«Gott segnete mich durch eine Entzündung»
Spielerisch gleiten die filigranen Finger der Piano-Künstlerin Ana Cho über die Klaviertasten und malen ein Stück Unendlichkeit in den Saal des Wohn- und Pflegeheims Utzigen (BE). Andächtig hören die Besucher, wie Jung-Jin Kim das «Vater unser» auf Koreanisch singt. Dann ist das Konzert vorbei. Doch die Starpianistin zieht sich nicht zurück, im Gegenteil. Spontan hilft die Künstlerin dem Personal, den Bewohnern Kuchen zu verteilten.
«Gott liebt alle Menschen», sagt Ana Cho. «Und ich auch.» Sie spiele gerne in Altersheimen, «weil ich die Musik zu Menschen bringen will, die nicht an ein Konzert gehen können.»
Ana Cho ist Argentinierin. «Meine Eltern stammen aus Korea, doch wir wanderten aus, zuerst nach Paraguay, dann nach Argentinien.» In ihrem Ursprungsland sei sie nur einmal gewesen.
Gottes Kraft besiegt auch Krebs
In der Schweiz war sie häufiger, als in Korea. Im vergangenen Jahr wurde sie nach Lugano zu einem Meisterkurs eingeladen, und seither folgten zwei weitere Besuche, zuletzt in diesem November zu einer Konzertreihe.
Sie sei gerne unterwegs. «Immer wenn ich in Argentinien ein Flugzeug sehe, bete, ich: 'Gott, sende mich in die ganze Welt, um deinen Namen zu ehren und Musik für dich zu machen und Hoffnung zu bringen.' Ich danke Gott vielmals. Selbst habe ich keine Kraft, ich bin klein und schuldig. Aber Gott hat mir erlaubt, dass ich für ihn arbeiten kann.»
Ihre Familie sei stark im christlichen Glauben verwurzelt. «Meine Mutter war an Krebs erkrankt. Doch Gott gab ihr die Kraft zum Kämpfen und den Krebs zu besiegen.»
Gott segnete durch Entzündung
Im Jahr 2004 arbeitete Cho intensiv für ein Festspiel. «Dabei entzündeten sich die Sehnen meiner linken Hand, ich konnte nicht einmal mehr ein Glas Wasser halten.» Trotzdem spricht die Künstlerin von einem Segen. «Dadurch machte ich einen Bund mit Gott; ich versprach ihm: «Wenn ich wieder Musik machen kann, dann werde ich nur für dich spielen. Gott hat mein Herz berührt. Ich war sehr traurig, viele Leute hatten für meine Hände gebetet. Viele Pfarrer, Familien, Verwandten und ich auch, auf meinen Knien.»
Die Ärzte rieten zu einer Operation. Cho lehnte ab. Mehrere Klavierkenner hatten zu bedenken gegeben, dass das Spielen nach einer OP weniger gut gehen würde. «Vorher hatte ich immer gespielt, ohne zu wissen wofür. Mein Leben hatte keinen Sinn.» Auch wenn sie in diesem Moment schon nahe bei Gott gewesen sei.
«Aber durch meine Sehnenentzündung segnete mich Gott. Nun fühlte ich, wofür ich lebe. Ich will für Gott leben. Das Problem war ein Segen.»
Gott getroffen
Sie lebe in der vierten Generation einer Methodisten-Familie. «Aber ich musste Gott persönlich treffen. Zehn Jahre vorher war ich in einen Autounfall verwickelt. Gott wollte mich immer berühren. Bei diesem Autounfall habe ich Gott gefunden. Ich war 16 Jahre alt und mit einem Freund unterwegs. Er ist dabei gestorben. Ich habe zehn Jahre lang viel über das Leben nachgedacht. Die Liebe Gottes hat mich dann festgehalten. Ich sagte: 'Okay, ich verstehe nicht, aber ich fühle deine Liebe und vertraue auf dich. Ich vertraue, dass Gott alles zum Besten machen kann für jene, die ihn lieben, wie es in der Bibel steht*.»
In Utzigen sagte sie, sie wünsche sich, dass Johann Sebastian Bach noch leben würde. «Er ist mein Vorbild in der Musik und im Glauben.» Einmal habe sie Leipzig besucht. «Es gab in einer Kirche alle zwei Stunden ein Konzert mit seinen Werken. Die Kirche war voller Touristen. Psalmen und Kantaten wurden gesungen. Bach ist noch 300 Jahre nach seinem Tod ein Missionar. Ich sagte zu Gott, dass ich wie Bach für ihn arbeiten will. Bach sagte, dass die Musik zwei Ziele hat, sie ist zur Ehre Gottes und um die Seele zu erfrischen.»
* Die Bibel, Römer 8,28
Datum: 21.11.2012
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch