Rassismus

Vom Überlegenheitsdenken geheilt

Das Evangelium von Christus richtet sich gegen Rassismus und weist den Weg zu Harmonie in Vielfalt. John Piper, einer der bekanntesten Pastoren Amerikas, schildert seinen Weg aus dem Südstaatenmilieu zur Wertschätzung von Menschen anderer Hautfarbe.
John Piper: «Ich war ein Rassist»

«Ich war ein Rassist»: Der Beststellerautor Piper spricht in einem neuen Buch von seiner «racial burden», der mit dem rassistischen Selbstverständnis seines Milieus gegebenen Bürde. In South Carolina, wo er in den 1950ern und 1960ern aufwuchs, hielt ein Jahrhundert nach dem Ende des Sezessionskriegs die erzwungene Trennung der Rassen im öffentlichen Leben noch an: «Sie war nicht respektvoll, nicht gerecht, nicht liebevoll – und daher nicht christlich.» Ohne das Evangelium von Jesus Christus, schreibt Piper, würde er sich wohl noch immer mit rassistischem Stolz brüsten – oder an moralischer Lähmung wegen ‚weisser Schuld‘ leiden. Das Evangelium sei aber die Antwort auf Stolz wie auf Schuld.

Getrennte Schulen, getrennte Kirchen

In «Bloodlines: Race, Cross and the Christian» (Stammbäume: Rasse, das Kreuz und der Christ) erwähnt Piper, dass er in derselben Stadt aufwuchs wie Jesse Jackson (der spätere Spitzenpolitiker). Ihre beiden Mütter hörten dieselbe christliche Radiostation, doch die Schule, die dazu gehörte, nahm Schwarze nicht auf – wie die Kirche, die John und seine Eltern besuchten. «In jenen Jahren war ich offen rassistisch. Meine Haltung und Handlungen gingen von der Überlegenheit meiner Rasse in beinahe jeder Beziehung aus.» Piper war 16, als seine Gemeinde 1962 entschied, Schwarze von ihren Gottesdiensten auszuschliessen. Seine Mutter, die aus dem Norden stammte, stimmte als einzige dagegen.

Ein schwarzes Mädchen adoptieren?

Als Theologiestudent in Illinois und Kalifornien musste er sich damit abfinden, dass die Ehe zwischen Menschen aus verschiedenen Völkern und Rassen im Neuen Testament positiv gesehen wird. 1971-74 studierte John Piper in München. Ein Besuch des Konzentrationslagers Dachau bestärkte ihn im Nein zu rassistischem Überlegenheitsdenken. Seit 1980 dient der Theologe und Autor einer Baptistengemeinde im Herzen von Minneapolis. 1996 wurde Pipers Frau Noël von einer Freundin gebeten, ein afroamerikanisches Baby aufzunehmen (das Ehepaar hatte vier Söhne). Der Entschluss fiel John – er war eben 50 geworden – und Noël schwer. Schliesslich wusste er: «Liebe deine Frau, liebe dieses kleine Mädchen wie dein eigenes, und engagiere dich für den Rest deines Lebens für Harmonie zwischen den Rassen».

Was noch nicht stimmt

Dabei räumt Piper anhaltende Defizite ein. Mit den meisten Nachbarn habe er – aus Zeitgründen – keine tiefgehenden Beziehungen. «Auch unsere Gemeinde spiegelt die Vielfalt ihrer Umgebung nicht.» Er werde einst vor Christus stehen, der Richter ist, schreibt der international bekannte Pastor. Wenn Jesus die im Leben getroffenen Entscheide durchgehe, werde er keinen mit völlig lauteren Motiven finden «und viele werden im Licht seiner Heiligkeit unweise erscheinen». Nur in der Vollkommenheit von Jesus, die Gott ihm anrechne, könne er bestehen.

Das Evangelium als Grundlage für die multikulturelle Gesellschaft

John Piper sieht sich nicht als Vorzeigechrist oder Fachmann für kulturelle und ethnische Vielfalt. Er ist jedoch überzeugt, «dass das Evangelium, die Gute Nachricht von Christus – an unserer Stelle gekreuzigt, um Gottes Zorn wegzunehmen und Vergebung der Sünden und Kraft zur Heiligung zu geben – unsere einzige Hoffnung für jene Vielfalt und Harmonie der Rassen ist, auf die es letztlich ankommt.» Wer die Fülle des Evangeliums aufgebe, um das Zusammenleben einfacher zu machen, schaffe bloss einen Schatten des Reiches Gottes, ein Imitat. «Und wir verlieren das Eine, das eine Vielfalt und Harmonie herstellen kann, die Christus erhöht… Denn was nützt es dem Menschen, wenn er völlige Vielfalt gewinnt und seine eigene Seele verliert?»

Webseiten:
bloodlines documentary trailer (Auf Englisch)
Predigten, Videos und Artikel von John Piper

Bücher von John Piper:
Wordstore24

Datum: 28.09.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet / Christianity Today

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