Buddha kommt nach Graz

Dalai Lama
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Martin Kamphuis
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München. Zahlreiche Buddhismus-Experten warnen vor dem „Kalachakra Tantra Ritual“ des Dalai Lama welches vom 11. bis zum 23. Oktober in Graz stattfinden soll. Dazu werden Tausende von Teilnehmern aus über 30 Nationen erwartet. Die österreichische Bundesregierung, das Land Steiermark und die Stadt Graz fördern das Ereignis mit Steuergeldern und Werbefeldzügen.

Grösste Wachsamkeit fordert hingegen eine weltweite Koalition unter anderem von Kulturwissenschaftlern, Theologen, Atheisten, Freidenkern, Christen, Anthroposophen, Religionswissenschaftlern, kritischen Buddhisten und kritischen Esoterikern. Sie haben sich zu einem „Kritischen Forum Kalachakra“ zusammengeschlossen, um über die Hintergründe des Rituals aufzuklären. Das Ereignis beanspruche zu Unrecht einen humanistischen, friedlichen, toleranten, freiheitsliebenden und ökumenischen Charakter.

Radikale „Buddhokratie“

Beim tantrischen Buddhismus handele sich um ein archaisches, auf Magie beruhendes Religionssystem. Gleichwertigkeit der Geschlechter, demokratische Willensbildung und ökumenische Begegnungen seien ihm wesensfremd, obwohl seine Repräsentanten das Gegenteil behaupteten. Die vom Dalai Lama angestrebte „Buddhokratie“ sei noch radikaler als der fundamentalistische Islam. In seinen höheren geheimen Einweihungsstufen fordere das Kalachakra-Tantra die bedingungslose und grenzenlose Unterwerfung unter den Willen des Dalai Lama. Durch extreme mentale und physische Übungen werde jedes neue Mitglied so manipuliert, dass es nicht mehr zwischen Gut und Böse unterscheiden könne. Dies zeige sich in der erwarteten Bereitschaft zum Töten, Lügen und Stehlen sowie zu Ehebruch und sexuellem Verkehr mit Mädchen aus den Unterklassen. Allerdings könne man solche Forderungen sowohl symbolisch als auch wörtlich verstehen.

Über eine Million „Soldaten" für den Shambhala-Krieg

Einige Passagen riefen unverhohlen zum „Krieg der Religionen" auf. Alle Teilnehmer bekämen das Recht, als „Shambhala-Krieger“ wiedergeboren zu werden, um in einer prophezeiten Endschlacht je nach Rang als Fussvolk oder als Offiziere zu kämpfen. Einigen Experten zufolge hat der Dalai Lama bei zahlreichen Masseninitiationen bereits über eine Million „Soldaten“ für den Shambhala-Krieg „rekrutiert“. Vor diesem Hintergrund werde Graz fälschlicherweise zu einer Friedensoase gegen die „Gewaltszenarien in der Welt“ hochstilisiert, so das Forum.

Kommentar

Martin Kamphuis

„Alles andere als harmlos“

Zum buddhistischen Kalachakra-Tantra-Ritual des tibetischen Religionsführers Dalai Lama werden etwa 12.000 Menschen aus aller Welt erwartet. Auch Nicht-Buddhisten sind zur Teilnahme an den buddhistischen Zeremonien eingeladen. Stadtverwaltung, Universität, Presse, Hoteliers, Gastwirte und Händler – sie alle fiebern dem Ereignis entgegen. Die Fremdenverkehrswerbung schwärmt: “Buddha kommt 2002 nach Graz”. Zum Beiprogramm gehörte ursprünglich ein Aufmarsch zahlreicher Prominenter. Grössen wie die Popsängerin Madonna oder die bisweilen auch als christlich apostrophierte irische Gruppe U2, der Friedensnobelpreisträger und südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu und die Wiener Philharmoniker sollten nach Graz kommen.

Daraus ist aber nichts geworden. Nach einem Krach zwischen den religiösen Veranstaltern und den Machern des Rahmenprogramms sind diese Programmpunkte geplatzt. “Nur" das buddhistische Ritual und die Verleihung eines Friedenspreises durch die Universität Graz finden statt. Im folgenden eine kritische Analyse aus christlicher Sicht von dem früheren Buddhisten Martin Kamphuis.

