„Über uns kommt Gericht, wenn wir Gott weiter ungehorsam sind“
Bill Bright: Aus tiefer Dankbarkeit für das, was Gott für mich getan hat, fühle ich mich getrieben, zur weltweiten Verbreitung des Evangeliums beizutragen. Dies wurde mir als Vision vom Herrn gegeben im Jahre 1951. So suche ich alles, was ich tue, im Licht des Missionsauftrags von Jesus zu sehen. Was kann ich an diesem Tag beitragen zur Motivierung, Ausbildung und Förderung von Männern und Frauen - im Blick auf den Missionsauftrag.
In den vergangenen 46 Jahren ging es mir immer darum, Millionen von Leitern zu schulen, die meine Vision für die Welt teilen und das Ihre tun, um den Missionsauftrag zu erfüllen.
Im Jahre 1994 haben Sie begonnen, sich mit Gebet und Fasten intensiv zu beschäftigen. Wie kam es dazu?
Amerika ist heute zu dem geworden, was Babylon einst war. Babylon war reich, mächtig, das Zentrum der Welt, mit dem die Nationen Handel trieben. Nun wissen wir: Babylon zerfiel über Nacht, wegen seiner Sünde. Die USA sind heutzutage wohl die sündigste Nation der Erde. Wir tragen gleichsam die ganze Bosheit der Menschheit in uns.
Wir Menschen wurden alle in Sünde geboren, aber Amerika verfügt mit 6% der Weltbevölkerung über gut die Hälfte des Reichtums der Welt. Dabei exportieren wir mehr Pornografie und importieren mehr Drogen, wir tun mehr Übles als alle anderen Nationen zusammengenommen.
Doch unser Land wurde als christliche Nation geboren. Alle unsere Gründerväter - mit der Ausnahme von Jefferson, Franklin und einem dritten - waren bibelgläubige Christen. George Washington begann und endete jeden Tag auf den Knien, mit Bibellese und Gebet. Die Gründer weihten unsere Nation Christus.
Alle unsere hohen Schulen - Harvard, Princeton, Dartmouth, Yale - entstanden, um Verkündiger von Gottes Wort auszubilden. Die Bibel war die Grundlage fürs ganze Bildungswesen. Und dies hatte Gutes zur Folge: In den 170 Jahren nach der Gründung liess Gott Amerika aufblühen. Es gibt nichts Vergleichbares in der Weltgeschichte.
Wir aber haben uns von Gott abgewandt. Wir gleichen in unserem Reichtum den Christen von Laodizea. Sie wähnten sich reich und wohlhabend, doch Gott nannte sie nackt, arm und elend. Babylon und das alte Ninive waren Städte im Ueberfluss. Doch Gott sprach sein Urteil, und ihre Tage waren gezählt.
Amerika ist nach meiner Meinung zum Untergang verurteilt, es sei denn, dass wir umkehren und Busse tun. Ich pflegte früher die Schuld für den sittlichen Verfall den Medien zu geben und dem Obersten Gericht, dessen infame Urteile im Gegensatz zu allen Überzeugungen der Gründerväter stehen.
Nun hat mir aber Gott gezeigt, dass die Christen am Niedergang schuldig sind. Wer das Alte Testament sorgfältig liest, sieht das Missfallen Gottes über die Priester und Führer, die das Volk gegen ihn wandten. Das vierte Kapitel des Propheten Hosea mag als Beispiel dienen. Hosea bezeichnet die Priester als die wahren Schuldigen für die Sünde des Volkes. Sie klagt er an.
Welche Folgerungen ziehen Sie nun daraus? Was sollen Christen tun?
Aufgrund der Geschichte, meiner Erfahrung und des Studiums der Schrift meine ich dies: Wenn Christen in Reue umkehren, wird Gott das tun, was immer er zu tun wünscht zur Heilung unserer Länder. Im 2. Chronikbuch, Kapitel 7, Vers 14, steht eine Zusage Gottes, die er König Salomo für die Israeliten gab, eine Zusage, die aber prinzipiell jedem Land gilt: „Wenn mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, betet, mein Angesicht sucht und sich von seinen bösen Wegen abkehrt, DANN will ich vom Himmel her hören und ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen.“
Im Jahr 1994 empfand ich stark, wie umfassend die Verwüstung unseres Landes bereits war. Von da führte mich Gott in meine erste 40tägige Fastenzeit. In ihr konnte ich zu Gott schreien und ihn bitten, unser Land und andere zu retten.
