Über 4 Prozent aller Todesfälle

Kanada: Starke Zunahme der Euthanasiefälle

Schwerkranke Frau
2021 wurde ein liberalisiertes Euthanasiegesetz in Kanada eingeführt. Seitdem haben die Fälle von assistiertem Sterben um 60 Prozent zugenommen. Die Gründe lassen aufhorchen.

Kanada hält seit einer Gesetzesrevision 2021 den Rekord an Euthanasiefällen: Die Fälle von MAiD (Medical Assistance in Dying, dt. medizinische Hilfe beim Sterben) machen mittlerweile über vier Prozent aller Todesfälle im Land aus. Das Gesetz C-7, wie es genannt wird, hat 2021 den Tod auf Verlangen deutlich erleichtert. Unter anderem wurde die zehntägige Wartezeit aufgehoben, wenn der natürliche Tod einer Person als absehbar gilt. So kann eine Person an einem «schlechten Tag» Sterbehilfe beantragen und noch am selben Tag sterben. Für eine Person, deren natürlicher Tod nicht absehbar ist, gilt eine Wartezeit von 90 Tagen, bevor sie durch eine tödliche Injektion getötet werden darf.

Bei MAiD wird ethisch-klinisch und juristisch zwischen assistiertem Suizid und Tötung auf Verlangen kaum unterschieden. In der Praxis bedeutet «Assistierter Suizid», dass einer Person auf Verlangen ein tödlicher Giftcocktail gegeben wird, der dann selbst eingenommen wird. Bei Euthanasie (Tötung auf Verlangen) ist es ein Arzt oder eine Pflegeperson, die die tödliche Dosis injiziert.

Während im Jahr 2016 in ganz Kanada 1018 Menschen durch MAiD gestorben sind, waren es im Jahr 2023 rund 16`000. Allein seit 2021 hat diese Zahl um 60 Prozent zugenommen. Insgesamt sind seit 2016 rund 60`000 Menschen in Kanada durch Tod auf Verlangen gestorben.

Grund: Einsamkeit und Isolation

Von allen Anträgen auf assistiertes Sterben wurden im Jahr 2022 in 17,1 Prozent der Fälle «Einsamkeit und Isolation» angegeben (was oft eine Begleiterscheinung von ernsthaften Gesundheitsproblemen ist). «Soziale Isolation und Einsamkeit verlangen eine mitfühlende, fürsorgliche Gemeinschaft, nicht den Tod durch eine tödliche Injektion», kommentiert Alex Schadenberg, Direktor der «Koalition zur Verhinderung der Euthanasie» in Kanada.

Dass eine gewisse Umkehr des tödlichen Euthanasie-Trends möglich sein könnte, zeigt eine Entscheidung des kanadischen Ministers für Gesundheit, Mark Holland: Ursprünglich sollte am 17. März 2024 eine Regelung in Kraft treten, die die Euthanasie schon zulässt, wenn lediglich eine psychische Erkrankungen vorliegt – womit ein riesiges neues Feld eröffnet würde. Holland hat diese weitere Liberalisierung nun auf März 2027 hinausgeschoben. Schadenberg: «Wir hoffen, dass dies das erste Zeichen einer Regierung ist, die die Ausweitung der Euthanasie in Kanada stoppen wird.»

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Datum: 15.02.2024
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet.ch / Lifenews.com

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