehen.
Die heute gebräuchlichen sogenannten Allianznamen mit Bindestrich, etwa Widmer-Schlumpf, sollen bleiben. Kinder sollen den allfälligen Familiennamen erhalten oder den Ledignamen, den die Eltern bei der Eheschliessung bestimmen. Der Nachname des Kindes soll aber innerhalb eines Jahres nach Geburt des ersten Kindes auf den ledigen Namen des anderen Elternteils geändert werden dürfen. Die Vorlage geht zurück an den Nationalrat.
Konzession an den Individualismus
In der NZZ am Sonntag ging Markus Häfliger auf das Argument ein, die Reform schwäche die traditionelle Familie. Mit Verweis auf die Geschichte zeigte er auf, dass die heute geltende Namensgebung keine sehr lange Tradition hat und plädierte dafür, der vom Ständerat beschlossenen Reform keine allzu hohe Bedeutung einzuräumen. Häfliger verwies dagegen auf Baustellen und Entwicklungen, welche die Familie stärker herausfordern:
Erstens der Individualismus und die Multioptionsgesellschaft, welche dem Einzelnen suggerieren, dass es immer noch eine bessere Variante – sprich Beziehung – geben könnte.
Zweitens die heutige Arbeitswelt. Die Herausforderung, Familienarbeit, Kinder und Beruf in Einklang zu bringen, überfordert viele und bringt Spannungen in die Partnerschaft, welche diese zerstören können.
Drittens nennt die NZZ am Sonntag den unbefriedigenden Zustand bei den Steuern für Ehepaare, welche nach wie vor Ehepaare gegenüber Singles benachteiligen. «Wenn die Formalie Namensrecht einmal abgeschafft ist, liegt in diesen Themen genügend Stoff für wirklich fundamentale Familien-Debatten im Parlament», so Markus Häfliger Leiter des Ressorts Schweiz der NZZ am Sonntag.
Datum: 15.06.2011
Autor: Fritz Imhof
Quelle: SSF/NZZaS