Positives Menschenbild macht kooperativ
«Dies gilt vor allem, wenn es sich um eine negative Vorstellung handelt», fasst Michael Kurschilgen vom Max-Planck-Institut seine Studie zusammen. Die eigene Erwartung wird so zur selbsterfüllenden Prophezeiung: Wer von Egoismus ausgeht, trifft dann tatsächlich häufiger auf unkooperatives Verhalten bei seinen Mitmenschen.
Es fängt unscheinbar an
Kleine Anzeichen wie Grafitti an den Wänden, oder zerbrochene Scheiben, können sich gegenseitig verstärken und zum völligen Verfall ganzer Stadtviertel führen – wenn nicht gegen gesteuert wird. «Wir wollten herausfinden, ob die ’broken windows’-Theorie funktioniert», erläutert Kurchilgen die Untersuchung.
Dieser Theorie zufolge können kleine Details wie kaputte Scheiben in verlassenen Gebäuden oder Müll auf den Strassen desolate Zustände wie die komplette Verwahrlosung eines Quartiers nach sich ziehen. «Solche Anzeichen der Verwahrlosung vermitteln Menschen den Eindruck, dass dort die sozialen Normen ausser Kraft sind». Damit erklärt Kurschilgen die Kettenreaktion, die aus dieser Erwartungshaltung entsteht.
Prävention gegen Kriminalität
«Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Kern der ‚broken windows‘-Theorie tatsächlich stimmt. Angesichts eines sozialen Dilemmas lassen sich Menschen sehr stark von ihrer ursprünglichen Erwartungshaltung gegenüber ihren Mitmenschen leiten, aber sie sind dabei auch besonders sensibel gegenüber negativen Impressionen», schliesst Kurschilgen aus dieser Beobachtung. Mit diesem Fazit steht für ihn auch fest: Jede kleinste Investition, der in den Substanzerhalt von Wohnvierteln fliesst, ist keine reine Stadtkosmetik, sondern Prävention gegen Kriminalität.
Datum: 28.04.2011
Quelle: pte