In dem Bus befanden sich überwiegend ultra-orthodoxe Juden. Unter den Verletzten sind auch zahlreiche Kinder. Der Bus befand sich auf dem Weg von der Klagemauer (Westmauer) in der Altstadt Jerusalems zum Jerusalemer Stadtteil Har Nof, in dem überwiegend religiöse Juden leben. Der Leiter des Institutes für Gerichtsmedizin in Abu Kabir bei Tel Aviv, Yehuda Hiss, sagte: "Es handelt sich um einen sehr schweren Anschlag - sowohl wegen der Art der Wunden bei den Toten als auch aufgrund der Tatsache, dass viele Kinder unter den Getöteten sind." Ersten Ermittlungen der Polizei zufolge wog der Sprengsatz rund fünf Kilogramm und enthielt kleine Eisenkugeln. Die Explosion war so heftig, dass ein weiterer Bus und ein Privatauto beschädigt wurden. Der Attentäter, der Hamas-Aktivist Raed Abdul-Hamid Misk aus Hebron, trug die Bombe offenbar in einer Tasche bei sich. Der Selbstmordattentäter kam nach israelischen Angaben aus der Stadt Hebron im Westjordanland. Die Witwe des Attentäters zeigte sich froh über die Tat. "Ich danke Gott, dass mein Mann ein Märtyrer geworden ist", sagte sie, als sie in Erwartung israelischer Vergeltung mit ihren zwei Kindern ihr Haus in Hebron verliess. Israel reisst für gewöhnlich die Häuser von Selbstmordattentätern ab. Israel stoppte alle Sicherheitsgespräche mit den Palästinensern und den weiteren Truppenrückzug aus dem Westjordanland. Israel riegelte zudem das palästinensische Westjordanland und den Gazastreifen erneut ab. Der israelische Botschafter bei der UN nannte den Anschlag "möglicherweise den Todesstoss für den Friedensprozess". Die Palästinensische Autonomiebehörde verurteilte den Anschlag aufs Schärfste. Das Weisse Haus in Washington erklärte: "Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Familien der Opfer und den Opfern". Die radikale Hamas-Organisation bezeichnete die Tat in einer Erklärung in Gaza dagegen als "natürliche Reaktion" auf die Handlungsweise Israels. Israel setzte den gesamten politischen Prozess mit den Palästinensern aus und sagte bis auf weiteres sämtliche in naher Zukunft geplante Treffen mit Vertretern der Autonomiebehörde ab. Israel hat auch eine Reihe gezielter Militärschläge gegen palästinensische Extremisten beschlossen. Diese Aktionen sollen unabhängig davon erfolgen, ob die Autonomiebehörde gegen die militanten palästinensischen Gruppen durchgreift. KOMMENTAR Vielleicht kann der Friedensplan einmal fortgesetzt werden, vielleicht auch die vermeintliche Waffenruhe. Aber die Spielregeln werden sich verschärfen und der Hass eskaliert auf beiden Seiten. "Das sind Tiere", kommentierte Ministerpräsident Scharon den Anschlag, als er mit dem Verteidigungsminister Mofaz zusammentraf. "Ich stimme dir zu; das sind Tiere", fand auch der Minister. Solche Attentate verhärten die Fronten ins Uferlose. Wohin wird diese Entwicklung noch hinführen? Die Bibel sagt voraus, dass noch schwerere Zeiten für Israel kommen werden. Auch die andere Seite hat in einem so genannten „Bekennerschreiben zum Attentat in Jerusalem“ ihre „Gründe“ für das Attentat dargelegt. Wenn man den Brief liest, der mit „Im Namen Gottes, des Barmherzigen“ beginnt, dann schwindet jede Hoffnung auf eine Verständigung. Hier kann man wirklich nur noch auf Gottes Barmherzigkeit hoffen. Das ist aber ein anderer Gott, als derjenige, der im untenstehenden Brief, solche Attentate scheinbar legitimiert. „Im Namen Gottes, des Barmherzigen,´Gott wird die Mörder unter ihnen durch Eure Hände vernichten…´ [Koran] Da sie Deinen Boden besudelt haben, oh Aqsa-Moschee, liegen die Männer der Qassam auf der Lauer […] Im Gedenken an den Brand der gesegneten Al-Aqsa-Moschee und als Antwort auf die Beschmutzung des geliebten