„Ausbildung im Töten“: Computerspiele fördern Gewalt

Inzwischen belegen ausreichend wissenschaftliche Erkenntnisse die negativen Auswirkungen von Computerspielen.

Kids gehen innerlich kaputt: Der Neurobiologe Manfred Spitzer hat vor schädlichen Auswirkungen von Computerspielen gewarnt. Diese machten nicht schlau, sondern einsam, sie stumpften ab und erzeugten Gewaltbereitschaft.

In einem Beitrag Spitzers für das populärwissenschaftliche «PM-Magazin» schreibt der Leiter der psychiatrischen Uniklinik in Ulm, inzwischen belegten ausreichend wissenschaftliche Erkenntnisse die negativen Auswirkungen von Computerspielen.

Tötungshemmung wird abgewöhnt

Bei der überwiegenden Mehrzahl der Computer- und Videospiele handle es sich um Software «zum Trainieren von Gewalt, zum Abgewöhnen von Tötungshemmung und zur Abstumpfung gegenüber Mitgefühl und sozialer Verantwortung», so Spitzer. Doch seien nicht die Kinder böse. Vielmehr seien es die Erwachsenen, die den Kindern «ihr Verhalten durch die Bereitstellung der nötigen Hard- und Software ermöglichen».

Kein Purzelbaum bei der Einschulung

Auch sei es falsch, zu behaupten, dass Spiele die soziale Kompetenz, die Koordination oder das Selbstvertrauen förderten, betonte Spitzer. Vielmehr hätten Studien gezeigt, dass Medien zu Vereinsamung und Depression führen können. Andere Untersuchungen würden belegen, dass Kindern bei der Einschulung einfachste motorische Fähigkeiten fehlten, wie von einem Bein aufs andere hüpfen oder einen Purzelbaum schlagen. Insgesamt sei der Zusammenhang von Gewalt in den Medien und realer Gewalt so eindeutig wie der Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und Fettleibigkeit oder Rauchen und Lungenkrebs.

Täglich ein Horrorfilm

Spitzer, Autor des Buchs „Vorsicht Bildschirm“, findet sich nicht damit ab, dass abends um zehn noch 800'000 Kindergartenkinder in Deutschland vor der Glotze sitzen. „In 79 Prozent aller Sendungen des deutschen Fernsehens kommt Gewalt vor – ein Wert, der noch zu Beginn der 1990er Jahre bei 48 Prozent lag. Jeder fünfte Jugendliche sieht sogar täglich mindestens einen Horrorfilm.“

Eltern zahlen „Ausbildung im Töten“

Laut Spitzer sind alle Behauptungen des bekannten Trendforschers Matthias Horx, wonach Computerspiele „schlau machen“, durch die Wissenschaft widerlegt. Er stellt den „dramatischen Unterschied“ zwischen Fernsehen und Computerspielen heraus: „Im Fernsehen wird Gewalt konsumiert, in Computerspielen wird sie aktiv trainiert. Dies ist im Grunde ein unglaublicher Vorgang: Wohlmeinende (aber unwissende) Eltern investieren Milliarden, um unseren Nachwuchs im Töten auszubilden.“

Der Artikel von Manfred Spitzer in P.M.
P.M.-Debatte über Computerspiele und Gewalt

Quelle: Livenet / P.M. Magazin

Datum: 30.08.2006
Autor: Peter Schmid

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