Bibeln verbrannt

Hindu-Extremisten greifen Kirche in Indien brutal an

Eine christliche Gemeinde im Zentrum Indiens ist nach einem Angriff durch Hindu-Extremisten schwer traumatisiert.
Eine christliche Gemeinde im Zentrum Indiens ist nach einem Angriff durch Hindu-Extremisten schwer traumatisiert und lebt nun in ständiger Angst. Beim Übergriff wurden Bibeln verbrannt, Gläubige misshandelt und ein Pastor bewusstlos geschlagen.

Der Angriff ereignete sich während eines Sonntagsgottesdienstes der unabhängigen «Penial Prayer Fellowship» im Dorf Borsi, Distrikt Dhamtari, im Bundesstaat Chhattisgarh.

Nach Angaben von Pastor Wakish Sahu stürmte ein Mob von etwa 15 Angreifern die Kirche, schwenkte Holzknüppel und rief hindu-nationalistische Parolen wie «Jai Shri Ram» (wörtlich: «Es lebe Herr Ram» oder «Heil dem göttlichen Ram»).

«Sie drangen gewaltsam in die Kirche ein, unterbrachen den Gottesdienst, trugen Holzstöcke bei sich und riefen Slogans wie ‘Jai Shri Ram’», sagt Pastor Sahu gegenüber «Morning Star News».

Bibeln verbrannt, Gebäude verwüstet

Die Extremisten zerstörten Stühle und Musikinstrumente, verwüsteten das Gebäude und verbrannten alle Bibeln sowie christliche Schriften, die sie finden konnten. Anschliessend griffen sie wahllos die Anwesenden an – darunter auch Frauen und ältere Menschen.

Besonders schwer verletzt wurde der 57-jährige Vater von Pastor Sahu, Mannohan Sahu, der die Kirche gemeinsam mit seinem Sohn leitet. «Mein Vater wurde brutal geschlagen, auch in der Nähe seines Ohrs – dabei verlor er das Bewusstsein», berichtet Pastor Sahu. «Die Angreifer bekamen offenbar Angst, dass er tot sei oder sterben könnte. Sie forderten ein Glas Wasser und versuchten, es ihm gewaltsam einzuflössen.»

Sieben Menschen im Spital

Mindestens sieben Gemeindemitglieder mussten im Krankenhaus behandelt werden, darunter auch Pastor Sahus Mutter, die beim Versuch, ihren Mann zu schützen, selbst angegriffen wurde. «Zwei Frauen und fünf Männer erlitten schwere Verletzungen und mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden», sagte er.

Es war bereits der zweite Angriff auf die Kirche innerhalb von gut einem Jahr. Seit dem Vorfall trauen sich fast keine Mitglieder mehr, die Gottesdienste zu besuchen. «Seit dem Überfall kommen die Gläubigen nicht mehr zum Gottesdienst – sie haben einfach zu grosse Angst, was verständlich ist», so Pastor Sahu. «Aber wir als Familie, etwa zehn Personen, beten weiterhin zur gewohnten Zeit. Wir haben beschlossen, uns nicht von der Angst beherrschen zu lassen.»

Beamte nehmen Anzeige nicht an

Trotz der Schwere des Angriffs wurde bisher keine Anzeige aufgenommen. Pastor Sahu erklärte, er habe eine ausführliche Anzeige bei der Polizeiwache in Maganlodh erstattet, doch die Beamten sagten lediglich, sie würden «zunächst ermitteln». Über drei Wochen später war noch immer keine Anklage erhoben worden; der Angriff, der nun bekannt wurde, ereignete sich in der ersten Juni-Hälfte.

Am Morgen des Angriffs hatte die Polizei die Kirche bereits aufgesucht und vor der Teilnahme von Personen ausserhalb des Dorfes gewarnt – etwas, das von den örtlichen Behörden offenbar nicht geduldet wird. «Seit letztem Jahr patrouilliert die Polizei jeden Sonntag», beobachtet Pastor Sahu. «Sie kommen regelmässig herein, um zu prüfen, ob Besucher aus anderen Dörfern anwesend sind. Immer wieder machen sie deutlich, dass nur Menschen aus unserem eigenen Dorf teilnehmen dürfen.»

«Es reicht jetzt!»

Oft fotografieren sie die Anwesenden, bevor sie wieder gehen. Als die Gewalt ausbrach, kehrten die Beamten zurück – griffen jedoch nur verbal ein. «Es war sehr erstaunlich, dass die Polizei lediglich sagte: ‘Es reicht jetzt’ – woraufhin die Angreifer einfach weggingen», so Sahu. «Es wirkt, als sei der Polizei der Angriff bereits im Vorfeld bekannt gewesen.»

Als christliche Leiter versuchten, eine Anzeige persönlich zu erstatten, lauerte die gleiche Gruppe mutmasslich bereits vor der Polizeiwache. «Als die Polizei uns zurückfuhr, folgte uns der Mob im Polizeifahrzeug. Sie verfolgten uns etwa eine Meile, bevor sie abdrehten», berichtete Pastor Sahu.

Später erfuhr er, dass dieselbe Gruppe auch ein nahegelegenes christliches Wohnhaus verwüstet und in Brand gesteckt hatte.

Drei weitere Übergriffe

Am selben Tag wie der Angriff in Borsi wurden mindestens drei weitere Kirchen im Distrikt Dhamtari gestört oder angegriffen. In der «Elohim Church» störten hinduistische Extremisten der «Bajrang Dal» (eine rechtsradikale hindu-nationalistische Jugendorganisation) den Gottesdienst, indem sie lautstark hinduistische Hymnen sangen.

«Sie kamen während des Gottesdienstes in die Kirche und begannen laut mit dem Singen hinduistischer Lieder», erinnert sich Pastor Alok Majumdar. Die Polizei griff zwar ein, doch auch in diesem Fall wurden weder Anzeigen aufgenommen noch Verhaftungen vorgenommen.

Wachsende Intoleranz

Christliche Organisationen sehen in den Angriffen ein Symptom wachsender religiöser Intoleranz in Indien. Das Land belegt mittlerweile Platz 11 auf Weltverfolgungsindex von «Open Doors»; ein dramatischer Anstieg von Platz 31 im Jahr 2013.

Dieser Trend wird vor allem der hindu-nationalistischen Partei Bharatiya Janata Party (BJP) zugeschrieben, die seit 2014 unter Premierminister Narendra Modi regiert. NGOs, die sich der Religionsfreiheit widmen, erklären, dass die Rhetorik der BJP extremistische Gruppen ermutige, die zunehmend straffrei agieren.

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Datum: 11.07.2025
Autor: Duncan Williams / Daniel Gerber
Quelle: Christian Today / gekürzte Übersetzung: Livenet

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