Tempelbergs durch die Juden, wütend die Seele des Märtyrers und heldenhaften Führers (Abd Allah Al-Qawasima) ´Abu Aiman´ rächend und als Vergeltung für die Qassam-Märtyrer in Nablus und die Ermordung des Führers […] Muhammad Sidr sowie unter dem Eindruck der durch Scharon fortgesetzten israelischen Verletzungen der von den palästinensischen Widerstandsgruppen verkündeten Hudna, [...] gab die Zelle des Märtyrers [Abu Aiman] diese erste kleine Antwort in der islamischen Stadt Jerusalem. Sie soll dem verächtlichen Scharon und seiner Regierung aus Feiglingen zeigen, dass die exzessiven sicherheitspolitischen Sicherheitsmassnahmen gegen uns, nicht verhindern können, dass unsere Märtyreraktionen an ihre Zielorte gelangen, in der Tiefe eures ausgemergelten Gebildes und Euch an weiteren empfindlichen Punkten treffen werden. Mit der Kraft Gottes […] [auf dem Weg] ins ewige Paradies und die Glückseligkeit … hat den Märtyrertod [im Kampf] für die Bewahrung von Gottes Wort [erlitten]: Der gelehrte Jihadkämpfer (Ranid Abd Al-Hamid Misk) ´Abu Mu´min´, der nur drei Monate vor dem Abschluss seines Magisters stand. Scharon sollte diesen Brief gut lesen, denn er muss wissen, dass die Qassam-Leute wie ´Spritzgurken´ sind: Wenn die Feinde uns mit Wasser berühren, antworten wir mit Feuer, denn mit den Qassam-Bataillonen ist nicht zu spassen. Die operative Abteilung der Qassam-Bataillone hat die Zerstörung all dessen beschlossen, was sich unter den Füssen der räuberischen Besatzer befindet. Die Antwort auf Scharons Politik vergilt [Gleiches mit Gleichem]. Die Zionisten sollen wissen, dass wir noch ganz anderes mit ihnen vorhaben. Wir werden nicht eher ruhen und die Augen schliessen, bis wir nicht alle unsere rechtschaffenen Märtyrer gerächt und die verhasste Besatzung vertrieben haben. Wir hoffen, dass Scharon unseren Brief versteht und noch mehr schwarze Säcke bestellt, in denen er seine Soldaten und seine Siedler beerdigen kann. Wir von den Izz Al-Deen Al-Qassam Märtyrer Bataillonen sind weiter der verkündeten Hudna verpflichtet. Nicht eine Kugel war aus den Läufen unserer Gewehre gekommen – aber die Taten und der Hochmut und das Vorgehen unseres Feindes gegen unsere Kämpfer und die Führer der Widerstandsgruppen hat uns zur Vergeltung gezwungen. Wir versichern, uns weiterhin der verkündeten Hudna verpflichtet zu fühlen. Aber jede Verletzung [der Hudna] durch unseren Feind wird eine entsprechende schmerzhafte Antwort erhalten. Denn unser Feind versteht keine andere Sprache als die von Kugeln und Blut.“ „[Auf dem Weg] des Jihads - Sieg oder Tod […]“ Die Zelle des Märtyrer-Führers Abd Allah Al-Qawasima Die Izz Al-Deen Al-Qassam Märtyrer Bataillone Quellen: MEMRI/Israelnetz/Nai/Israel Nachrichten/afp/ap/dpa/LivenetTodesstoss für den Friedensprozess?
Israel will Vergeltung
Im Namen Gottes, des Barmherzigen?
Raed Abdul-Hamid Misk, der Attentäter, war kein verirrter Muslim. Der Vater zweier Kinder war Vorbeter in einer Moschee in Hebron und Lehrer an einer Oberschule. In seinem Abschiedsvideo stellt sich der Imam als Rächer "israelischer Verbrechen" dar. So habe er die Morde an zwei Islamistenführern in Hebron vergelten wollen; einer davon war offenbar ein enger Freund. Neben dem Dschihad bezichtigte sich auch die Hamas der Tat. Einer ihrer Sprecher in Gaza, Abu Schanab, sagte, die "Jerusalem-Operation" gehöre zu den "palästinensischen Antworten auf die fortgesetzte Verletzung der Waffenruhe durch Israel".
Bekennerschreiben
Das Bekennerschreiben wurde von der „Izz Al-Deen Al-Qassam Märtyrer Bataillone - Militärischer Flügel der Hamas-Bewegung Palästina“ verfasst. Es folgt die Übersetzung dieses Schreibens:
Datum: 22.08.2003
Autor: Bruno Graber