In Basel haben zwei Kirchen zuwenig Räume

Lukas Kundert
Georg Vischer

Vor einer Schwächung des ökumenischen Zusammenlebens von Katholiken und Reformierten hat der scheidende Kirchenratspräsident der reformierten Kirche Basel-Stadt, Georg Vischer, gewarnt. Am kommenden Sonntag wird sein Nachfolger Lukas Kundert im Basler Münster ins Amt eingeführt. Wenn beide Landeskirche gemeinsam auftreten, werden sie in der Gesellschaft besser wahrgenommen, meint Kundert.

Georg Vischer (65) sagte in einem Interview mit der "Basler Zeitung" von Montag, die beiden Landeskirchen hätten "viel mehr Gemeinsames", als der Basler Bischof Kurt Koch meine. "In der Basler Realität, die ich erlebe, sind sich die Reformierten und Katholiken viel näher. Wir feiern Gottesdienste zusammen. Und das möchte ich nicht angetastet wissen."

Kirche soll für die ganze Gesellschaft da sein…

In den Augen Vischers darf die Kirche ihre Aufgaben nicht auf eine "Kerngemeinde" konzentrieren. Sie müsse vielmehr für die ganze Gesellschaft da sein. Der Seelsorger sei eine Ansprechperson für alle. Die Kirche könne auch Wesentliches zur Integration von Nichtchristen in die Gesellschaft beitragen.

…und auch zum Wiedereintritt einladen

Der neue Basler Kirchenratspräsident Lukas Kundert (38), von 1999 bis 2004 Stellenleiter im Pfarramt für Industrie und Wirtschaft in der Rheinstadt, möchte wieder offensiver in die Öffentlichkeit treten. Sein Anliegen ist es auch, ausgetretene Kirchenmitglieder zu einem Wiedereintritt zu bewegen. Die Kirche müsse dazu den ersten Schritt tun.

Stabile Gemeinschaften

Als Trümpfe seiner Kirche nennt Vischer das stabile Gemeinschaftsleben und die vielen Menschen, die sich engagierten. Für Vischers Nachfolger Kundert ist es wichtig, dass die beiden grossen Landeskirchen sich ihrer Stärken bewusst werden. Bei einem gemeinsamen Auftritt würden ihr religiöses, kulturelles und soziales Engagement besser wahrgenommen.

Thomas- und Gellert-Kirche zu klein

Wie die katholische Kirche in Basel verzeichnet auch die reformierte Landeskirche einen "Mitgliederschwund". Sie befinde sich aber in der "komfortablen Lage, dass unsere Kirche finanziell noch kerngesund ist", führte der neue Kirchenratspräsident gegenüber der "Basler Zeitung" aus.

In Basel würden zudem zwei reformierte Kirchen ausgebaut, weil sie die Gottesdienstbesucher nicht mehr fassen könnten. Die Gelder für die Thomaskirche habe die Synode bereits gesprochen (Erschliessung des Untergeschosses für 660'000 Franken). Als nächste soll die Gellertkirche vergrössert werden.

Umnutzung für Kirchgemeindezentrum angedacht

Weniger gut stehe es mit dem Kirchgemeindezentrum "Oekolampad", das den Namen des im Jahr 1531 verstorbenen Basler Reformators Johannes Oekolampad trägt. Die Nachfrage sei zu klein. Deshalb werde an eine "Umnutzung" gedacht. Die Basler Kirche habe bereits den Immobilienbestand, der nicht unmittelbar kirchlichen Zwecken diene, in die Bau- und Vermögensverwaltung ausgegliedert. Diese Gebäude sollen ertragsorientiert bewirtschaftet werden.

Wenig genutzte Gottesdiensträume könnten mit anderen christlichen Gemeinschaften geteilt werden. Es gebe eine grosse Anzahl von christlichen Gemeinschaften zum Beispiel aus dem Balkan oder aus Afrika, die auf der Suche nach entsprechenden Angeboten seien, führte Vischer gegenüber der Zeitung aus.

Thomas-Gemeinde:
www.erk-bs.ch/die-kirche-und-ihre-gemeinden/thomas

Gellert-Kirche:
www.erk-bs.ch/die-kirche-und-ihre-gemeinden/muenster/gellertkirche

Zur Wahl von Lukas Kundert:
www.livenet.ch/www/index.php/D/article/189/12621/

Datum: 01.09.2004
Quelle: Kipa

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