Geboren, um für andere zu sterben
Ein eher fremd gewordenes Wort sorgt in diesen Tagen für Schlagzeilen. Das Wort „Sühneopfer" ist ein Begriff, der früher in Verbindung mit einem Friedensvertrag zwischen Feinden gebraucht wurde. Mit dem Sühneopfer versöhnten sie sich und „machten" Frieden. Meistens brachte der Schuldner das Sühneopfer, ein Geschenk der Wiedergutmachung. Versöhnung bedeutet die Wiederherstellung eines guten Verhältnisses zwischen Feinden. Um dieses Verhältnis im Gegenüber von Gott und Mensch zu erreichen, müssen die Faktoren beseitigt werden, welche die Feindschaft hervorrufen. Das geschieht durch Sühne.
Zum Sündenbock gemacht
Der Petrusbrief in der Bibel gibt zu bedenken, dass wir „nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber und Gold losgekauft" wurden, „sondern mit dem kostbaren Blut Christi". Im Alten Testament wurden Böcke (Sündenböcke), beladen mit den Sünden des Volkes, in die Wüste geschickt. Jesus ist in diesem Sinn der Sündenbock schlechthin geworden. Jesus opferte sich selbst. Waren es im Alten Testament noch Lämmer, die als Sühneopfer geschlachtet wurden, so liess sich Jesus, das Lamm Gottes, selbst schlachten. Tieropfer konnten nie wirklich Sünde wegnehmen, aber dieses Opfer konnte es.Die griechisch-römische Welt kannte viele Geschichten von Gottheiten, die als Menschen geboren wurden. Von einem Gekreuzigten, der sich selber opferte, hatte dagegen keiner je etwas gehört. Es war grotesk - etwa so, als sagte man den Menschen Erlösung zu, wenn sie an einen hingerichteten Kriminellen glaubten. Absurd wird es auch heute empfunden. Vermutlich stösst heute keine Lehre des Christentums auf so grossen Widerstand, wie die Lehre, dass uns Jesus Christus durch seinen stellvertretenden Sühnetod am Kreuz von unseren Sünden erlöst hat. Dieser Gedanke erscheint vielen „aufgeklärten" Europäer als viel zu blutig.
War das nötig?
Warum hatte Jesus überhaupt so einen schrecklichen Tod erleiden müssen? Kritiker der Sühneopfer-Lehre weisen darauf hin, dass ein Widerspruch besteht zwischen dem grausamen Geschehen am Kreuz und der Botschaft von Gottes unbedingter Liebe. Gott würde seinen Sohn nicht opfern, heisst es. Das ist nichts wirklich Neues. Schon der Apostel Paulus hat geschrieben, dass das Wort vom Kreuz eine Torheit ist, ein Irrsinn, für jemanden, der nicht glauben kann. Das passt zwar überhaupt nicht in die Landschaft unseres heutigen Denkens. Aber Gottes unbedingte Liebe auf der einen und ein grausamer Tod auf der anderen Seite gehören zusammen.Gab es für Gott keinen anderen Weg? Kann Gott uns nicht auch anders vergeben? Jesus kann nicht ohne Grund gestorben sein. Gott hätte es nie zugelassen, dass Jesus umsonst stirbt. Es musste eine absolute Notwendigkeit bestanden haben, dass Gott Jesus so sterben liess. Gott entscheidet in seiner Freiheit, wie er die Menschen retten kann und will, auch wenn uns sein Handeln nicht einleuchtet. Im Sühneopfer Jesu offenbart uns Gott grenzenlose Liebe.
Ob es notwendig war oder ob Gott sich den Weg aussuchte, um die Welt mit sich zu versöhnen? Gott entschloss sich, diesen einen Weg zu gehen, um die Welt mit sich zu versöhnen - nämlich den Weg mit Jesus und dessen Tod am Kreuz. Dass Jesus stellvertretend für alle Menschen am Kreuz starb, wird in vielen Bibelstellen eindeutig beschrieben. Nur durch den Glauben an Jesus und was er für jeden getan hat, kann der Mensch gerettet werden - so wollte Gott es.
Artikel zum Thema: Debatte über Opfertod von Jesus
Datum: 31.03.2009
Autor: Bruno Graber
Quelle: Jesus.ch