Bern

Erster Israel-Kongress in BEA-Festhalle

Wenn Gott an Israel handelt, ist die ganze Menschheit mitgemeint. Von dieser Überzeugung war der erste Kongress getragen, den die Israel-Werke Schweiz vom 5.-7. September in der BEA-Festhalle Bern durchführten. Nach ihren Angaben verfolgten über 4000 Personen die Vorträge über das „Comeback Israels“, die Juden, die Völker und Gottes Heilsplan. Der israelische Botschafter in Bern sprach ein Grusswort.
Es gibt nur einen Ölbaum: Benjamin Berger.
Israel als Instrument Gottes sehen: Marcel Rebiai.
Lobpreis verbindet: Tambourin-Ensemble.
Werner Scherrer
Israel-Tage in der Festhalle der BEA in Bern.
Juden und Völker in einer Heilsgeschichte: Johannes Gerloff.
Worship

Israel sei Gottes Werkzeug, um an den Völkern, den Heiden, zu handeln, sagte Marcel Rebiai, Gründer und Leiter der in Jerusalem aktiven „Gemeinschaft der Versöhnung“. Er sei daran, Israel zu diesem Zweck wiederherzustellen. Wenn man vom Zentrum des Evangeliums – Jesus, dem Gekreuzigten – ausgehe, könne man „Gottes Leidenschaft für das jüdische Volk teilen“ und gleichzeitig wissen, dass Gott auch die islamischen Länder befreien werde.

Rebiai erzählte auch von Schattenseiten christlicher Israel-Begeisterung. Die Gemeinschaft werde in Israel „immer wieder überschwemmt von Leuten, die seelisch instabil sind, sich religiös aufheizen und das dann zurücktragen in ihre Gemeinden“. Dabei gehe es gerade nicht darum, politisch Partei zu ergreifen. Juden seien als Menschen keineswegs besser als andere. Gott habe sie ganz einfach erwählt, um seine Pläne auszuführen. „Gott ist ein Gott der Völker“, betonte Rebiai.

Botschafter Elgar: Staatsgründung – ein Wunder

Herzlich begrüsste der Kongressleiter und Alt-Nationalrat Werner Scherrer den israelischen Botschafter Ilan Elgar. In der Schweiz herrsche grundsätzlich eine positive Stimmung gegenüber Israel, meinte der Botschafter, zum offensichtlichen Erstaunen vieler Besucher. Dies habe er gerade beim 60-jährigen Jubiläum des Staates Israels gemerkt. Die Staatsgründung bezeichnete Elgar als Wunder. 2000 Jahre habe man auf dieses Wunder gewartet.

Leid der Juden, Licht für die Völker

Johannes Gerloff, deutscher Journalist und Theologe in Jerusalem, stellte Bezüge zwischen der Geschichte der Juden und jener der Völker her. Zu den Jahrhunderten, die mit der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahr 70 begannen, meinte er: „Israels Exil bedeutet Gnadenzeit für die Völker“. Gerloff verwies auf Stellen im Alten Testament. So habe Abraham das ihm verheissene Land verlassen müssen, weil die Schuld der Amoriter noch nicht voll war; der babylonische Herrscher Nebukadnezar und seine Nachfolger hätten dank den Israeliten Gott erkannt. Gerloff lud dazu ein, das Alte Testament einmal aus der Sicht der Völker zu lesen. Zugleich kritisierte er, dass die Bibel von Christen seit langem – und bis heute – so missverstanden werde, als sei die Kirche die Erbin der an die Juden ergangenen Zusagen Gottes. Jesus sei aber der König der Juden gewesen.

‚Jerusalem‘ nicht spiritualisieren

Gegen die sogenannte Ersatztheologie, wonach die Christen den Platz der Juden eingenommen hätten, wandten sich die Israel-Werke bereits in ihrer Grundsatzerklärung von 2003. Prof. Dr. Jacob Thiessen, Rektor der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule (STH) in Basel, setzte sich mit dem Verhältnis von Christen und Juden auseinander. Er machte an Hebräer 12 (und 11,9f.) deutlich, dass „Jerusalem“ keinesfalls spiritualisiert werde. Verheissungen an das jüdische Volk dürften nicht einfach alle für Christen uminterpretiert werden. Zwar seien die Christen in den Ölbaum eingepfropft worden. Das bedeute aber keineswegs, dass jegliche Unterschiede zwischen Juden und Christen aufgehoben wären: „Das würde ja heissen, dass wir alle auch umziehen müssten.“

Comeback der Juden – der Messias steht noch aus

Auch Benjamin Berger, Leiter einer messianischen Gemeinde in Jerusalem, griff das (paulinische) Bild vom Ölbaum auf. Er bedauerte, dass man „Christen“ und „Juden“ immer noch separat sehe; dabei gehöre man doch zum gleichen Ölbaum. „Wenn diese Beziehungen mehr und mehr organisch werden, werden wir auch weniger Fragen haben.“ Dann sei, so Rebiai, auch das Konkurrenzdenken zwischen Juden und Christen ausgeschlossen. Wäre man sich der einzigartigen Stellung der Kirche – Braut von Jesus Christus! – bewusst, könne keine Rivalität aufkommen.

