Sinkende Scheidungzahlen

Eine gute Nachricht mit einem «Aber»

Die Scheidungszahlen sinken seit 2005 geradezu rapide. Das hat mehrere Gründe und regt dazu an, laufende Bemühungen fortzusetzen.
Auch langjährige Ehen müssen gepflegt werden.

Um eindrückliche 11,3 Prozent ist die Scheidungsrate zwischen 2005 und 2013 eingeknickt. Auf rund 17'000 im letzten Jahr. 2010 waren es noch 5000 mehr. Bereits 2011 nahmen sie um 4'500 ab. Auch in Deutschland ist die Tendenz sinkend, wenn auch nicht so eindrücklich wie in der Schweiz. Die Ursachen?

Die wohl wichtigste nannte der englische Gründer der MarriageWeek, Richard Kane, am Forum Ehe+Familie im Herbst 2013 in Bern: Junge Paare heiraten heute bewusster und sind entschlossen, eine Ehe auf Dauer zu schliessen. Und sie heiraten aus Überzeugung, weil sie einen weltanschaulichen Hintergrund haben, der die Ehe wertschätzt. Die Soziologin Margret Bürgisser formulierte es in der Schweiz am Sonntag so: «Leute mit traditionellen Wertvorstellungen glauben eher an die Unauflöslichkeit der Ehe und lassen sich deshalb weniger scheiden.» Und es scheint, dass gerade diese Kategorie von Paaren einen zunehmenden Anteil an Eheschliessungen hat.

Entwicklungen

Die Reduktion der Scheidungsrate ist phänomenal, obwohl auf der andern Seite des Spektrums bei Ehen über 20 Jahren, die Scheidungsrate emporgeschnellt ist. Darauf machen die Entwicklungspsychologin Pasqualina Perrig-Chiello und der Psychologieprofessor Guy Bodenmann aufmerksam.

Laufende Initiativen

Pasqualina Perrig-Chiello mahnt daher Paare in langjähriger Ehe, ihre Partnerschaft bewusst zu pflegen und den gemeinsamen Weg nach der Familienzeit neu zu gestalten. Guy Bodenmann weist auf die Risiken in dieser Phase hin und mahnt, eine dreifache Verpflichtung einzugehen: Der Psychologe nennt es «Commitment»: Das kognitive, das emotionale und das sexuelle Commitment. Es gelte, die Attraktivität der gemeinsamen Beziehung zu erhalten oder neu herzustellen. Die MarriageWeek-Veranstalter haben sodann eine Studie in Auftrag gegeben, welche die Kosten von Scheidungen aufzeigen und die öffentliche Hand motivieren soll, niederschwellige Beratung für Paare anzubieten.

Nur Ehepaare im Blickfeld

Zu beachten ist, dass heute Paare zunehmend in «faktischen Partnerschaften» zusammenleben, wie es im Beamtendeutsch neuerdings heisst. Es gibt Bestrebungen, solche Partnerschaften immer stärker Ehen anzugleichen: Bei Erbschaften, Adoptionen, in den Sozialversicherungen. Und dies, obwohl solche Partnerschaften nirgends offiziell registriert sind. Es gibt somit auch keine «Scheidungsstatistik» bei solchen Paaren, obwohl diese wesentlich höher als bei Verheirateten liegen dürfte. Und es gibt keinen Familienrichter, der im Trennungsfall Unterhalt und Sorgerecht von Kindern regelt. Hier hat die Politik noch eine Pendenz.

Datum: 08.04.2014
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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