Spezielle Studien

Spezielle Studien

"Es gibt nichts Komischeres als Menschen", ist eine alte Redensart. Wir könnten das Wort "komisch" auch durch "interessant" ersetzen.

Die Bibel ist vollgestopft mit Biographien höchst illustrer, grausamer, Gott ergebener, hochfahrender, demütiger, wunderbarer und scheusslich böser Leute. Übrigens: Das Wort Biographie ist das gr. Wort für "Lebensbeschreibung".

Eine andere Wahrheit, die zu diesen Biographien passt, ist der alte Spruch: "Wahrheit ist seltsamer als jede Erfindung." Die Geschichten von Josef, David, Esther und vielen anderen sind über alle Massen spannend und doch wahr.

Romane, die eine Menge "Biographien" einschliessen, wie die Bücher von Charles Dickens, überzeugen durch ihre Wirklichkeitsnähe. Warum? Sie beruhen auf der genauen Beobachtung wirklich existierender Menschen. Alle Biographien in der Bibel sind wahr, aber sie eignen sich auch dazu, göttliche Wahrheit zu vermitteln. Dabei ist manches ausgelassen und keine ist vollständig.

Manche biblische "Viten" sind kurz und Herz erwärmend. Zum Beispiel die des Henoch und des Jabez:

Und Henoch lebte 65 Jahre und zeugte Metuschelach. Und Henoch wandelte mit Gott, nachdem er Metuschelach gezeugt hatte, 300 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Und alle Tage Henochs betrugen 365 Jahre. Und Henoch wandelte mit Gott; und er war nicht mehr da, denn Gott nahm ihn weg (1. Mo. 5,21-24).

Und Jabez war angesehener als seine Brüder; und seine Mutter gab ihm den Namen Jabez, denn sie sagte: Mit Schmerzen habe ich ihn geboren. Und Jabez rief den Gott Israels an und sagte: Dass du mich doch segnen und mein Gebiet erweitern mögest und deine Hand mit mir sei und du das Übel (von mir) fernhieltest, dass kein Schmerz mich treffe! (1. Chr. 4,9-10).

Am anderen Ende des Spektrums stehen die vier Evangelien. Auch diese wählen nur aus und betonen die letzte Lebenswoche des Erdendaseins unseres Herrn, Seinen Tod, Seine Auferstehung und Seinen vierzigtägigen Dienst, nachdem Er auferstanden war.

Die meisten Lebensbeschreibungen liegen, was die Ausführlichkeit angeht, irgendwo zwischen der des Henoch und der des Herrn Jesus.

Leute wie Noah, Abraham, Sarah, Jakob, Joseph, Ruth, Hiskia, Esther, Maria, Petrus und Paulus bieten genügend Material, um von ihnen eine kurze Lebensbeschreibung verfassen zu können.

Am Beispiel der Sara möchten wir zeigen, wie eine solche Kleinbiographie aus dem Text gewonnen werden kann.

Schritt 1: Suche den Namen in einer Konkordanz auf!

Wir sehen gleich, dass Sara oftmals in der Bibel vorkommt, vor allem im 1. Buch Mose, von Kapitel 17 bis 49, aber auch bei Jesaja und viermal im Neuen Testament.

Dann erscheint nach diesen Angaben der Name Sarai, von dem wir vielleicht nicht wussten, dass dies Saras ursprünglicher Name ist, doch wird das deutlich, sobald wir den ersten Hinweis auf Sara in 1. Mose 17,15 lesen. Weil wir von 1. Mose 11,29 bis 17,15 den Namen Sarai finden, weist dies möglicherweise auf einen bedeutenden Einschnitt in ihrem Leben hin.

Schritt 2: Suche die Stellen auf, lies sie und notiere die verschiedenen Ereignisse im Leben der betreffenden Person.

Erster Abschnitt (1. Mo. 11,29-31): Sara heiratet Abraham, kann aber keine Kinder bekommen.

Zweiter Abschnitt (1. Mo. 12,5): Sara verlässt die Heimat, um mit Abraham und dessen weiterer Familie nach Kanaan zu ziehen.

Dritter Abschnitt (1. Mo. 12,10-20): Weil Sara schön ist, wird sie in das Haus des Pharao geholt, nachdem Abraham sie für seine Schwester ausgegeben hat (Halbwahrheit). Gott bestraft den Pharao, und der sendet Abraham und Sara wieder fort.

Vierter Abschnitt (1. Mo. 16,1-9): Sara überredet ihren Mann, ein Kind mit ihrer Magd Hagar zu zeugen. Dies war zu jener Zeit nichts Aussergewöhnliches, wie uns Anmerkungen in verschiedenen Bibeln und Bibellexika versichern. Sara behandelt Hagar hart, weil diese sie wegen ihrer Unfruchtbarkeit verachtete. Die arme Magd flieht, wird aber von dem Engel des HERRN dazu gebracht zurückzukehren und sich der Autorität Saras zu unterstellen.

