Während des Gottesdienstes

Istanbul: Islamisten stürmen katholische Kirche – ein Toter

Der Ort des Geschehens: Die Santa-Maria Kirche in Istanbul
Bei einem Angriff auf eine römisch-katholische Kirche in der türkischen Stadt Istanbul ist am vergangenen Sonntag ein 52-jähriger Mann getötet worden. Der Islamische Staat bekannte sich zu der Tat.

Zwei maskierte Bewaffnete stürmten die Kirche Santa Maria im Stadtteil Sariyer während der Sonntagsmesse und erschossen einen Mann. Die übrigen Gottesdienstbesucher, darunter der polnische Generalkonsul Witold Lesniak und seine Familie, blieben unverletzt, berichtete Sukru Genc, Bürgermeister des Stadtteils Sariyer.

Das Opfer wurde später von der Polizei identifiziert. «Er war eine Person, die nichts Unrechtes getan hatte. Eigentlich war er nicht einmal Christ, sondern Alevit», sagte der Anwalt der Kirche, Avsin Hatipoglu, gegenüber der Nachrichtenagentur Associated Press. Die Familie teilte den türkischen Medien mit, dass das Opfer sich auch nicht in der Politik engagiert habe und an einer «leichten geistigen Behinderung» litt. Aleviten bezeichnen sich als Muslime, doch ihre Praxis unterscheidet sich stark von den beiden grossen Zweigen des Islam, den Sunniten und den Schiiten. Sie sind eine der grössten religiösen Minderheiten in der Türkei.

Islamischer Staat bekennt sich zum Anschlag

Die Terrorgruppe Islamischer Staat bekannte sich in einer Erklärung zu dem Anschlag. «Wir haben eine Versammlung von christlichen Ungläubigen während ihrer polytheistischen Zeremonie angegriffen, [...] als Antwort auf die Aufrufe der Führer des Islamischen Staates, Juden und Christen überall anzugreifen», hiess es.

Verdächtige festgenommen

Gegen Mitternacht teilte Innenminister Ali Yerlikaya mit, dass zwei Verdächtige aus Tadschikistan und Russland, die er als Mitglieder der Terrorgruppe bezeichnete, festgenommen worden seien. Seitdem hat die Polizei 30 Orte durchsucht und Verdächtige festgenommen, die mit der Schiesserei in Verbindung stehen sollen. Nach Angaben der privaten Nachrichtenagentur DHA wurden bei diesen Polizeirazzien 51 Personen festgenommen, von denen 23 in Abschiebehaftanstalten untergebracht wurden.

Offizielle Beileidsbekundungen

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan rief den Pfarrer von Santa Maria, Anton Bulai, und den polnischen Konsul an, um sein Beileid zu bekunden. Erdogan sagte, dass «alle notwendigen Schritte» unternommen würden, um die Mörder zu jagen, so sein Büro.

Die Kirche Santa Maria wird von einem italienischen römisch-katholischen Orden von Franziskanermönchen geleitet. Papst Franziskus erwähnte den Anschlag während seiner öffentlichen Sonntagsansprache auf dem Petersplatz. Der italienische Aussenminister Antonio Tajani sagte, er verfolge die Situation zusammen mit der italienischen Botschaft in Ankara und dem Konsulat in Istanbul. «Ich spreche mein Beileid aus und verurteile nachdrücklich den abscheulichen Angriff auf die Kirche Santa Maria. Ich bin sicher, dass die türkischen Behörden die Verantwortlichen festnehmen werden», twitterte Tajani.

IS-Extremisten haben bereits mehrere Anschläge auf türkischem Boden verübt, darunter 2017 einen Anschlag auf einen Istanbuler Nachtclub, bei dem 39 Menschen getötet wurden. Im Dezember letzten Jahres hatten türkische Sicherheitskräfte 32 Verdächtige wegen angeblicher Verbindungen zum Islamischen Staat festgenommen, die offenbar Anschläge auf Kirchen und Synagogen sowie auf die irakische Botschaft planten.

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Datum: 02.02.2024
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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