Das buddhistische Treffen ist alles andere als harmlos, auch wenn es nach aussen so scheint. Die Veranstalter haben angekündigt, dass das Ritual eine Ethik des Friedens, der Toleranz und der Harmonie im Menschen und zwischen den Menschen verschiedener Kulturen und Religionen fördere. Der Dalai Lama, der gemäss buddhistischer Lehre die Gottheit Kalachakra verkörpere – deshalb die Anrede “Seine Heiligkeit” –, werde den Einfluss unsichtbarer Gottheiten auf seine Schüler übertragen. Als Hilfsmittel sollen unter anderem Meditationsübungen dienen. Beispielsweise werden die Schüler angeleitet, sich unsichtbare spirituelle Wesen solange leibhaftig vorzustellen, bis sie real erscheinen. Sie sollen dann die Erfahrung machen, dass die unsichtbaren Wesen in das Leben der Schüler eintreten. Als ich während meiner Zeit als Buddhist eine Kalachakra-Einweihung empfing, bekam ich eine spirituelle Partnerin. Im Laufe der Zeit erschien sie in meinen Träumen wie eine perfekte sexuelle Geliebte. Ein anderes Hilfsmittel ist ein grosses kreisförmiges Bild aus verschiedenfarbigem Sand, Mandala genannt. Im buddhistischen Tantrismus ist ein Mandala nicht nur ein Ornament oder ein Symbol, sondern die Darstellung einer unsichtbaren Welt. Im Kalachakra-Mandala, wie es für Graz vorbereitet wurde, sollen einmal 722 Gottheiten wohnen. Diese werden während der Zeremonien eingeladen, in dem Mandala Platz zu nehmen.

Ist der Dalai Lama wirklich so friedlich?

Die Kalachakra-Lehre verspricht, dass alle Teilnehmer an den Einführungsritualen zu Friedensstiftern werden. Auch der Dalai Lama beeindruckt durch seine Freundlichkeit, die vielen Menschen wie die Umsetzung des von Jesus Christus gelehrten Liebesgebots erscheint. Sätze wie “Geld macht nicht glücklich” halten sie für eine Variante von biblischen Weisheiten. Seine Rituale wirken zwar merkwürdig, werden aber meist als harmlos eingestuft. Aber dient das Kalachakra-Tantra wirklich dem Frieden?

Aufgrund der Selbstaussagen des Kalachakra-Schrifttums muss ich sagen: nein. Ziel des Kalachakra-Tantra ist es, die Voraussetzungen für eine buddhistische Weltherrschaft zu schaffen. Dieser künftige Religionskrieg zwischen Buddhisten und Nicht-Buddhisten wird Shambhala-Krieg genannt. Als Gegner nennt das Tantra ausdrücklich die Führer der drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam: “Abraham, Mose, Jesus und Mohammed”. Das Kalachakra-Tantra bezeichnet sie als “die Familie der dämonischen Schlangen” (Shri Kalachakra I. 154). Seitenlang werden mörderische Superwaffen beschrieben, über die die buddhistische Shambhala Armee verfügt und die sie gegen die “Feinde der Lehre” einsetzt (Shri Kalachakra I. 128-142). “Die äusserst wilden (buddhistischen) Krieger sind gnadenlos und grausam und werden die barbarischen Horden niederwerfen und eliminieren” (Shri Kalachakra I. 163/165). Alle Teilnehmer an einer Kalachakra-Initiation – also auch diejenigen von Graz – haben das fragwürdige Recht, als Shambhala-Krieger wiedergeboren zu werden, um in der prophezeiten Endschlacht je nach Rang als Fussvolk oder Offiziere für die Buddhisierung unseres Planeten zu kämpfen.

