Schlüssel zum Verstehen des Christentums versteckt
Natürlich will auch der «Spiegel»-Verlag am Weihnachtsgeschäft mitverdienen – auch wenn er jahrzehntelang biblische Berichte als Fiktionen hingestellt hat. Das neue Sonderheft Geschichte heisst «Jesus von Nazareth und die Entstehung einer Weltreligion». Es schlägt den Bogen vom Leben Jesu über die antike Welt und die Lebensumstände in «Palästina» bis zu den frühen Christen.
Der Auferstandene im Bild
Eingehende Texte und sorgsam ausgewählte Bilder aus vergangenen Jahrhunderten laden zum Blättern und Lesen ein. Das Heft zollt der weltgeschichtlichen Wirkung des «Mannes aus Galiläa» Tribut, spricht aber den Berichten der vier Evangelien Augenzeugenqualität ab. Im einzigartig kühnen Bild von Matthias Grünewald (1515) wird der Auferstandene gleich seitenübergreifend gezeigt. Jesus bekommt Profil: «Er strebte eine Gesellschaft der Gleichen an, in der nicht alle gleich viel oder gleich wenig hatten, sondern in der alle zugleich die Gemeinschaft mit Gott eingingen.»
Heilungen und das Reich Gottes
Laut dem Berliner Theologieprofessor Christoph Markschies, der auf sechs Seiten zu Wort kommt, war Jesus «tatsächlich jemand, der Kranke gesund machen konnte»; dafür gebe es «viel zu viele Überlieferungen». Bezeichnend für den Spiegel-Zugang zu Jesus ist der Einwurf der Interviewer: «Eigentlich ist das ja ganz schön vermessen: Ich, der Sohn eines Zimmermanns, errichte das Reich Gottes!» Die Lektüre der Bibel zeigt: Jesus gab sich (auch Pilatus gegenüber) nicht als Macher, sondern bezeugte durch Worte und Handlungen, dass das Reich Gottes mit ihm angebrochen war.
Ohne Auferstehung bleibt die Urkirche ein Rätsel
Wie das Christentum ohne die tatsächliche Auferstehung von Jesus hätte entstehen können, kann auch das Heft nicht begreiflich machen. Der angesehene Theologe Markschies, 2006-2010 Präsident der Humboldt-Universität, baut eine Brücke: «Ich glaube, es entsteht, indem Leute kommen und sagen, sein Leben ist nicht gescheitert, sondern er lebt. Wir haben ihn gesehen! … Und sie ziehen durch das Römische Reich und erzählen das weiter, selbst wenn sie verprügelt werden.» Bezeichnend für den Spiegel: Markschies erwähnt das Zeugnis von der Auferstehung als grundlegend für die Urkirche – die Macher des Hefts verdrehen dies in der hervorgehobenen Zusammenfassung: «Sie erzählen von Jesu Tod am Kreuz, selbst wenn sie verprügelt werden.»
Wie kam es zur Botschaft für alle Völker?
Das Inhaltsverzeichnis blendet Ostern aus: «Nach Jesu Tod bildete sich in Jerusalem die erste christliche Gemeinde…». Doch wer die Auferstehung ablehnt, kann nicht erklären, warum Jesus, der sich vorher den Juden widmete, nun die Weltmission einläutete (Die Bibel, Matthäus 28,19: «Macht alle Völker zu Jüngern!»). Denn wenn er nicht auferstand, kann er als Auferstandener nichts gesagt haben. Auch dem Selbstverständnis der Apostel wird so nicht Rechnung getragen. Sie verstanden sich zuerst und vor allem als Zeugen der Auferstehung Jesu (Apostelgeschichte 1,22).
Markschies macht deutlich, warum sich das Christentum im Römischen Reich ausbreitete: «unglaublich erfolgreiche» Dienste an Bedürftigen, Vergebung für individuelle Schuld, «starkes Netzwerk» von Europa bis Westasien. Doch die alles durchdringende Motivation durch den Heiligen Geist, den der auferstandene Jesus seinen Anhängern gab, bleibt jenseits des Horizonts des Spiegel-Sonderhefts.
Glaubwürdige Evangelien
Markschies betont, dass die Evangelien «die mehr oder weniger selbe Geschichte» erzählen, mit unterschiedlichen theologischen Akzenten. Und was im TV- und Internet-Zeitalter kaum mehr vorstellbar ist: «Die Worte und die Gleichnisse Jesu werden memoriert, Leute können enorme Textmengen auswendig.» Der Theologe argumentiert, der Evangelist Lukas, ein Arzt, hätte am Schreibtisch in der Weltstadt Antiochia Gleichnis vom verlorenen Schaf, das galiläische Landluft atmet kaum erfunden. – Gesunder Menschenverstand, den manche Zeitgenossen in den komplizierten Hilfskonstruktionen der Bibelkritiker arg vermissen.
Auch das gibt’s am Kiosk:
Teensmag (christliches Jugendmagazin)
Christliches Magazin «Lebenslust»
Buch zum Thema:
Jörg Zink: Auferstehung
Josh McDowell: Die Tatsache der Auferstehung
Jürg Zink: Auferstehung. Und am Ende ein Gehen ins Licht
Datum: 03.12.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet