Zehn, neun, acht, sieben, sex - Was ist erlaubt?
«Sex ist Gottes Idee», stellte Wilf Gasser gleich zu Beginn klar. Der Sexualtherapeut und Präsident der Schweizerischen Evangelischen Allianz stand zusammen mit seiner Frau Christa auf der CREA!-Bühne und betonte die positiven Seiten der Sexualität. Diese würde gerade auch in der Bibel betont: «Sexualität ist eine geniale Möglichkeit, einen andern Menschen zu beschenken und sich selbst beschenken zu lassen.»
Tiefe Zerrissenheit
Und doch scheinen viele mit diesem Geschenk Mühe zu haben. «Eine Umfrage unter 230 Jugendleitern im Vorfeld des CREA! zeigte, dass offenbar bei vielen eine tiefe Zerrissenheit herrscht», so Peti Bruderer, der von Chrischona als Hauptverantwortlicher fürs CREA! angestellt ist. «Der Graben zwischen meist hohen biblischen Idealen und der Realität des Lebens ist tief.» Während die meisten Jugendleiter sich wünschen würden, im Bereich der Sexualität geduldig zu sein, hätten viele es nicht geschafft, entsprechend diesem Wunsch zu leben. «Der Druck, sich den „normalen" gesellschaftlichen Regeln unserer Zeit anzupassen, ist gross. Viele von uns kämpfen mit unerfüllten Sehnsüchten oder vergangenen Fehlern», so Bruderer.Auch deshalb sei es an der Zeit gewesen, das brisante Thema am CREA! 2010 aufzugreifen. Zu einfache Antworten auf die brennenden Fragen der Jugendlichen wollte man dabei aber nicht liefern. «Wie weit man als Paar sexuell gehen darf, ist gar nicht die Frage», stellten Gassers als Hauptreferenten gleich in der ersten von fünf Plenar-Veranstaltungen klar. Viel besser frage man sich, ob man mit seinem Körper so umgeht, dass es Gott ehrt.
Drei Ebenen beachten
Gassers betonten, dass Sex in den schützenden Rahmen der Ehe gehöre. «Doch es ist ein langer Weg vom Ich zum Wir», erklärte Christa Gasser, die seit 27 Jahren mit ihrem Mann verheiratet ist. Hilfreich sei ein Intimitätskonzept aus drei Ebenen: Körper, Seele und Wille. Um als Paar wirklich eins zu sein, müsse man die drei damit verbundenen Arten von Liebe im Blickfeld haben. «Eros, die körperliche Liebe, Agape, welche auf das Herz zielt und Philia, die den gemeinsamen Entschluss eines Paares betont.» Eine einseitige Betonung der körperlichen Liebe geschehe oft dann, wenn man mit den anderen Ebenen nicht zurechtkomme.«Intimität bedeutet wörtlich „in die Furcht hinein".» Zu diesem Weg müsse man sich bewusst entscheiden und lernen, mit Unsicherheiten umzugehen: Bin ich geliebt? Bin ich liebesfähig? «Weicht den Unsicherheiten nicht einfach aus, indem ihr Bestätigung durch Sex sucht», forderte Christa Gasser die Jugendlichen heraus.
Weisser und schwarzer Wolf
Kaputt gemacht würden Beziehungen durch eine ich-bezogene, orgasmus-orientierte Sexualität. «Pornografie ist ein riesiges Problem - nicht nur bei Männern», stellte Wilf Gasser klar. Wer damit ein Problem hat, könne sich selten von einem Tag auf den anderen davon befreien. «Bildlich gesprochen kämpfen in uns ein weisser und ein schwarzer Wolf gegeneinander. Der schwarze will uns immer wieder versuchen. Gewinnen wird am Ende der, den ich mehr füttere.» Doch auch wenn der schwarze Wolf siege, sei eines klar: «Gott hilft uns auch im Bereich der Sexualität immer wieder neu aufzustehen, wenn wir versagen.»Das CREA! fand dieses Jahr zum 18. Mal auf St. Chrischona bei Basel statt. Ursprünglich aus dem Chrischona-Jugendtag hervorgegangen, wird es heute von Jugend Chrischona Schweiz verantwortet und in Zusammenarbeit mit den Jugendverantwortlichen der Gemeindeverbände FEG, ETG und VFMG durchgeführt. Ziel des CREA! ist es, die Teilnehmer mit einem Durchschnittsalter von 19 Jahren zu einem Lebensstil mit Sinn und Inhalt anzuleiten.
Webseite: www.creameeting.ch
Datum: 21.06.2010
Autor: David Sommerhalder
Quelle: Livenet.ch