Unsere Gründerväter hatten den Traum, dass die USA beitragen würden zur Erfüllung des Missionsauftrags, indem sie Missionare in die Welt senden. Dies ist auch mein Traum. Ich glaube, das ist auch die Mitte dessen, was Gott will. Er kam, um die Verlorenen zu suchen und zu retten, und beauftragte seine Nachfolger, sie zu suchen und zu retten.
So begann ich zu fasten und zu beten für Erweckung. Seltsamerweise - meine Frau kann dies bestätigen - fand ich unter all meinen Freunden keinen, der 40 Tage gefastet und gebetet hatte. Ich bat mehrere Ärzte um Rat - und sie konnten mir nicht weiterhelfen. Aber Gott führte mich in dieses Fasten hinein, und es war die grösste geistliche Erfahrung meines Lebens.
Was geschah in den 40 Tagen?
In der dritten Woche der Fastenzeit für Erweckung, für Amerika, die Welt und die Weltmission, gab mir Gott den starken Eindruck, dass er tatsächlich eine grosse Erweckung senden wird. Es wird die grösste geistliche Erweckung sein, die die Völker je gesehen haben, die grösste geistliche Ernte. – ABER vor dieser Ernte muss eine Zeit grosser Umkehr und tiefer Busse kommen.
An diesem Punkt forderte mich Gott auf, christliche Leiter von ganz Amerika zusammenzurufen, die Verantwortlichen von Denominationen und christlichen Werken, um mit mir zu fasten und zu beten. Im Dezember 1994 fand dieses Treffen in Orlando, Florida statt. Wir begegneten Gott in einer übernatürlichen Weise. Alle Teilnehmer sprachen von der umwälzendsten Erfahrung ihres Lebens.
Es wurde vorgeschlagen, jedes Jahr in dieser Weise zusammenzukommen. Im folgenden Jahr trafen wir uns in Los Angeles, dann in St. Louis, und diesen Herbst waren wir in Dallas zusammen. Dieses letzte mehrtägige Treffen war nicht nur für die Gäste, die mit dabei waren. Millionen Menschen im ganzen Land waren per Satellit mit uns verbunden.
Wir haben zu Gott geschrien: „Herr, rette Amerika, so dass wir durch deine Gnade dazu beitragen können, dass alle Menschen auf der Erde das Evangelium hören können bis zum Ende des Jahres 2000.“ Amerika hat die Ressourcen, um zusammen mit den anderen Ländern den Missionsauftrag von Jesus endlich zu erfüllen. Wir würden gegen Gott sündigen, wenn wir uns nicht vor ihm demütigten und sein Angesicht suchten.
Vor vielen Jahren gab mir Gott das Ziel, für die Rettung einer Milliarde Menschen zu beten. Um dieses Ziel zu erreichen, dachten wir, wir müssten das Evangelium allen Menschen weitersagen - was das Ziel des Missionsauftrags ist. Andere begannen zu sagen, dass Gott ihnen dasselbe gezeigt hatte. Und bald sagten Tausende von Christen dasselbe - dass wir den Missionsauftrag vor dem Ende des Jahres 2000 tatsächlich erfüllen können.
Dies ist also nicht etwas, das Gott mir allein gesagt hat - er hat es vielen, vielen Leuten gesagt. Erweckung kommt, und wir müssen all unsere Schätze, Talente und unsere Zeit bis zum Äussersten einsetzen, um zu ihrem beschleunigten Kommen beizutragen. Es ist das Empfinden einer geistlichen Dringlichkeit, eines souveränen Handelns Gottes, das mich antreibt.
Vonette Bright, Sie haben während vieler Jahre Gebetsbewegungen geleitet und Gebetskonferenzen durchgeführt und so viele Millionen Menschen zum Gebet ermutigt. Wie kam es Ihnen vor, als Ihr Mann 72jährig daran ging, 40 Tage zu fasten?
Vonette Bright: Bills Absicht, 40 Tage zu fasten, überraschte mich. Ich sorgte mich ernsthaft um seine Gesundheit. Offen gesagt war ich froh, dass Gott nicht mich dazu aufgefordert hatte. Denn mir erschien es unmöglich. Und Bill traute ich es auch nicht zu. Als er die nötigen Ratschläge für das 40-Tage-Fasten zuerst nicht erhielt, erschien das Unterfangen doch sehr riskiert. Ich hoffte, er würde davon Abstand nehmen.
Er machte seinen Terminkalender frei, Monate im voraus, so dass wenigstens die halbe Zeit frei war. Ich hatte Termine, die nicht zu verschieben waren. Doch die letzten Wochen seiner Fastenzeit konnte ich mich auch freimachen. Die Zeit war ein echter Segen für ihn, für uns als Ehepaar und - ich denke - auch für alle Campus-Mitarbeiter.
