Gegen den Willen der Regierung überwies der Grosse Rat eine Motion der CVP mit 75 gegen 29 und eine Motion der SVP mit 80 gegen 36 Stimmen. Damit muss die Regierung ein Einführungsgesetz zum Eidgenössischen Arbeitsgesetz vorlegen. Statt der Regierung soll nun der Grosse Rat künftig die acht arbeitsrechtlichen Feiertage festlegen können. Der Aargauer Regierungsrat wollte auf 1. Januar 2008 hin eine Harmonisierung der Feiertagsregelung vornehmen. Der Beschluss löste einen Sturm der Entrüstung aus. Die im Anhörungsverfahren vorgebrachten Bedenken der Partei seien in keiner Art und Weise in den Entscheid der Regierung eingeflossen, schrieb zu Beginn des Jahres die kantonale CVP. Enttäuscht zeigte sich auch die katholische Kirche, weil verschiedene katholische Feiertage gestrichen werden sollten. Von der Neuregelung und somit von der Streichung von Fronleichnam, Allerheiligen, Maria Himmelfahrt und Maria Empfängnis als Feiertage betroffen seien verschiedene Bezirke. Die bis anhin geltende Feiertagsregelung habe sich konfessionell auf die Bezirke und Regionen ausgerichtet und auf örtliche Begebenheiten Rücksicht genommen, unterstrich die CVP. Die Regierung begründete die einheitlichen Feiertage mit wirtschaftlichen Interessen. Der Kanton könne gemäss Bundesgesetz zusätzlich zum 1. August nur acht Feiertage festlegen. Den Gemeinden stehe es freie, weitere Feiertage zu beschliessen. CVP-Grossrat und Motionär Otto Wertli sagte, der Aargau brauche eine Lösung, die den regionalen und religiösen Traditionen besser Rechnung trage. Wertli ist Sekretär der römisch-katholischen Landeskirche Aargau. Der Aargau werde "reizlos und eintönig", sagte SVP-Grossrätin und Motionärin Milly Stöckli. Die abendländischen Brauchtümer dürften nicht aufgeben werden, während sich der Islam ausbreite. Für ein kantonales Einführungsgesetz zur Festlegung der Feiertage sprachen sich auch die SP und EVP aus. Einzig die Grünen waren dagegen. Die FDP legte sich nicht fest. Es werde "eine individuelle Betrachtungsweise" respektiert. In den Abstimmungen lehnte eine Mehrheit der Fraktion die Motionen ab.Auf örtliche Gegebenheiten Rücksicht nehmen
Identitätsstiftende regionale Traditionen?
In der Aarauer Altstadt
Datum: 26.10.2006
Quelle: Kipa