Missionieren in der Schweiz

Dürfen Mormonen nicht mehr religiös werben?

US-Senator Mike Crapo fordert von der Schweiz, dass sie es den Mormonen erlaubt, im Lande zu missionieren. Ein entsprechender Brief ging an die Schweizer Botschaft in Washington, meldet swissinfo.ch. Die Mormonen dürfen ab 2012 in der Schweiz nicht mehr für ihre Kirche werben.
Mormonentempel
Ein Bild das nach der Beschreibung von Joseph Smith angefertigt wurde. Er erhält die goldenen Platten von dem Engel Moroni, auf dem Hügel Cumorah. (Foto: Wikipedia / Carl Christian Anton Christensen)

Im Brief, den 14 Kongressabgeordnete unterschrieben haben, forderte Crapo die Regierung in Bern auf, nach einem Weg zu suchen, damit die mormonischen Missionare der Church of Jesus Christ of Latter-day Saints (LDS) (Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage) weiterhin hier missionieren dürfen. Die grosse Mehrheit der Mormonen, die in der Schweiz missionieren, stamme aus den USA, insbesondere aus den Staaten Utah, Missouri, Idaho und Arizona.

Nur noch für EU-Bürger offen

Das Missionierungsverbot ist die Folge des Abkommens über den freien Personenverkehr der Schweiz mit der Europäischen Union (EU), das 2002 in Kraft trat. Gemäss dem Abkommen sind praktisch nur noch EU-Bürger auf dem Schweizer Arbeitsmarkt willkommen. Für Personen von ausserhalb, und dazu zählen auch die USA, ist der Zutritt stark eingeschränkt.

Gemäss dem Freizügigkeitsabkommen dürfen im laufenden Jahr maximal 80 Mormonen aus den USA in der Schweiz neue Mitglieder anwerben. 2011 dürfen es nur noch 50 sein. Ab 2012 ist es Missionaren jeglicher Religionen gänzlich untersagt, in der Schweiz zu missionieren.

Missionieren ist Arbeit

Ausschlaggebend für das Missionierungsverbot ist ein Urteil des schweizerischen Bundesgerichts von 1996. Darin waren die Lausanner Richter zum Schluss gekommen, dass die Missionierung eine Arbeitstätigkeit sei.

Die US-Abgeordneten wiesen in ihrem Beschwerdebrief darauf hin, dass die Missionare aus den USA ihre Arbeit in der Schweiz als unbezahlte Freiwillige verrichten. Umgekehrt könnten junge LDS-Mitglieder aus der Schweiz ihre zweijährige Missionstätigkeit in den USA ohne Einschränkungen absolvieren.

In ihrem Schreiben wiesen die US-Senatoren ferner auf die lange Präsenz der Mormonen in der Schweiz hin. So hätten diese ihren ersten Tempel in Europa in Zollikofen, einem Vorort von Bern, errichtet. Der Beginn der Geschichte der Mormonen in der Schweiz gehe allerdings bis ins Jahr 1850 zurück.

In den USA gebe es auch eine grosse Zahl von Mitgliedern der Kirche, die stolz auf ihre Schweizer Wurzeln seien, hiess es weiter. «Es wäre eine grosse Tragödie für unsere beiden Länder, wenn das langjährige Missionsprogramm der LDS-Kirche in der Schweiz beendet würde.»

Gesprächsbereitschaft

Die Schweizer Botschaft zeigt sich gesprächsbereit. «Gesetze und Bestimmungen können angepasst werden. Änderungen aber müssen von den dazu befähigten Stellen veranlasst werden», schrieb der Botschafter Urs Ziswiler in seiner Antwort.

Da ähnliche Fälle aus anderen Ländern vorlägen, würden die Schweiz einen Präzedenzfall schaffen, wenn sie bei den Mormonen eine Ausnahme mache, präzisierte Ziswiler gegenüber swissinfo.ch.

Der Sprecher des Schweizer Ablegers der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Peter Gysin, erklärte gegenüber swissinfo.ch, bisher habe ein Quotensystem bestens funktioniert. Er weist darauf hin, dass die Missionare ihren Aufenthalt in der Schweiz aus eigener Kasse bezahlten. «Sie nehmen weder jemandem die Arbeit weg, noch fallen sie in irgendeiner Weise dem Staat zur Last», heisst es in einem Positionspapier der Schweizer Mormonen.

Opfer der Wirtschaft?

Mit dem Freizügigkeitsabkommen sei die Zahl der Aufenthaltsbewilligungen für US-Bürger generell eingeschränkt worden, so Gysin weiter. Das habe aber Kritik der Schweizer Wirtschaft hervorgerufen. Darauf hätten die Schweizer Behörden den Hebel bei den Mormonen angesetzt.

In Bern wird die wirtschaftliche und finanzielle Unabhängigkeit der mormonischen Missionare nicht in Zweifel gezogen. «Aber das ist gar nicht der Punkt, denn die Frage, ob sie dafür bezahlt werden, ist irrelevant», sagt Adrian Wymann vom Bundesamt für Migration (BFM), verantwortlich für den Arbeitsmarkt in der deutschsprachigen Schweiz. Er verweist auf das oben erwähnte Bundesgerichtsurteil.

Die Mormonen nennen die Bibel und das Buch Mormon im gleichen Atemzug. Lehren beide das gleiche? Mehr dazu auf der Webseite der Evangelischen Informationsstelle www.relinfo.ch.

Direkt zu den Artikeln:

www.relinfo.ch/mormonen/bom.html
www.relinfo.ch/mormonen/index.html

Datum: 28.12.2010
Quelle: swissinfo.ch /Kipa

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