Krieg gegen Abraham, Mose, Jesus und Mohammed

Buddhisten, die diese Texte nur geistlich deuten wollen, indem sie beispielsweise nur von einem Krieg gegen die Unwissenheit sprechen, bekämpfen unter anderem die Vorstellung von einer eigenständigen Existenz des Menschen und Gottes. Auch wenn sie den angeblich friedvollen Zustand des Nirwana fördern möchten, bedroht ihr Krieg alle, die glauben, dass es einen Gott gibt. Selbst wenn Kalachakra einen buddhistischen Frieden wünscht, beleidigt das Schrifttum die Religionsstifter monotheistischer Religionen und macht klar, dass dieser angebliche Friede gottgläubige Menschen nicht toleriert. So zeigt sich, dass der Buddhismus trotz seines ursprünglich hohen moralischen Anspruchs einem gottlosen System verpflichtet ist, das in einen gottlosen Zustand führt. Wer an diesen Ritualen teilnimmt, bereitet sich innerlich auf diesen unsichtbaren Kampf vor. Äusserlich gesehen findet eine kriegerische Eroberung der christlich geprägten Länder durch den Buddhismus noch nicht statt. Nach buddhistischer Überzeugung ist sie in der unsichtbaren Welt jedoch bereits in vollem Gange. Der Dalai Lama wurde mittels tantrischer Rituale an vielen Plätzen dieser Welt als spiritueller Herrscher ausgerufen. Gemäss dem Prinzip der tantrischen Lehre, nach dem alles, was im Spirituellen geschieht, sich auch im Sichtbaren manifestieren muss, erheben die Vertreter des Tantra-Buddhismus den Anspruch, dass es unsichtbar bereits eine buddhistische Herrschaft über zahlreiche Orte gibt.

Nach Barcelona und Zürich ist Graz die dritte Stadt in Europa und die achte in der Welt, in der das Kalachakra-Ritual veranstaltet wird. Bei der Ausbreitung seines Reiches benutzt der Dalai Lama magische und okkulte Praktiken. Damit steht er im schärfsten Gegensatz zum christlichen Glauben, wonach Wahrsagerei, Hellseherei, geheime Künste, Zauberei, Geisterbeschwörungen, Zeichendeuterei Gott ein Greuel sind (5. Mose 18,10-12).

Evangelische Kirche gegen Aufklärung?

Als die Evangelische Allianz Graz meine Broschüre “Kalachakra für den Frieden?”, in der ich diese Gedanken ausführlich darstellte, mit einem Begleitbrief an führende Personen aus Politik und Kirche in Graz sandte, stand als Reaktion im Massenblatt “Kronenzeitung”: “Kreuzzug gegen die Kalachakra!” Darin wurde die Evangelische Allianz in das fundamentale Spektrum eingeordnet, und der Vorsitzende des Kalachakra Komitees, Manfred Klell, warf mir einen “unseriösen Versuch von Meinungsmanipulation” vor. Auch die Evangelische Kirche unter ihrem Superintendenten Hermann Miklas distanzierte sich von der Aufklärungsaktion.

Andere reagierten positiv. So rief der katholische Bischof von Graz, Egon Kapellari, seine Kirchenmitglieder auf, nicht an den Ritualen teilzunehmen. Die charismatische Gemeindeerneuerungsbewegung in der katholischen Kirche mietete kurz entschlossen für ein paar Tage die Eishalle für ein “Fest für Jesus”. Der Redner, ein indischer Priester, sprach einen ganzen Vormittag lang gegen den Buddhismus. Während des Kongresses sind weitere Aktionen geplant, wie der Vorsitzende der Grazer Evangelischen Allianz, Prediger Siegfried Seitz, im Internet erläutert: “Unter dem Motto ‚Gastfreundschaft und Information' wollen wir den Besuchern der buddhistischen Veranstaltung freundlich begegnen und sie auf das Heil in Jesus Christus hinweisen.”

Die Christen in Graz haben sich auf einen geistlichen Kampf eingelassen. Wenn wir Gott ernst nehmen, müssen wir beunruhigt sein über die Entwicklung in Österreich, in dem ein solches Ereignis sogar öffentlich gefördert wird. Darum sollten Christen verstärkt für Graz, für Österreich und für Europa beten.

