Südsudan: Entführung von World-Vision-Mitarbeitern ging glimpflich aus

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Nairobi. Ein glimpfliches Ende hat die Entführung von drei Entwicklungshelfern des christlich-humanitären Hilfswerks World Vision im Südsudan gefunden. Nach sechs Tagen wurden der Deutsche Ekkehard Forberg (31) und der 45jährige Kenianer Andrew Omwenga am 3. August von Rebellen der Südsudanesischen Befreiungsbewegung SSLM freigelassen.

Bereits zwei Tage zuvor erlangte der an einen anderen Ort verschleppte Steffen Horstmeier (30) die Freiheit. Die beiden Deutschen werden am 6. August in Frankfurt am Main zurückerwartet, teilte das Hilfswerk mit Sitz in Friedrichsdorf (Taunus) mit. Kämpfer der SSLM, einer Splittergruppe unter Führung des 50jährigen Simon Gatwich, hatten in der Nacht zum 29. Juli in der südsudanesischen Ortschaft Waat erst 14 Häftlinge aus einem Gefängnis befreit und dann das nahegelegene Lager von World Vision überfallen. Der kenianische Stationsleiter Charles Kibbe wurde in einem Feuergefecht getötet. Der 46jährige hinterlässt seine Frau und drei Kinder.

Bei den Entführern handelt es sich um eine Rebellengruppe, die in dem fast 20jährigen Bürgerkrieg zwischen dem arabisch-islamischen Norden und dem afrikanischen christlich-naturreligiösen Süden Sudans mehrfach die Seiten gewechselt hat. Sie zwangen die World-Vision-Mitarbeiter zu einem 60 Kilometer langen Fussmarsch, den sie grösstenteils barfuss zurücklegen mussten. Die Verschleppten erhielten nur wenig Wasser und Ziegenmilch zu trinken. Horstmeier, Programmreferent von World Vision, wurde von den beiden anderen getrennt; er konnte sich bei einer konkurrierenden Rebellenfraktion in Sicherheit bringen. Der Berliner will nach eigenen Worten wieder in den Südsudan zurückkehren, um den armen Menschen zu helfen. Der aus Dresden stammende Forberg, Referent für friedensbildende Massnahmen und Konfliktbearbeitung, war erst am 21. Juli zu einer Reise nach Kenia und in den Südsudan aufgebrochen, wo er ein Programm zur Gewaltprävention und Friedensförderung konzipieren wollte. Omwenga managt das World-Vision-Programm in Waat.

Um die Freilassung der Entführten bemühten sich UN-Vermittler, das Rote Kreuz und ein Krisenstab des Auswärtigen Amtes in Berlin. Die Männer wurden zuerst in die kenianische Grenzstadt Lokichokio, später in die Hauptstadt Nairobi geflogen. Nach Angaben des deutschen Botschafters in Kenia, Jürgen Weerth, gab es keine Lösegeldforderungen; es sei auch kein Geld an die Rebellen gezahlt worden. Über Lebensmittellieferungen wollte sich der Diplomat nicht im Detail äussern. Erst jetzt, nach Freilassung der Geiseln, könne man über die Verteilung künftiger Hilfsmittel reden. World Vision ist seit 1972 im Südsudan tätig. Das Hilfswerk betreibt in der von Dürre, Überschwemmungen und Bürgerkrieg heimgesuchten Region Projekte zur Armutsbekämpfung, Ernährung und Gesundheitsfürsorge. Rund 30 Prozent der Kinder unter fünf Jahren leiden an Mangelernährung. Während der Entführung hatte das Hilfswerk die dortige Arbeit vorläufig eingestellt.

Bundesaussenminister Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) und die Leitung von World Vision Deutschland äusserten Freude und Erleichterung über den Ausgang der Verschleppung. Direktor Günther Bitzer dankte den Mitarbeitern für ihren Einsatz und würdigte die Rolle des Krisenstabs in Berlin sowie der Vertreter der Vereinten Nationen. World-Vision-Mitarbeiter gedachten auch der Angehörigen des Getöteten.

World Vision International ist mit rund 14.000 Mitarbeitern in fast 100 Ländern vertreten. World Vision Deutschland führt über 100 Projekte in 36 Ländern durch.

Datum: 07.08.2002
Quelle: idea Deutschland

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