Spontane Moderationen und CD’s, die noch von Hand in den Player eingelegt werden – Was äusserlich nach einem exklusiven Radio aussieht, ist auch von der Idee her einzigartig: Jugendliche machen Radio für Jugendliche. Unterstützt werden sie dabei von Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeitern. "Mit 'Vitamin R' kann die Kirche zeigen, dass sie die Jugendlichen und ihre Themen ernst nimmt", sagt Jeannine Oertle, Co-Sendeleiterin und Jugendarbeiterin im Dekanat St. Gallen. Ausserdem spiele es keine Rolle, ob jemand katholisch, reformiert oder muslimisch sei. Hier werde Ökumene gelebt, denn: "Radiomachen ist Teamarbeit. Jede und jeder ist wichtig." Unter dem Motto "voll krass – viel Spass" sendet "Vitamin R" trendige Musik, Spiele und Wettbewerbe. Doch dabei bleibt es nicht. In der täglichen Sendung "Jugendcooltur" thematisiert "Vitamin R" die Lebenswelt der Jugendlichen. Im Laufe der zwei Sendewochen kommen dabei unter anderem Rassismus, Sekten, Schulden oder auch Gewalt zur Sprache. Dazu besuchen Fachleute die Jugendlichen im Studio und diskutieren mit ihnen über die entsprechenden Themen. Über ein besonders brisantes Thema wurde bereits am ersten Abend debattiert: Sex. Pius Widmer von der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen sass dazu Jugendlichen vom Oberstufenzentrum Grünau in Wittenbach gegenüber. Statt selbst zu antworten, durfte er die Jugendlichen befragen. Gezielt forderte er sie heraus, über Liebe, Aufklärung und Sexbilder nachzudenken. Überrascht oder schockiert habe ihn schon bei der Vorbereitung zur Sendung nichts, meint Pius Widmer. Doch immer wieder stelle er fest, dass die Aufklärung der Jugendlichen eine Korrektur nötig habe. Schuld daran seien aber häufig die Erwachsenen. "Wenn eine Grossmutter der Tochter erzählt, dass sie sich nach der Menstruation nicht mehr berühren lassen dürfe, weil sie dann schwanger würde, ist das einfach Quatsch," sagt Widmer. Das Jugendradio "Vitamin R" entstand im Jahr 2000. Die kirchliche Jugendarbeit wollte damals mit einem pionierhaften Projekt ins neue Jahrtausend starten. Seither ist das Jugendradio fest im Jahresprogramm verankert. 200 Jugendliche beteiligen sich jährlich als Redaktoren, Moderatoren oder Techniker. Getragen wird das Projekt von der Arbeitsstelle für kirchliche Jugendarbeit (akj), der Regiostelle evangelischer Kinder- und Jugendarbeit der Stadt St. Gallen (Rekj), den Katholischen Jugendseelsorgerinnen und Jugendseelsorgern des Dekanats St. Gallen (Kjds), den evangelischen Jugendarbeitenden der drei St. Galler Kirchgemeinden und dem Städtischen Jugendsekretariat. Das Jugendradio "Vitamin R" ist noch bis am 19. Januar in der Region St. Gallen auf 96,7 Mhz oder via Livestream unter www.vitaminr.ch zu hören.Radio als gelebte Ökumene
Nachdenken über Liebe und Sex
Einst Pionierprojekt, heute fest verankert
Datum: 12.01.2007
Quelle: Kipa