Strategietag Chrischona-Gemeinschaftswerk Deutschland
Es gehört zu den weniger erfreulichen Erfahrungen unserer Gemeindearbeit: Wir setzen uns ein, planen hoffnungsvoll, um Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Doch als Kehrseite missionarischer «Aktionen» bleibt oft ein nagendes Gefühl von Unzulänglichkeit: Warum haben wir so wenig(e) erreicht? Sind wir hinter unseren Möglichkeiten zurück geblieben? Ausgebremst durch eine vorschnelle Zufriedenheit mit «Gut genug»? Oder haben wir nur die falsche Strategie?
«Missionarische Bedeutung werden wir dort entfalten, wo wir persönliche Gaben, Fähigkeiten und Kompetenzen als Gemeinde bündeln, Beziehungen gestalten und unsere Kultur als Christen spirituell durchdringen... Denn Gott hat uns nicht einfach als Gemeinde berufen, sondern als eine Gemeinde für die Welt. In sie sollen wir uns einmischen, Salz und Licht sein, gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, Land für Gott gewinnen...» Wer sich am 10. Mai als Mitarbeiter oder Mitglied einer Gemeindeleitung zum «Strategietag» im Rahmen der Delegiertenversammlung des deutschen Chrischona-Gemeinschaftswerkes (CGW) aufgemacht hat, ist konfrontiert mit herausfordernden Gedanken und Impulsen für eine veränderte Gemeindepraxis. «Gott erleben – Alltag gestalten», «Gemeinde erleben – Gesellschaft verändern»: Die beiden Referate von Dr. Johannes Reimer, Professor für Missiologie an der Theologischen Hochschule Ewersbach, haben es in sich.
Pro-aktiv unterwegs
Nach dem Wort Gottes ist Gemeinde «ekkle-sia» – eine Gemeinschaft von Herausgerufenen und Herausgeforderten, ausgerichtet auf die Königsherrschaft Gottes und die Repräsentanz seines Reiches in dieser Welt. «Wir sind Tempel des Heiligen Geistes – und der Tempel ist für die Menschen da», so Reimers. Ziel missionarischen Handelns ist vorrangig der Weg in unsere Nachbarschaft, in das Gemeinwesen. Gemeindestrukturen sollen sich am Lebensraum von Menschen orientieren, Programme immer auch der Veränderung und Gestaltung des Ortes dienen.
«Pro-aktive» oder «präsentische Evangelisation» nennt Reimers das und motiviert mit Epheser 2: «Lasst uns die Orte, an denen wir zuhause sind, geistlich adoptieren. Wo wir uns als Ortsgemeinde tatsächlich in unserem Dorf, unserer Stadt, unserem Quartier verorten und in der Lebenswelt unserer Mitmenschen mit guten Werken engagiert sind, da sehen die Menschen das und preisen Gott! Ein solches Zeugnis hat immer missionarisches Potenzial und verleiht der Gemeinde Autorität!»
Ressourcen aktivieren
Wie kommen Gemeinden zu einer von leidenschaftlicher Spiritualitaät bestimmten Alltagsgestaltung? Was braucht es, um Wort und Tat, Verkündigung und diakonisch-gesellschaftliches Engagement miteinander zu verbinden? Das sind Fragen, mit denen sich die Zuhörer in Kleingruppen auseinandersetzten. «Ich habe heute neu verstanden, dass wir eine veränderte Perspektive für die Menschen an unserem Ort brauchen», sagt ein Teilnehmer. «Und ich bin gespannt, welche Ressourcen wir als Gemeinde entfalten werden, um für Menschen in unserem Ort relevante Angebote machen zu können».
Günther Kress ist Mitarbeiter beim Chrischona-Gemeinschaftswerk Deutschland (CGW).
Datum: 17.06.2014
Autor: Günther Kress
Quelle: Livenet