Die Diskussion drehte sich darum, ob auch westliche, christlich geprägte Staaten ‚neutral' werden sollten. Diese Staaten sind für An-Naim aufgrund ihrer Geschichte, die durch die Auseinandersetzung mit dem Christentum geprägt sei, oft "nicht säkular genug". Dürfe der deutsche Staat die Muslime aussen vor lassen, nur weil sie weniger zentral organisiert seien als die Kirchen? Nicht der deutsche Staat müsse sich verändern, sagte Schäuble, sondern die muslimische Gemeinschaft in Deutschland, wenn sie als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt werden wolle. Der in Khartum geborene An-Naim bezeichnet sich als "Kosmopoliten" mit sudanesischen Wurzeln. Vom Standpunkt des modernen Weltbürgers aus müssten historisch bedingte Eigenheiten staatlicher Strukturen überdacht werden, um sich auch neuen Bevölkerungsgruppen gegenüber vollständig zu öffnen. Schäuble hielt dagegen, die Politik müsse auf Mehrheiten und deren Identität Rücksicht nehmen. Zu einer Kleinstadt, die historisch christlich geprägt sei, passe kein Muezzinruf. Quelle: Tagesspiegel
Datum: 23.05.2009