Bibelvers an Camper könnte «Hassrede» sein
Mick Fleming (59) sagt, ein Beamter habe ihn kürzlich an einer Tankstelle angesprochen. Der Polizist sagte, die Bibelstelle «könne im falschen Kontext als Hassrede verstanden werden». Sollte sich jemand darüber beschweren, würde die Polizei der Sache nachgehen, und er könne dadurch «in Schwierigkeiten geraten».
Bei dem Schriftzug auf seinem Wohnmobil handelt es sich um den Bibelvers aus dem Johannes-Evangelium Kapitel 3, Vers 16: «Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.»
«Wo stehen wir als Land?!»
Der Polizist habe dies einfach als guten Rat gemeint. Mick Fleming, dessen engagierter Einsatz im Kampf gegen die Armut bereits mehrfach in den Medien thematisiert wurde, war überrascht. «Ich frage mich, was die Leute denken. Wo stehen wir als Land, wenn ein Stück christliche Schrift auf der Rückseite eines Vans als hasserfüllt oder bösartig wahrgenommen werden kann?»
Und weiter reflektiert er: «Vielleicht bewegt sich unsere Gesellschaft dahin, dass man gläubige Menschen gar nicht mehr mit am Tisch haben möchte.» Er hielt weiter fest, dass er nicht beabsichtige, den Vers zu entfernen, da er für ihn «eine zentrale Botschaft darüber ist, wie echte Veränderung möglich wird».
Anerkennung für soziales Engagement
Viele Kommentatoren unter seinem Video bekundeten ihre Unterstützung und bezeichneten den Vers als «eine Botschaft der Liebe». Die Polizei von Lancashire erklärte, es gebe keinen Eintrag zu einem solchen Vorfall. Ein Sprecher sagte: «Wir würden dies nicht als Hassrede einstufen und bitten die betreffende Person, direkt mit uns Kontakt aufzunehmen, damit wir den Sachverhalt prüfen können.»
Das öffentliche Zeigen religiöser Texte ist im Vereinigten Königreich im Rahmen der Meinungsfreiheit grundsätzlich erlaubt. Allerdings kann Äusserungen, die als bedrohlich gelten oder darauf abzielen, Hass gegen Menschen – etwa aufgrund von Religion oder sexueller Orientierung – zu schüren, nach dem «Public Order Act» von 1986 und verwandten Gesetzen, strafrechtlich nachgegangen werden.
Fleming, ein ehemaliger Drogenhändler, der durch den christlichen Glauben zur Wohltätigkeitsarbeit fand, war bereits in der «BBC»-Sendung «Songs of Praise» zu sehen und erhielt vom Prince of Wales eine Anerkennung für sein soziales Engagement.
Wie wäre «Hassrede» möglich
Eine Klage wegen Hassrede dürfte also laut der Polizei von Lancashire chancenlos sein. Geprüft würde wohl nicht einzig der Text, sondern der Kontext, die Absicht und die mögliche Wirkung – also nicht einzig die Bibelstelle, sondern die Interpretation oder der Rahmen.
In den letzten Jahren ist die öffentliche Wahrnehmung von religiösen Inhalten sensibler geworden. Manche könnten in eine Bibelstelle – selbst in eine neutrale – zum Beispiel etwas Ausschliessendes, Intolerantes oder eine politische oder moralische Haltung hineinlesen (etwa gegen LGBTQ+-Rechte oder gegen Nicht-Christen), auch wenn das vom Absender gar nicht beabsichtigt ist.
Es klingt so, als hätte der Beamte gutmeinend darauf hinweisen wollen, dass jemand theoretisch eine Beschwerde einreichen könnte und dass die Polizei dann verpflichtet wäre, den Fall zu prüfen – auch wenn am Ende keine Straftat vorliegt.
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Datum: 14.11.2025
Autor:
Daniel Gerber
Quelle:
Livenet / Christian Today