Viele Fans pilgern jeden Sonntag ins Heiligtum Fussball-Stadion. Anhänger vereinen sich zu regelrechten Glaubensgemeinschaften, wo die Verehrung und Anbetung des geliebten Clubs nur eines von vielen Ritualen ist. Rund um den heiligen Rasen werden dann lauthals andächtige Choräle zur 90-minütigen Andacht gesungen. In einer fast mystischen Heilserwartung hofft man auf das erlösende, Sieg bringende Tor. Rund um den erfolgreichen Stürmerstar mit Erlöserqualitäten wird eine eigentliche Heiligenverehrung betrieben. Sein Trikot hängt wie ein Kultgegenstand im Zimmer und seine Unterschrift wird wie eine Reliquie behandelt, von der magische Kräfte ausgehen sollen. Dass er ein völlig abgehobenes, sozusagen himmlisches Gehalt einsteckt, versteht sich von selbst… Auch die Sport-Journalisten bedienen sich gerne übernatürlicher Ausdrücke. Zum Beispiel hört man: «Der Ball ging wie durch ein Wunder ins Tor» oder: «Der Fussball-Gott muss Basler sein». So wurde auch an der WM 1986 in Mexiko ein Treffer, den Diego Maradona regelwidrig per Hand erzielte, der «Hand Gottes» zugeschrieben. Unerforscht bleibt jedoch das Geheimnis der Faszination Fussball, welche erwachsenen Männern Tränen in die Augen treibt, sie lauthals Lieder singen oder beim Torerfolg wildfremde Menschen in seliger Nächstenliebe umarmen lässt. Auch im Neuen Testament finden sich Aussagen, die von dieser Leidenschaft für den sportlichen Wettkampf sprechen. Der Wille zum Sieg gehört dazu. So schreibt Paulus: «Wisset ihr nicht, dass die, welche in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, aber nur einer den Preis erlangt? Lauft so, dass ihr ihn erlangt!» (1. Korinther 9,24) Da sehen wir eine gesunde Mischung aus sportlicher Ertüchtigung und glorreicher Aussicht auf Erfolg. Da will jeder vorne mit dabei sein. Bei allen Sportarten und beim Fussball gibt es nur einen «vergänglichen Kranz». Christen laufen aber um einen unvergänglichen Preis, das ewige Leben, die dauerhafte Gegenwart Gottes. Da lohnt es sich mit ganzer Kraft zu laufen bis zum Schluss. Das tägliche Leben mit seinen Herausforderungen ist dabei das Fussball-Feld. Sind wir darauf aus, auf diesem Feld den höchsten Preis – die Gegenwart Gottes – zu gewinnen? Denken Sie daran, wenn Sie in den nächsten Tagen mit den EM-Spielern mitfiebern und mitjubeln. Surftipp: www.fussball.jesus.ch
Natürlich könnte man im «Religions-Vergleich» noch viele Parallelen anfügen. So wird bei jedem Kultstätten-Besuch eine Bratwurst und ein Bier im Pappkartonbecher als heiliges Mahl eingenommen.
Autor: Martin Diener
Quelle: Chilezyt, Bauma ZH
Datum: 10.06.2004