Fünfter Abschnitt (1. Mo. 17,15-19): Gott ändert den Namen Sarai in Sara (Fürstin), weil Er sie auserwählt hatte, auf ihre alten Tage die Mutter des Bundesvolkes zu werden.

Sechster Abschnitt (1. Mo. 18,6-15): Sara bedient drei himmlische Besucher bei ihrem Zelt. Sie lacht, weil sie die Neuigkeit erlauscht hatte, sie werde in ihrem Alter einen Sohn bekommen. Aus Furcht leugnet sie ihr Lachen.

Siebter Abschnitt (1. Mo. 20,1-18): Durch Abrahams Täuschungsmanöver wird Sara wegen ihrer Schönheit von Abimelech, dem König von Gerar, genommen. Wieder leidet das Haus eines Ungläubigen wegen der Sünde Abrahams, des Knechtes Gottes. Sara selbst wird von dem König zurechtgewiesen (Vers 16).

Achter Abschnitt (1. Mo. 21,1-8): Sara bekommt den Isaak (Isaak heisst: er lacht).

Neunter Abschnitt (1. Mo. 21,9-12): Ismael verspottet den Isaak, darum wirft Sara Hagar und ihren Sohn hinaus, und Gott sagt, Abraham solle auf Sara hören; denn Isaak sei der Sohn der Verheissung.

Zehnter Abschnitt (1. Mo. 23,1-19): Sara stirbt im Alter von 127 Jahren in Kirjath Arba (= Hebron). Sara wird in der dem Efron abgekauften Höhle von Machpela begraben. Studienbibeln und Bibellexika sagen uns, dass Abrahams und Saras Grab noch heute dort zu finden sind. Sara wurde von ihrem Mann und ihrem Sohn betrauert (23,2), der danach seine Braut in das Zelt seiner Mutter bringt (24,67). (1. Mo. 25,12 gehört nicht zur Geschichte Saras). Bei Sara werden später Abraham, Isaak und Rebekka und Lea (49,31) begraben, und schliesslich auch Jakob (50,13).

Elfter Abschnitt (Jesaja 51,1-2): Jesaja ruft die Gerechten auf, ihre Wurzeln, Abraham und Sara, zu betrachten.

Sara im Neuen Testament:

Zwölfter Abschnitt (Römer 4,19): Das "Absterben des Mutterleibes der Sara" war für Abraham kein Hindernis, der göttlichen Verheissung zu glauben.

Dreizehnter Abschnitt (Röm. 9,9): Paulus zitiert 1. Mose 18,10, um zu zeigen, dass Sara die Mutter der Verheissungslinie des Messias ist.

Vierzehnter Abschnitt (Gal. 4,21-31): (Beachte: Diesen wichtigen Text würde man in keiner Konkordanz finden, weil Saras Name nicht darin vorkommt. Wenn du ihn nicht selbst kennst, müsste schon ein Querverweis, ein Kommentar oder ein Bibellexikon darauf hinweisen).

Paulus benutzt Sara und Hagar als Sinnbilder für Gesetz und Gnade, Fleisch und Geist. Sara hat die Ehre, in beiden Fällen die gute Seite zu repräsentieren.

Fünfzehnter Abschnitt (Hebr. 11,11): Sara selbst glaubte an die Verheissung, in ihrem Alter noch schwanger zu werden. (Die rev. Elb. gibt Abraham diese Ehre; aber ich glaube im Licht von Galater 4, dass The Numerical Bible (Loizeaux) die bessere Übersetzung ist).

Sechzehnter Abschnitt (1. Petr. 3,5-6): Sara wird als eine heilige Frau aufgeführt, die auf Gott vertraute (an Ihn glaubte) und sich der Leiterschaft ihres Mannes unterstellte. Zu ihren Schönheiten gehörte ein "stiller Geist" (Vers 4).

Petrus sagt uns, dass sich solche Frauen heute "Töchter Saras" nennen können.

Schritt 3: Füge die Fakten zu einer Geschichte zusammen, indem du dich immer nahe an den Bibeltext hältst, doch kannst du historische und archäologische Erkenntnisse an passender Stelle einfliessen lassen.

Das Ergebnis mag in zwei Teile zerfallen: Saras Geschichte (1. Mo. 11 ? 49) und Saras geistliches Erbe (Jes. 51,2 und die Stellen im Neuen Testament).

Ihre Geschichte wiederum könnte bei 1. Mose 17,15 geteilt werden, wo ihr Name von Sarai in Sara gewandelt wurde.

Sonntagsschulunterricht, Frauen-Bibeltage, Predigten oder Vorträge können aus diesen Aufzeichnungen erwachsen.

Fortsetzung: Merksätze

Datum: 19.10.2006
Autor: William Mac Donald
Quelle: Effektives Bibelstudium

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