Der Autor, Martin Kamphuis, ist Psychologe. 1983 wurde er in Indien tibetischer Buddhist. Nach jahrelangem Meditieren stellte er fest, dass er in seinem ethischen Verhalten ganz der Alte geblieben sei. Er bekam Schuldgefühle und litt unter der Sorge, eine schlechte Wiedergeburt zu erleben. In Australien wurde er 1990 Christ. Danach war er evangelistisch und seelsorgerlich tätig, studierte Theologie an der Akademie für Weltmission in Korntal bei Stuttgart und wurde Pastor im Bund Freier evangelischer Gemeinden. Seine Erfahrungen verarbeitete er in den Büchern “Ich war Buddhist” (Brunnen-Verlag/Pattloch-Verlag) und “Buddhismus auf dem Weg zur Macht” (erhältlich beim Verfasser unter Fax 06445-7953 und E-Mail jckamp@t-online.de

In der Zeitschrift Factum http://www.factum-magazin.ch/ wurde Martin Kamphuis von Rolf Höneisen dazu befragt.

«Finstere Wesen gefühlt ...»

Rolf Höneisen: Kritik an wörtlich genommenen buddhistischen Texten wird von Buddhisten sofort abgeblockt mit der Erklärung, es gehe hier lediglich um symbolhaft zu verstehende Berichte und Anleitungen, die geistig zu visualisieren – in der Meditation vorzustellen – seien. Die Geister und Dämonen seien visualisierte Schattenbilder des eigenen unerlösten menschlichen Geistes und nicht wirklich und ausserhalb des Menschen manifest. Entspricht diese Beschreibung Ihren Erfahrungen?
Martin Kamphuis: Nach buddhistischer Vorstellung ist diese Welt nicht unabhängig von Ursachen und Wirkungen existent. Die sichtbare Welt gilt letztlich als eine Illusion, die hauptsächlich aus der Sichtweise des unerleuchteten Geistes hervorkommen soll. Deswegen muss sich ein Buddhist auf die symbolische Deutung dieser Welt, unserer Psyche oder der unsichtbaren Wesen beziehen. Er geht davon aus, dass die erleuchtete Realität nicht sichtbar ist, nicht verstanden werden kann – auch nicht von ihm selbst –, sondern nur in dem kosmischen Seinszustand des Nirwana oder der Erleuchtung erfahren werden kann. In diesem Zustand ist kein Ich und auch kein Gegenüber (Gott). Dieser erleuchtete Zustand (Buddha) wird als unbeschreiblich und unbeschreibbar betrachtet. Somit soll er nur anhand von Symbolen angedeutet werden können.

Haben diese vors innere Auge meditierten Wesen eine eigene Persönlichkeit, sind sie letztlich doch real?
Man muss unterscheiden: Wenn auch die visualisierten Wesenheiten nach buddhistischer Vorstellung keine eigenständige Existenz haben, ist damit nicht gesagt, dass keine Wirkung von ihnen ausgeht. Sie sind Symbole für pure Kraft, die sich in Zorn, Liebe, Hass, Frieden, Krieg, Mitgefühl oder Macht ausdrückten. Indem sich der Praktizierende mit den Wesenheiten identifiziert, identifiziert er sich auch mit diesen «Qualitäten».

Nach tantrischem Prinzip soll die Identifikation mit diesen Wesenheiten nicht nur eine innere Erfahrung bleiben, sondern auch eine Ausdrucksform in der sichtbaren, unerleuchteten Welt finden. Die Sichtweise, dass sich Krieg nur auf die innere Welt bezieht (d. h. Kampf gegen die eigene Unwissenheit) wäre die eines unreifen Tantrikers. Ein reiferer Tantriker wird klar wissen, dass «kriegerische Qualitäten» auch ihren Ausdruck in der äusseren Welt finden. Der Zustand eines Krieges würde dem Tantriker eine Gelegenheit bieten, seine kämpferischen Qualitäten zum Tragen kommen zu lassen.

Das heisst, der innere Kampf kann sich durchaus real nach aussen zeigen?
Wenn der innere Kampf sich auf die eigene Unwissenheit bezieht, bezieht sich der äussere Kampf auf Menschen, die – nach buddhistischer Sicht – in Unwissenheit gefangen sind, z. B. weil sie an die Existenz eines real existierenden Gottes glauben.

