Blacken stechen oder: eine Übung in Radikalität
Man hat ein spezielles Werkzeug, mit dem man tief stechen und nur hoffen kann, die lange, spitze Wurzel der Blacke zu erwischen. Dann eine kurze Bewegung, ein erlösendes «Plopp», und das Ding kommt schön raus (wenn man Glück hat). Es gibt andere Möglichkeiten, mit den Blacken umzugehen. Man kann sie spritzen, oder man kann sie einfach abmähen. Aber dann kommen sie nächstes Jahr wieder.
Blacken in meinem Leben
Wow, dachte ich: wie manches Übel in meinem Leben gleicht einer solchen Blacke. Ich schneide immer wieder oben was ab, hoffe, dass es nicht weiterwächst oder sich sogar von selbst erledigt. Aber das ist bei den Blacken und auch in unserem Leben nicht so.
Der einzige Weg, ein Problem – ein Fehlverhalten, eine Sucht, eine Gewohnheit – dauerhaft zu ändern, ist der, an die Wurzel zu gehen. Unser Verhalten hat Wurzeln, lateinisch «radix», und wenn wir die «radikal» anpacken, kommen sie raus. Auch auf dem Feld unseres Lebens ist tief graben gefragt, es mag mehrere Anläufe brauchen, es mag auch weh tun – aber es lohnt sich unbedingt.
Das können ein paar vertiefte Gespräche mit dem Partner oder einem Therapeuten oder Seelsorger sein. Vielleicht nehmen Sie sich mal eine persönliche Auszeit, stellen sich Ihren «Blacken» auf der einen Seite und Ihrem Schöpfer auf der anderen Seite, der gerne verändernd an uns arbeitet. Wenn wir ihn lassen, ist er hartnäckig und kann auch tiefe Wurzeln erwischen – haben wir den Mut, uns seiner Therapie auszusetzen?
Ich kann nur sagen – ein Blick über ein Blackenfeld «vorher» und «nachher» belohnt für alle Mühe!
Reinhold Scharnowski ist Pfarrer in der Schweiz.
Datum: 17.08.2012
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch