Mit der Unabhängigkeit der Republik Simbabwe im Jahre 1980 begann auch der Niedergang: Was nach Südafrika einst das zweitreichste Land Afrikas gewesen ist und über eine aufstrebende, blühende Wirtschaft verfügte, liege heute nicht nur wirtschaftlich am Boden, sondern stecke in einer beispiellosen humanitären Krise, berichtete Forbes Matonga, Direktor des simbabwischen Hilfswerks Christian Care, methodistischer Pfarrer und Generalsekretär der United Methodist Church in Simbabwe. Die Zahlen sind in der Tat erschlagend: Fast 7 der 13 Millionen Einwohner von Simbabwe leiden unter akuter Lebensmittelnot; die Arbeitslosenquote liegt bei 70 Prozent, und die Inflationsrate erreicht inzwischen 140 Prozent; ein Viertel der Bevölkerung ist HIV-positiv, und wöchentlich sterben nach offiziellen Angaben 2.000 Menschen an Aids - vermutlich sind es sogar noch viel mehr. Das Gesundheitswesen ist nach Angaben von Forbes Matonga am Zusammenbrechen, weil das Pflegepersonal das Land in Scharen verlässt und weil die Devisen zum Kauf der Medikamente fehlen. Das hindert die Regierung unter Präsident Robert Mugabe indessen nicht daran, nach den Ausgaben für Erziehung und Bildung am zweitmeisten Geld für die Armee auszugeben. Der Versuch Mugabes, seit April 2000 mit illegalen Mitteln eine Landreform durchzuprügeln, hat zur internationalen Isolierung des Landes geführt. Dieses "politische Desaster" paart sich mit der grössten Dürre seit zehn Jahren - in der jetzigen Aussaat-Zeit eine Katastrophe. Auch habe es die Regierung versäumt, die Bevölkerung auf die schwierige Nahrungssituation aufmerksam zu machen - noch in der zweiten November-Woche seien bloss beschwichtigende Äusserungen von der Regierung zu hören gewesen, berichtet Matonga. In der südlichen Region Matabeleland, die an Südafrika grenzt, sind die Mais- und Hirsefelder ausnahmslos verdorrt, zahlreiche Flüsse sind bereits ausgetrocknet, und der Zugang zu Trinkwasser wird immer schwieriger. Viele Menschen ernähren sich von Baumblättern oder von Samen. In dieser Gegend leistet Heks über seine Partnerorganisation Christian Care derzeit mit einem Betrag von rund 300.000 Franken Nothilfe an 30.000 Menschen; diese erhalten Nahrungsmittel und Saatgut. "Christian Care" ist eine ökumenische Hilfsorganisation, die von 27 Kirchen und kirchlichen Organisationen in Simbabwe getragen wird. Sie ist in sämtlichen Provinzen Simbabwes tätig. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen die Bedürfnisse Notleidender, unabhängig von ihrer religiösen oder politischen Zugehörigkeit. Unter der Bevölkerung Simbabwes verfüge die Organisation über ein "hohes Mass an Vertrauen und Glaubwürdigkeit", stellt Heks befriedigt fest. Weil es zudem parteipolitisch unabhängig arbeite, könne das Hilfswerk als eine der ganz wenigen Nichtregierungsorganisationen auch auf dem Land tätig sein. Hunger leide nämlich vor allem die Landbevölkerung, während die Menschen in Städten wie Harare noch eher etwas Geld hätten, allerdings kaum etwas damit kaufen könnten, weil es an fast allen Gütern fehle, erklärte Christian-Care-Direktor Forbes Matonga. Damit die Nothilfe auch wirklich den Notleidenden zugute kommt und keine neuen Abhängigkeiten schafft, wird, so betont Heks, grösstes Gewicht auf das "Monitoring" dieser Hilfe gelegt, um unstatthafte Bevorzugungen - hier nur die Wähler der Regierungspartei, dort nur die Wähler der Opposition - nach Kräften zu vermeiden. Das aber heisst auch: Diese Hilfe soll nachhaltig zur "selbstbestimmten Entwicklung" der Menschen beitragen. Forbes Matonga schilderte, wie die Bewohner einer Region sich mit Erfolg gewehrt hätten, als die Regierung Nichtregierungsorganisationen des Landes habe verweisen wollen. "Dieses Land war einst der Brotkorb einer ganzen Region Afrikas, und die Menschen haben die Nase voll von der jetzigen Situation": So bringt Forbes Matonga die Lage auf den Punkt. Und die Frage, weshalb das Land in eine derart desolate Lage geraten sei, werde von den Bewohnern Simbabwes - zu 80 Prozent Christen - immer drängender gestellt. Gleichzeitig hätten sie aber Angst, sich zu äussern. Und deshalb gehöre es zur Arbeit des Hilfswerks "Christian Care", aber auch der Kirchen, in "anwaltschaftlicher Friedensarbeit" den Menschen Orte zur Verfügung zu stellen, wo sie sich frei und ungehindert äussern könnten. Denn jede Hilfe sei immer auch Hilfe zur Selbsthilfe. Indem die Hilfe des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen der Schweiz (Heks) nicht nur kurzfristig die Not der Hungernden lindern, sondern "nachhaltig zur selbstbestimmten Entwicklung der Menschen in den Projektregionen" beitragen wolle, schaffe sie auch die Voraussetzungen für den Frieden, sagte Heks-Zentralsekretär Franz Schüle vor den Medien in Bern. Auf diese Verbindung von Hilfe und Friedensförderung will der Slogan "Handeln für den Frieden" der aktuellen Heks-Sammelkampagne aufmerksam machen, die am Montag angelaufen ist und noch bis 15. Dezember dauert. Denn "Handeln für den Frieden" heisse: "Wieder eine Perspektive geben". Als konkretes Beispiel angeführt wird eine kriegsversehrte Frau in Eritrea, eine ehemalige Soldatin im Unabhängigkeitskrieg, die sich dank eines Kleinkredits einen Dreiradtransporter kaufen und damit ihren Lebensunterhalt verdienen kann.
Datum: 04.12.20022000 Aids-Tote wöchentlich
Nahrungsmittel und Saatgut
"Die Nase voll"
Heks-Sammlung 2002: "Handeln für den Frieden"
Quelle: Kipa
Bern. Politische und wirtschaftliche Misere: Den 13 Millionen Einwohnern des südafrikanischen Landes Simbabwe geht es so schlecht wie noch nie. Fast 7 Millionen sind akut von Hunger bedroht, und wöchentlich sterben 2.000 an Aids. Über das simbabwische Kirchen-Hilfswerk Christian Care leistet das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz (Heks) Nothilfe und will damit gleichzeitig zur selbstbestimmten Entwicklung der Menschen beitragen. Christian-Care-Direktor Matonga schilderte in Bern zum Start der Heks-Sammelkampagne 2002 die äusserst schwierigen Rahmenbedingungen dieser Nothilfe.