Ein fortgeschrittener Tantriker könnte mit begründeter Absicht (höherer Einsicht) solch eine Person umbringen, in der Meinung, diese Person würde dann anderen Menschen mit ihrem Glauben (Unwissenheit) nicht mehr schaden können. So wurde 1967 der Odser Lama umgebracht, weil er (als Tulku!) Christ geworden war. Eventuell würde der kriegerische Tantriker noch für sein Opfer beten, damit er im nächsten Leben als Buddhist wiedergeboren würde ...

Sie kennen den Kalachakra-Text. Ist er so kriegstreiberisch, wie einige Autoren kritisieren?
In der umfassendsten Tantra-Form, dem Kalachakra, werden seitenweise Kriegswaffen beschrieben, die sich unmissverständlich auf einen äusseren Kampf beziehen. Solche Texte werden natürlich nur dann aktuell, wenn im Äusseren ein Krieg geführt wird.

Ebenso soll ein fortgeschrittener Tantra-Meister nicht auf der Ebene stehen bleiben, den sexuellen Aspekt der Tantra-Wesen nur zu visualisieren. Die letzte Erleuchtung durch die Tantra-Praktiken kann nur durch die vorgeschriebene leibliche Ausübung der sexuellen Praktiken erreicht werden.

Die unsichtbaren Buddhawesen in zorniger oder friedlicher Gestalt können im biblischen Kontext nur als reale Dämonen oder Geister eingeordnet werden. Gemäss der Lehre der Bibel sind Satan, Dämonen, Geister, Menschen oder Tiere reale Wesen, die alle von einem realen Gott geschaffen wurden.

Machten Sie bei Ihren buddhistischen Exerzitien entsprechende Erfahrungen?
Meine Erfahrungen mit den Wesenheiten waren ziemlich real. Finstere Wesen fühlten sich grausam an und konnten mich mit Selbstmordgedanken erfüllen. Es gab jedoch auch hellere Gestalten, die mir zeitweise ein Gefühl von Frieden vermitteln konnten. Als Buddhist sollte ich diese Wesen nicht als real, sondern als Projektionen meines Wesens betrachten. Indem ich Gutes und Böses in mir integrierte – d. h. ungehemmt zuliess – sollte die Erleuchtung nahe sein, d. h. die Erfahrung, dass auch ich im Wesen niemand bin.

Mit anderen Worten: Buddhistische Rituale und Meditationen können einen Menschen in gefährliche geistige Bereiche führen, die ihn auch für seelische Manipulationen anfällig machen. Können Sie uns ein Beispiel nennen?
Während meines zweiten Kurses in einem buddhistischen Kloster in Nepal stieg ich immer tiefer in die Praxis der Meditation ein. Dann geschah es hin und wieder, dass ich mich in der Gemeinschaft von faszinierenden, weissen Wesen befand. Sie schienen mir die Herrscher dieser Welt zu sein. Von da an war mir die Realität unsichtbarer Wesen bekannt und ich begann mich für diese Wesen und ihre Führung bewusst zu öffnen und sie anzubeten.

Die österreichische Stadt Graz ist stolz, Mitte Oktober den Dalai Lama zu beherbergen. Er wird dort während zwölf Tagen die Lehrsätze des tibetischen Buddhismus verkünden und ein grosses Ritual, das Kalachakra, durchführen, gedacht als Einweihung für Buddhisten. Sie haben einen kritischen Info-Flyer geschrieben, warum? Ist der Friedensnobelpreisträger – der auch in Graz einen weiteren Menschenrechtspreis erhalten wird – ein Wolf im Schafspelz?

Diese Einweihung ist nicht nur für Buddhisten, sondern für alle Interessierten gedacht. Auch Christen sind eingeladen, an dem Ritual teilzunehmen. Hierin wird der umfassende Anspruch dieser Lehre zum Ausdruck gebracht. Sie beansprucht, alle Religionen in ihr System integrieren zu können. Die Buddhisten glauben, dass der Segen unabhängig von Religionszugehörigkeit stattfinden wird. Sie erkennen nicht, dass das zentrale Glaubensbekenntnis der Christenheit zu der Existenz eines lebendigen Schöpfer- und Erlösergottes mit einem System, das die Existenz eines solchen Gottes ablehnt, nicht unter einen Hut zu bringen ist.

