Religion im Kindergarten: An Weihnachten hat’s Platz

Kindergarten

Während im Lehrplan der Primarschule eine Wochenlektion "Biblische Geschichte" festgelegt ist, gibt es für den Kindergarten keine solchen Vorgaben. Wir befragten christlich denkende Kindergärtnerinnen, ob und wie sie biblische und ethische Werte an die Kinder weitergeben.

Weihnachten ist für die befragten Kindergärtnerinnen ideal, um biblische Geschichten einfliessen zu lassen. Viele Eltern sind dankbar, wenn die Kinder den Hintergrund über Feste erfahren, die in unserer Kultur gefeiert werden. Manche Eltern delegieren das Thema Religion gerne an Kindergarten und Schule ab, weil sie selber damit überfordert sind. "Können Sie meiner Tochter erklären, wie das ist mit Gott?" wurde Damaris Wolf (26) letzthin von einer Mutter gefragt. Immer wieder hat sie auch Kinder von anderen Religionen in ihrer Gruppe. Sie leben ihren Glauben zurückhaltend, bleiben aber an religiösen Festtagen dem Kindergarten fern.

Kindergärtnerinnen, die nichts mit dem christlichen Glauben am Hut haben, weichen der Sache aus: Sie feiern ein Lichterfest mit den Kindern statt Weihnachten.

Angst vor negativen Reaktionen

Andrea Casali* hat den christlichen Glauben bis jetzt zurückhaltend einfliessen lassen, da sie sich vor negativen Reaktionen seitens der Eltern und Schulpflege scheut. Diese Befürchtungen sind nicht ganz unbegründet. Sie kennt Kindergärtnerinnen, die aufgrund ihres christlichen Engagements solche Probleme bekamen. In ihrer Ausbildung wurde sie darauf hingewiesen, in einer Gruppe mit Kindern aus verschiedenen Religionen vom Erzählen der biblischen Weihnachtsgeschichte abzusehen. (wir berichteten bereits über eine Auseinandersetzung in einem deutschen Kindergarten, weil sich ein Atheist gegen das Tischgebet im Kindergarten seines Sohnes wehrte).

Damaris Wolf stützt sich auf den neuen "Lehrplan Kindergarten" für den Kanton Aargau ab, wenn sie im Kindergarten christliche Feste feiert. Eines der Grobziele im Bereich der kulturellen Erfahrung ist darin wie folgt definiert: "Eigene und fremde Tradition und Bräuche erleben und mitgestalten."

Botschaft der Lieder

Debora Wüthrich (25) arbeitet in einem zweisprachigen Privat-Kindergarten (Deutsch und Englisch) in Küsnacht ZH. Sie bringt christliche Aspekte in den Kindergarten-Alltag ein, wenn sich diese ins Thema einbinden lassen: Ein Lied über den Körper, den Gott so wunderbar gemacht hat, in der Waldwoche jeweils ein Dankeslied vor dem Essen. Die aktuellen Lieder nimmt sie mit den Kindern auf und jedes Kind darf eine Kassette mit nach Hause nehmen. Für Doris Ojeifoh (34) aus Gunterhausen TG gehört ein Dankeslied zum Znüni-Ritual. Manche Eltern werden von ihren Kindern angesteckt und führen das Singen vor dem Essen auch zu Hause ein.

Auch für Damaris Wolf sind Lieder ideal, um die Kinder mit der christlichen Botschaft zu erreichen. Sie führt mit einer Arbeitskollegin zusammen alle zwei Jahre ein Weihnachtsspiel auf, das die beiden selber geschrieben haben. Bis zu 120 Zuschauer freuen sich jeweils an den Spielszenen und Liedern. Das Liederheft mit Texten und Bibelstellen dürfen die Besucher mit nach Hause nehmen.

Krieg und Frieden

"Larissa weint! Anna hat sie aus dem Spielhaus im Garten weggejagt!" berichten die Kinder aufgeregt. Larissas Tränen trocknen bei einer spannenden Geschichte im Büechli-Egge, während Damaris Wolf mit Anna einen Weg sucht, um sich zu entschuldigen und wieder Frieden zu schliessen. Szenenwechsel. "Scheisse!" kommentiert eine Mädchen den Einsturz des selbstgebauten Turmes. "Ich glaube, diese Wörter gehören nicht in den Kindergarten – oder?", fragt Damaris Wolf zurück. Für sie ist es wichtig, nicht nur biblische Geschichten zu erzählen, sondern den Glauben zu leben und auch im Alltag umzusetzen. Sie ist sich sicher, dass im Gebet für die Kinder und ihre Familien eine grosse Kraft liegt.

* Name verändert

Datum: 20.12.2002
Quelle: idea Schweiz

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