Sparprogramm

Hanspeter Hugentobler

In den letzten Monaten hat mich ein Thema als Dauerbrenner begleitet: Sparen.

In der Geschäftsführung beim ERF Schweiz, in meinem Amt in der Schulbehörde oder bei meiner Frau in der Kirchenpflege, ja sogar zu Hause beschäftigen uns Sparprogramme intensiv. Die goldenen Zeiten sind vorbei, in denen wir uns alles leisten konnten. Angesichts knapper werdender finanzieller Mittel müssen wir es überall ganz neu lernen, mit weniger auszukommen.

Zweifellos: Sparen ist eine harte Sache. Liebgewordene Annehmlichkeiten wieder aufzugeben und auf den Stand vor ein paar Jahren zurück zu buchstabieren tut weh. Ich gebe es offen zu: Es gab Zeiten in den vergangenen Monaten, in denen ich das Wort „Sparen“ nicht mehr hören konnte.

Je länger je mehr entdecke ich aber, dass der Spardruck auch sein Gutes hat. Wir sind gezwungen, kreative Wege zu suchen, um die anfallenden Aufgaben noch rationeller und einfacher zu erledigen. Die Frage nach dem Hauptauftrag erhält neues Gewicht. Und in manchen Gremien wird man bereit, Aufgaben loszulassen, die schon seit Jahren hätten beendet werden sollen. Auch als Familie erleben wir ganz neu, dass es sehr befreiend ist, auf die eine oder andere Annehmlichkeit zu verzichten und einfacher zu leben.

Bestärkt hat mich in diesem Prozess auch das Buch „Affluenza - Zeitkrankheit Konsum“. Darin wird berichtet, dass bei einer Umfrage unter amerikanischen Jugendlichen 93% der befragten Mädchen als Lieblingsbeschäftigung „Einkaufen“ angaben, dagegen nur 5% „Anderen helfen“. Auch in Europa sehen wir entsprechende Symptome: Ehrenamtliche Tätigkeiten nehmen ab, Materialismus und Verschuldung nehmen zu. Und: Wir sind immer weniger zufrieden. Viele fühlen sich unausgeglichen, überlastet, einsam; arbeiten immer mehr, um sich grösseren Wohlstand leisten zu können. Bereits hat dieses Phänomen einen Fachbegriff: Affluenza - Konsumsucht. Allein in den USA sollen bereits 10 Millionen Menschen unter einer krankhaften Form von Konsumsucht leiden.

Am Grab eines kürzlich unerwartet verstorbenen Freundes wurde mir wieder neu bewusst: Was bleibt, sind nicht materielle Dinge, sondern die Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse. Was bleibt angesichts der beschränkten Zeit, die wir auf dieser Erde verbringen, sind nicht die Besitztümer, die wir anhäufen. Sondern die ganz konkreten Dinge, mit denen wir „einander helfen“. Was bleibt angesichts des todsicheren Lebensendes für jeden von uns auf dieser Welt, ist nicht der erreichte Wohlstand. Sondern allein die Liebe Gottes, die im Leben nach dem Tod prägendes Merkmal unseres Daseins sein wird. Jesus Christus gibt uns bereits in diesem Leben die Möglichkeit, diese Liebe kennen zu lernen und uns auf die ewige Zukunft vorzubereiten.

In diesem Sinne wünsche ich mir und Ihnen mehr Zeit für die Beschäftigung mit „Ewigkeits-Fragen“ - sparen können wir dafür bei der „Konsum-Zeit“...

Datum: 11.10.2003
Autor: Hanspeter Hugentobler
Quelle: idea Schweiz

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