Was versuchen Sie mit Ihrem in der säkularen Presse harsch kritisierten Infoblatt zu bewirken?
Ich habe einen Informationsflyer über das Kalachakra geschrieben, weil die Informationen über die unüberbrückbaren Unterschiede zwischen Christentum und Buddhismus in der Werbung für dieses Event fehlen. Würde der Dalai Lama seine Veranstaltung nur für Buddhisten organisieren, wäre er ehrlich. Würde er klar sagen, dass er durch diese Veranstaltung für seine Religion wirbt, wäre er auch ehrlich.

Unsere westlichen Länder sind noch demokratisch, jeder darf sich entscheiden, welcher Religion er anhängt oder folgt. Aber indem er seine Absichten verdeckt, tut er so, als würde dieses Ritual mit Religion nichts zu tun haben, sondern nur zum Weltfrieden beitragen. Das ist eine Verführung, denn aus dem Schrifttum des Kalachakra geht klar hervor, dass hier ein buddhistischer Frieden gemeint ist, der sogar einen künftigen Weltkrieg beinhalten kann. Insofern erweist sich der Dalai Lama als ein Wolf im Schafspelz. Der Wolf will von Gott und Jesus Christus wegführen; aber er erscheint, als wäre er harmlos oder sogar heilig.

Meines Wissens ist es europaweit das erste Mal, dass der tibetische Religionsführer nicht nur ideelle, sondern auch finanzielle Unterstützung seitens der öffentlichen Hand erhält. Das Einsetzen von Steuergeldern für dieses Buddhisten-Treffen lässt fragen, wie weit die blinde Begeisterung für den Dalai Lama noch gehen wird? Was kommt als Nächstes?
Spontan könnte dazu das Wort «Inthronisierung» aufkommen. Immer wieder hört man davon, dass der Dalai Lama an einer zukünftigen Inkarnation im Westen interessiert ist. Österreich scheint dabei in die engere Wahl gezogen zu sein. Vielleicht wird er ermutigt, sich in Österreich zu inkarnieren.

Wie lässt es sich erklären, dass bislang jegliche Kritik am Dalai Lama und dem magischen System des tibetischen Buddhismus abperlt und sich diese atheistische Religion im Westen weiter ausbreitet?
Der Dalai Lama spricht vielen Menschen aus dem Herzen. Er verspricht Weltfrieden, lächelt, ist freundlich, ist Friedensnobelpreisträger und wird mit «Seine Heiligkeit» angesprochen. Viele Menschen meinen, dies sei eine ausreichende Garantie für die Erfüllung seiner Verheissungen. Unsere Gesellschaft ist mittlerweile so gefühlsorientiert, dass Informieren nicht mehr in ist. Die Wahrheit wird nach dem Empfinden beurteilt. Menschen mit einer charismatischen Ausstrahlung werden nicht nur Gelder bekommen, sondern auch Macht. Der Inhalt des Angebotenen wird zweitrangig. Deswegen merken die meisten Menschen nicht einmal, dass der Buddhismus eine atheistische Religion ist. Im Gegenteil, der Dalai Lama wird «ein Gott zum Anfassen» oder «Gottkönig» genannt.

Ist der Buddhismus-Boom auch eine Folge eines falschen Christentums?
Unsere Gesellschaft ist in ihrer Gesamtheit immer gottloser geworden, und die Christenheit hat sich durch viele Kompromisse von ihrem klaren Bekenntnis zu Gott und Christus und ihr werbendes Zeugnis zu seiner Ehre entfernt. Materialismus und Wohlstand sind an die Stelle Gottes gesetzt worden. Dieser sichtbare «Gott» schenkt jedoch nicht die ersehnte Erfüllung.

Fernöstliche Angebote scheinen das wieder aufkommende Bedürfnis nach Religiosität (religiöse Erfahrungen) zu befriedigen. Dabei ist die Frage nach der Wahrheit nicht mehr zentral, sondern die Erfahrbarkeit. Gott steht nicht mehr im Mittelpunkt, sondern der Mensch und seine «göttliche» Erfahrung.

Quellen: idea.de/factum

Datum: 10.10.2002

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