Vom Terroristen zum Paulus, dann zum Moses

Walid Shoebat vor dem Felsendom
Als die Unruhen begannen, kam es rings um das »Josefs Grab« zu Zusammenstößen
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Erst Steinewerfer, dann Bombenleger. Heute sieht Walid Shoebat die Dinge anders. Heute wartet er in Amerika, um als geistlicher Hirte in den Nahen Osten zurückzukehren. Wie Moses in der Wüste. Lesen Sie den letzten Teil unseres Exklusiv-Interviews.

Seine Laufbahn begann mit Steinewerfen auf betende Juden an der Klagemauer. Über einen Bombenanschlag führte er in ein israelisches Gefängnis und endete mit PLO-Aktivitäten in Chicago. Heute bezeichnet sich Walid Shoebat (43) als Zionist.

Wie viele Palästinenser sehen die Dinge gleich wie Sie?
Viele. Überall, wo ich spreche, kommen welche und sagen, sie glauben wie ich. Viele sind vielleicht nicht gerade Zionisten wie ich, aber das will ich ändern. Denn unsere Beziehung zu Israel ist im Neuen Testament deutlich aufgezeigt. Nämlich, dass wir ein Zweig sind und nicht die Wurzel. Aber ein Zweig der Wurzel. Wie oft spricht die Bibel von Zion? Immer wieder wird erklärt, dass sein Königreich in Zion sein wird und dass er sein Volk zurückbringen wird. Warum tut er das? Weil er es liebt. Und wie ist unsere Beziehung zum jüdischen Volk? Der Messias kommt aus diesem und für dieses! Die Ersatztheologie hat vieles zerstört. Die Christen "ersetzen" nicht Israel. Von Gott ist dieser Gedanke nicht gekommen. Er hat sein Volk zurückgeführt und damit gezeigt, dass er diese Theologie nicht akzeptiert. Aus über hundert verschiedenen Ländern brachte er die Juden zurück. Dieses Wunder ist noch grösser als der Auszug aus Ägypten unter Moses. Und wir alle sehen diese Rückkehr. Wenn nicht, ignorieren wir einen gewichtigen Teil der Bibel.

Sie waren früher Fundraiser der PLO, heute sind Sie Zionist. Die PLO liebt Sie bestimmt nicht gerade ...
(Lacht) Ich teilte meinen Entscheid einem Diplomaten von Arafat mit. Er war sehr wütend und schimpfte mich einen «Verräter». Tatsache ist, dass die PLO und Yassir Arafat das Grab Josefs zerstört haben und vieles anderes. Er hat den Missbrauch christlicher Frauen erlaubt und die Al-Aksa-"Märtyrerbrigaden" gutgeheissen. Und alles, was dieser Typ mir sagen kann, ist, ich hätte meine Religion und mein Volk verraten. Auch meine Familie hat mich verstossen. Sie haben sich von mir abgewandt und mir meinen Grundbesitz dort genommen. Ich lernte, dass Christsein mit Leiden verbunden ist.

Welche Rolle spielen die Palästinenser in der Zukunft?
Zur Zeit arbeiten die Palästinenser mit verschiedenen islamischen Nationen zusammen, mit dem Iran, der Türkei, dem Sudan, Ägypten, Libyen und anderen Ländern Nordafrikas, um Israel in einem dritten Weltkrieg anzugreifen. Es wird der Kampf um Jerusalem sein. Am Ende wird der Messias kommen und Israel gewinnen. Es gibt da sehr klare Bibelverse dazu.

In der Bibel steht auch, dass die Palästinenser und die Juden vereint in diesem Land leben und mit Teilen Ägyptens und Syriens Gottes Volk sein werden. Glauben Sie, dass Sie Teil dieser Prophezeiung sind?
Ja. In der Bibel steht von einem Frieden nach dem Krieg. Ein Teil der Armee, die gegen Israel aufzieht, wird überleben. Und sie werden in Frieden mit dem Land leben. In der Bibel steht auch, dass Gott Syrien segnet. Und die christlichen Gläubigen werden Teil davon sein und im dritten Tempel feiern.

Ihr Ziel ist, aus Amerika in den Nahen Osten zurückzugehen und die Gehirnwäsche rückgängig zu machen. Wann und wie wollen Sie dies tun?
Ich warte auf eine Einladung aus Israel.

Eine Rückkehr ist eine gefährliche Sache, denn nicht alle Palästinenser werden Ihre Botschaft schätzen ...
Ja, das ist wahr. Aber ein guter Hirte verlässt alle seine Schafe, um das eine verlorene Schaf zu finden. Habe ich recht oder nicht?

Haben Sie. Betrachten Sie sich selbst denn als einen Schafhirten?
Ja, ich sehe mich als Hirten für mein Volk. Denn ich bin kein Verräter. Arafat schaut mich als Verräter an. Aber er ist der Verräter. Er stiehlt den Frauen ihre Kinder und schickt sie in den Tod. Er lehrt sie, sich selbst in die Luft zu jagen! Und die fundamentalistischen Moslems halten die Jugend dazu an. Die sind die Verräter. Wer seine Kinder umbringt, ist ein Verräter, und nicht wer zum Schutz des Lebens aufruft. Ich bin kein Verräter. Ja, doch, dem Teufel gegenüber bin ich ein Verräter.

Fühlen Sie sich wie Moses in der Wüste?
Ja schon. Ich bekomme diverse Sorgen von Christen und messianischen Juden mit. Und ich kann mir vorstellen, wie sich Moses gefühlt haben muss. Manchmal sagen die Leute, wenn ich spreche, soll ich nicht auf die Bibel verweisen. Aber wie kann ich das lassen? Mose ist auf den Sinai gegangen, um dort die Gesetzestafeln zu erhalten. Dann sagten die Leute: Komm herunter, wir haben hier einen eigenen Gott – das goldene Kalb. Manchmal fühle ich mich so. Die Leute wollen miteinander einen friedlichen Weg finden, aber ausserhalb von der Bibel. Wie kann man Frieden haben, wenn man sich nicht drum schert, was Gott über die betreffenden Länder gesagt hat? Zur Zeit haben wir eine Zwei-Staaten-Politik. Und was hat das den Juden gebracht? Die Hölle.

Werden Sie eines Tages als Exilpolitiker heimkehren?
Ja, das hoffe ich; eines Tages. Ich sprach vor ein paar Wochen mit dem israelischen Tourismusminister Benny Elon. Ich spreche nun häufig in Synagogen. Ich sage den Juden, dass die Christen ihre Freunde sind und nicht ihre Feinde. Sie interpretieren zuviel in den Film «The Passion».

Den Film kennen wir. Finden Sie ihn richtig?
Vermutlich schon, ich habe ihn noch nicht gesehen. Ich bin sicher, dass der Film eine grosse Erweckung im Westen auslöst.

Und wie ist ihr christlicher Background?
Ich bin messianisch.

Das war der letzte Teil der Serie: „Ein Bombenleger wird Zionist“

Vorhergehende Artikel dazu:
Popcorn zu Holocaust-Filmen
Schulfach Antisemitismus
Dann warf ich die Bombe
So kassierte die PLO Gelder der Heilsarmee

Datum: 05.04.2004
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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