Bill war vorsichtig; wir massen ihm alle paar Tage den Blutdruck und beobachteten ihn genau. Er hatte endlich doch Ratschläge von einem Arzt erhalten, der auch als Ernährungsfachmann gelten konnte, und das gab mir das Gefühl, dass er es richtig anging.
Am 26. Tag seines Fastens gesellte ich mich zu ihm. Denn ich wollte auch offen sein für Eindrücke, falls Gott ihm etwas zeigen würde. Ich dachte, ich würde durchs Fasten besser unterscheiden können, was Gott sagen würde. Und ich war entschlossen, teilzuhaben, falls etwas Besonderes sich ereignen würde. Und die Zeit erwies sich als ein grosser Segen in unserem Leben.
Später fasteten wir eine kürzere Zeit zusammen. Ich meine, es war mein Geburtstag im folgenden Jahr: da fasteten wir beide einen Tag lang. Es war wunderbar. Das war mein Geburtstagsgeschenk: Ich hatte Bills ungeteilte Aufmerksamkeit, während wir den Tag im Gebet und Fasten zubrachten.
Im letzten Mai und Juni fasteten wir miteinander während 40 Tagen. Es war eine der kostbarsten Zeiten in unserem Leben. Wir haben immer eine gute Ehe gehabt, wir haben miteinander Dienste getan, haben zusammen gearbeitet, gespielt und viel Lustiges erlebt. Aber in diesen Wochen hat Gott etwas Neues gewirkt in unseren Herzen. Wir wurden dadurch nicht nur empfindsamer für das, was Gott uns sagen wollte, sondern auch füreinander. Mir jedenfalls wurde manches bewusst, was ich noch nie so empfunden hatte - Gott sprach zu mir über Heiligkeit und Reinheit.
Und ich glaube fest, dass die Zukunft der Welt in der Hand von Christen liegt. Von uns Christen hängt weitgehend ab, wie das nächste Jahrhundert ablaufen wird - ja ob es überhaupt ein nächstes Jahrhundert geben wird. Wir trauen Gott Erweckung zu; aber wie Bill sagte, müssen sich zuerst die Christen ändern.
Wir Christen meinen ja, auf einem guten Weg zu sein. Aber wenn Sie Zeit im Gebet und Fasten verbringen, dann beginnt Gott eigenartige Sachen aufzudecken in jedem Leben. Mir ist es ein Anliegen geworden, dass der Leib Christi und jeder Christ persönlich Rechenschaft gibt und durch und durch echt ist, dass er nicht etwas bekennt und etwas anderes auslebt.
Wir Christen sollen genau das leben, was wir bekennen. Dann werden die Menschen sehen, dass Jesus unser Leben bestimmt, dass er uns eine andere Lebensqualität gegeben hat - weit besser als alles, was Menschen sonst wählen können - und auch, dass er die Lösungen für die Probleme hat, welche die Menschheit umtreiben. Er gibt uns die übernatürliche Fähigkeit, über den Umständen zu stehen und mit Schwerem umzugehen. All dies ist mir zum Anliegen geworden - dass die Liebe von Christus in grösserem Mass in unserem Herzen Raum gewinnt und unseren Lebensstil prägt - und ich glaube, so werden Menschen vom Evangelium erfasst werden.
Bill Bright, was haben Sie durch das Gebet mit Fasten erlebt?
Bill Bright: Ich habe nun viermal 40 Tage gefastet. In jeder Zeit erlebte ich eine vertiefte Gemeinschaft mit Gott. Ich habe nun 53 Jahre mit Gott gelebt; ich habe ihn geliebt von ganzem Herzen, ich habe ihm mein ganzes Leben hingegeben, um all das zu tun, was er vorhatte. Und doch hat sich durch Fasten eine Intimität, eine Nähe zu Gott ergeben, wie ich sie nie erlangt hatte auf irgendeine andere Weise.
In der Schrift habe ich einen interessanten Zusammenhang gefunden. Jesus gab seinen Jüngern den Missionsauftrag. Er sagte: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Geht hin und macht zu Jüngern alle Völker, tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles, was ich euch gelehrt habe. - Nun, was lehrte Jesus seine Jünger? Er lehrte sie viele wunderbare Wahrheiten, aber durch sein Vorbild lehrte er auch das Folgende: Bevor er zu wirken begann, fastete er während 40 Tagen. Hier ist Gott, Jesus, der Gottmensch, der sich in die Einsamkeit begibt, um mit dem Vater zu sein, sein Angesicht zu suchen. Dies alles, bevor er unter die Leute ging, lehrte, heilte und schliesslich ans Kreuz ging für unsere Sünden, um dann auferweckt zu werden.