Der Israel-Kongress stand unter dem Motto „Comeback Israels“. Das Comeback sei ein dreifaches, sagte Rebiai: Rückkehr ins Land (seit Ende des 19. Jahrhunderts), Staatlichkeit (vor 60 Jahren) – und die Offenbarung des Messias Jeshua unter den Juden.

Fürbitte – und Dialog auf Augenhöhe

Chuck Cohen, ein seit langem in Israel lebender Jude aus den USA, pflichtete ihm bei. Er regte die Zuhörer persönlich zur Fürbitte an. Auch wenn der Kongress nicht als Gebetstreffen organisiert wurde: Fürbitte stehe im Vordergrund. Er wünsche nicht, dass alle Anwesenden Israelfans würden. Vielmehr gehe es darum, den Willen Gottes zu erkennen und ihn zu bitten, diesen zu erfüllen. Man solle dafür beten, dass die Juden Gott erkennen. Als Direktor der „Intercessors for Israel“ (Beter für Israel) setzt sich Cohen auf internationaler Ebene für dieses Anliegen ein.

Pfr. Geri Keller, Gründer der Winterthurer Stiftung Schleife, blickte auf christlich-jüdische Versöhnungsbemühungen zurück. Bei manchen Veranstaltungen sei man auf dem Boden gelegen und habe geheult, Busse getan und das jüdische Volk um Verzeihung gebeten. Davon müsse man nun wegkommen. Man müsse aufstehen, damit „ein Dialog auf Augenhöhe“ möglich werde: „Die Schuld ist abgewaschen – wir stehen auf und wir leben in der Partnerschaft des Ölbaums“. Keller rief zum gemeinsamen Engagement auf, damit die Juden frei würden für den viel grösseren Dienst an den Nationen.

Christen und die jüdischen Gebote

Einer der Zuhörer wollte festgehalten wissen, dass Christen keinerlei jüdische Gebote, keine jüdischen Feste mehr zu halten hätten. Dies wollte Berger so nicht stehen lassen. Er wies auf die endzeitliche Bedeutung der Feste Israels hin: Jesus sei nicht an irgendeinem Tag gekreuzigt worden, sondern am Passahfest. Der Heilige Geist sei nicht an irgendeinem Tag ausgegossen worden, sondern an Pfingsten. So würden auch die übrigen Feste, die Gott Israel gegeben habe, künftig eine Erfüllung finden.

In diesem Zusammenhang wandte sich Cohen gegen Gesetzlichkeit. Man solle seine persönlichen Überzeugungen leben, ohne sie zum allgemeinen Gesetz zu erheben. Gott habe ihm gezeigt, dass er gemäss alttestamentlichen Vorschriften kein Schweinefleisch essen solle. Wenn er jetzt seiner Gemeinde sage, sie dürfe kein Schweinefleisch essen – und das bloss darum, weil Gott dies ihm gezeigt habe, sei das gesetzlich. Scherzhaft schloss er an: „Schinken wird Sie nicht vom Himmel fernhalten. Aber gemäss den Ärzten werden Sie schneller dorthin gelangen.“

Was Christen für Israel tun können

Gemäss Gerloff sollen Christen so leben, dass Juden sagen: „So will ich auch leben!“ Gerloff wünschte den Christen einen klaren Blick für ihren Auftrag: Gemäss Paulus dient das Heil der Heiden nämlich dem Zweck, dass Israel den Heiden nacheifern soll (Römer 10,19; 11,14).

Rebiai schilderte die eigentlich prekäre Situation der messianischen Juden: von orthodoxen Juden verachtet, von den Kirchen aus Furcht gemieden und von der säkularen Welt nicht verstanden. Leider habe er mehrmals erlebt, dass sich Christen auf eine Stufe mit den Juden stellten, aber zu den messianischen Juden auf Distanz gingen. Dabei seien gerade diese die geringsten Brüder, die von Christen unterstützt werden müssten. Werner Scherrer rief dazu auf, das Anliegen „Israel“ weiterzutragen: in Gottesdienste, Gebetsgruppen und über Leserbriefe in die Medien.

Die „Liebe zu Israel“ mehren

Der Kongress wurde abgeschlossen mit einer Proklamation „Wir stehen zu Israel“. In der „Arbeitsgemeinschaft Israel-Werke Schweiz“ (IWS), die den Kongress durchführte, sind insgesamt 18 Israel-Werke miteinander verbunden, darunter Hilfswerke (zum Beispiel ‚Brücke zu Israel‘), missionarische Werke (Juden für Jesus) oder Organisationen, die Juden helfen zurückzukehren (‚Ebenezer – Operation Exodus‘). Verschiedene Werke unterstützen messianische Gemeinden in Israel, andere fokussieren auf die Schweizer Öffentlichkeit, wollen Schweizer Christen für Israel sensibilisieren und eine „biblische Sicht“ vermitteln.

Links zum Thema: Die Proklamation des Israel-Kongresses
Israel-Werke Schweiz

Autor: Adrian Hartmann, Bearbeitung: Livenet
Bilder: Martin Stucki, msgrafik

Datum: 19.09.2008
Quelle: Livenet.ch

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