Pakistan diskriminiert weiter

Zwei weitere Christen wegen Blasphemie angeklagt

Haroon Ayub Masih und Salamat Mansha Masih sollen ihren Glauben weitergeben haben und Vergleiche zwischen der Bibel und dem Koran angestellt haben. Der Beschwerdeführer Harron Ahmad spricht von einem «Akt des Terrors».
Pakistanische Menschenrechts-Bewegung «CLAAS» (Bild: claas.org.uk)

Am 13. Januar 2021 wurden Haroon Ayub Masih und Salamat Mansha Masih, zwei junge Christen, in Pakistan wegen Blasphemie angeklagt. Nach Artikel 295 des pakistanischen Strafgesetzbuches droht ihnen die Todesstrafe. Haroon Ahmad registrierte seine Beschwerde bei der Polizeistation in Model Town, einem Quartier in der Millionenstadt Lahore. Er wirft ihnen vor, «vorsätzliche Blasphemie» begangen zu haben und nennt ihre Worte «Terrorakte».

Der Beschwerdeführer erklärt, dass die Christen ihn ansprachen, als er mit Freunden in einem Park war. Haroon Ayub Masih und Salamat Mansha Masih sollen dabei über ihren Glauben gesprochen haben und Vergleiche zwischen der Bibel und dem Koran angestellt haben.

«Ziel ist die Scharia»

Nasir Saeed, Direktor des britischen Zweigs der pakistanischen Menschenrechts-Bewegung «CLAAS», weist darauf hin, dass kein pakistanisches Gesetz es verbietet, über die eigene Religion zu sprechen. «Dies ist der zweite Fall in diesem Jahr. Letzten Monat wurde eine christliche Krankenschwester und Gospelsängerin aufgrund des Blasphemie-Gesetzes angeklagt.» Er stellt fest, dass Pakistan «weit vom ursprünglichen Ideal eines toleranten Landes entfernt» sei.

Nasir Saeed weiter: «Obwohl es weiterhin Bestrebungen gibt, Pakistan in einen theokratischen Staat zu verwandeln und die Scharia im Land einzuführen, ist Pakistan gegenwärtig ein demokratischer Staat und jeder hat das Recht, seine Religion zu predigen und zu propagieren.» Dies sei kein Recht, das nur die Mehrheitsreligion habe, hält Nasir Saeed fest. Pakistan habe schliesslich internationale Konventionen zur Religionsfreiheit und zur freien Meinungsäusserung unterzeichnet.

Leben zerstört

Menschenrechtler warnen schon seit langem davor, dass Blasphemie-Vorwürfe erhoben werden, um persönliche Abrechnungen vorzunehmen und Christen im Land zu verfolgen. Pater James Channon, Direktor des «Peace Center» in Lahore: «Das Blasphemiegesetz zerstört das Leben der Angeklagten, auch wenn die Hinrichtung vermieden wird.»

Denn oft erfolgen anschliessend Gewaltakte durch aufgeheizte Mobs, auch wenn die angeklagte Person freigesprochen wird. Solche Übergriffe werden jeweils kaum geahndet.

Asia Bibi ist kein Einzelfall

Durch den Rechtsstreit rund um Asia Bibi erhielt Pakistans Blasphemie-Gesetz in den letzten Jahren internationale Aufmerksamkeit. Die christliche Mutter musste rund acht Jahre in der Todeszelle ausharren, für ein zur Last gelegtes – aber vermutlich nie begangenes – Lästern gegenüber Mohammed. Doch auch nach ihrem Freispruch konnte sie in Pakistan ihres Lebens nicht mehr sicher sein. Umgehend stand sie unter staatlichem Schutz, ehe sie das Land verlassen konnte.

Schätzungen zufolge sind zwischen 180 bis 200 Christen in der gleichen Situation wie sie damals und die soeben verhafteten Haroon Ayub Masih und Salamat Mansha Masih.

Zum Thema:
«Symbol für viele andere»: EU: Asia Bibi für Sacharow-Preis nominiert
Wegen Christenverfolgung: Das Kolosseum in Rom wird rot beleuchtet
In Pakistan kommt Hoffnung auf: Christliche Erwartungen in Wahlsieger Imran Khan

Datum: 16.02.2021
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Infochretienne / Premier

Werbung
Livenet Service
Werbung