Sie haben seit 1994 zum ernsthaften Beten und Fasten aufgerufen, zuerst ihre eigenen Landsleute, die Christen Amerikas. Aber Sie richten den Aufruf auch an Christen in Europa. Glauben Sie, dass auch hier das Gericht Gottes droht und Christen darum für ihre Völker einstehen sollten?
Ich glaube, dass Gott mir aufs Herz gelegt hat, für die Christen der USA zu beten, dies mit dem Ziel, dass in den USA und Kanada zwei Millionen Christen 40 Tage lang fasten und beten für Erweckung in der Welt und in unseren Ländern. Ich bete auch darum, dass rund um die Erde dies viele Millionen mehr tun, hier in Europa, in Asien, Afrika und Lateinamerika. Ich glaube, wenn wir uns in so grosser Zahl zusammenschliessen, dann wird der Gott des Universums, unser heiliger Vater im Himmel, sich freuen darüber.
Wenn wir Gottes Bedingungen erfüllen, wenn wir uns demütigen, beten und sein Angesicht suchen, wenn wir uns von unseren bösen Wegen abkehren, dann können wir mit Gewissheit wissen: Er wird unsere Gebete hören und unsere Sünden vergeben und unsere Länder heilen. Dies gilt für Europa, Amerika, die Nationen der Welt. - Und natürlich bete ich dafür, dass der Missionsauftrag von Jesus erfüllt wird.
Immer wieder hat Gott seine Liebe und Gnade zum Ausdruck gebracht - aber auch das andere. Nehmen Sie zum Beispiel Deutschland. In Deutschland geschah der Durchbruch zur Reformation, und Gott schenkte daraufhin Segen in einer mächtigen Weise. Doch unter Hitler brachen sich antichristliche Kräfte Bahn - und Deutschland wurde zerstört. Wir sehen diesen Zusammenhang schon in 5. Mose Kapitel 8 und 28; obwohl jene Worte an Israel gerichtet sind, treffen sie im Prinzip auf alle Nationen zu.
Oder nehmen sie Russland im 20. Jahrhundert. 900 Jahre christlich geprägt, vielfach gesegnet mit Musik, Kunst, Literatur und grossem Reichtum - Segen vom Himmel. Und dann kam Lenin und mit ihm 72 Jahre des Atheismus, der Gottlosigkeit. Das Land war ohne Bibel. Heute ist Russland am Boden; seine Menschen sind ganz arm dran. Ich liebe die Russen und habe viel Zeit dort verbracht, denn irgendwie gab mir Gott im Jahr 1947 eine Last, für das Volk der Russen zu beten. Und wenn man 50 Jahre für ein Volk betet, bekommt man es lieb.
Oder denken Sie an Nordkorea, vor 100 Jahren Schauplatz einer grossen Erweckung. Und dann kam Kim Il Sung an die Macht und machte sich selbst zum Gott. Seinen Sohn und Nachfolger stellte er vor als Jesus Christus - und die ganze Nation geht nun zugrunde. Hunderttausende sind am Verhungern, und die Tragödie dieses Landes, das einst von Gott gesegnet wurde, hält an.
Darum sage ich: Es ist Zeit für Christen aufzuwachen. Mit Gott können wir nicht Spiele spielen. Gott ist heilig, er toleriert unsere fleischlichen Wege nicht endlos. Ich gehöre zu denen, für die die Verkündigung der Liebe Gottes zuoberst steht. Ich wurde selbst auch durch die Liebe von Christus zu Gott hingezogen.
Aber wie die meisten habe auch ich nicht genug über Gericht gepredigt. Es gibt einen Himmel und eine Hölle. Wer Christi Wege geht, gelangt in den Himmel; wer Satans Wegen folgt, kommt in die Hölle. Wir müssen wissen: Über uns kommt Gericht, wenn wir Gott weiter ungehorsam sind.
Gottes Liebe, Geduld und Gnade sind weiter da, aber es kommt eine Zeit, und ich denke, Amerika und Westeuropa sind nahe dran - es kommt die Zeit, da bringt Gott Gericht. - Dies jedoch nur dann, wenn wir als Christen Gottes Bedingungen nicht erfüllen. Ich denke nun, dass wir dies tun werden. Ich empfinde, dass es Millionen von Christen wirklich um den Willen Gottes geht. Sie wollen Gott gefallen. Wenn wir im Gebet und Fasten eins werden, werden wir ein gewaltiges Wirken von Gottes Geist sehen - die grösste geistliche Ernte, welche die Welt je gesehen hat.
Datum: 23.07.2003
Autor: Peter Schmid