Der Auferstandene: Jesus und Saul
In Sachen Frömmigkeit kann keiner Saul das Wasser reichen. Der Auslandjude hat mit seinem Eifer alle pharisäischen Mitstudenten in Jerusalem in den Schatten gestellt. Er hat den Lehrstoff aufgesogen wie ein Schwamm, getrieben vom Verlangen, das Gesetz des Mose bis ins Letzte zu verstehen und zu halten.
Vom Studenten zum Fahnder
Der Eifer lässt ihn neuerdings das Studium vergessen: Saul macht Razzien im Auftrag der Hohenpriester von Jerusalem. Nicht nur in der Tempelstadt, sondern auch anderswo ist eine neue Messias-Sekte zu bekämpfen, die seit einigen Jahren Anhänger gewinnt. Saul hat mit Suchtrupps viele aufgespürt und verhaftet. Die Ausbreitung der Sekte muss gestoppt werden! Sie besteht im Glauben (für Saul ein Hirngespinst), dass ein Galiläer namens Jesus, ein Wanderprediger und Wundertäter, nach seiner Hinrichtung durch die Römer wieder lebendig geworden sei. Er hatte in Jerusalem manchen Wirbel verursacht und sich als Herrn über den Sabbat bezeichnet.Alles für den rechten Glauben
Unsinn! Saul ärgert sich, dass es dem religiösen Wirrkopf gelang, Ungebildete zu verführen - und dies über seinen Tod hinaus: Wenige Wochen nach der Hinrichtung breitete sich das unsägliche Gerede von der Auferstehung des „Messias" aus. Saul ist überzeugt: Das kann nicht sein. Denn Gott will von seinem jüdischen Volk nichts als die umfassende Erfüllung seiner Gebote, wie sie die Pharisäer lehren. Als „Messias" haben schon viele das Volk verführt; die Auferstehung wird erst am Ende der Zeit stattfinden.Um den rechten Glauben durchzusetzen, scheut Saul keine Mühe. Diesmal ist er hoch zu Ross unterwegs nach Damaskus. Auch da, heisst es, breite sich das „Auferstehungs"-Virus aus. Wenn er einige Jesus-Träumer verhaften und nach Jerusalem bringen kann, werden die übrigen bestimmt Vernunft annehmen.
Die Stimme im Licht
Kurz vor dem Ziel, es ist Mittag, blendet die Reiter plötzlich ein Licht, heller als die Sonne, wie ein Blitz vom Himmel. Die Rosse scheuen. Saul stürzt vom Pferd, fällt in die Nacht. Eine Stimme sagt zu ihm: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?" Saul weiss nicht, wie ihm ist; er stammelt: „Wer bist du, Herr?" Die Stimme antwortet: „Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgst. Doch steh auf und geh in die Stadt, und es wird dir gesagt werden, was du tun sollst."Die anderen rappeln sich nach dem Lichtstoss auf, um die Stadt zu erreichen. Saul aber ist gebrochen. Es bleibt dunkel vor seinen Augen - er ist blind! Der Auferstandene hat ihm gesagt, was er erst später verstehen wird: dass er von dieser Begegnung Menschen in allen Völkern erzählen und ihn verkündigen soll.
Stärker als der Tod
Saul lässt sich nach Damaskus hineinführen, bis ins Mark erschüttert. Essen mag er nicht. Wie soll er als Blinder diesem neuen Auftrag nachkommen? Jesus ist nicht unter den Toten, sondern tatsächlich auferstanden und ihm erschienen, ihm in den Weg getreten!Gegen diese Macht kommt niemand an - das Gerede vom Auferstandenen ist wahr! Saul hat nicht einen Irrglauben bekämpft, sondern sich dem in den Weg stellen wollen, der stärker ist als der Tod. Jesus ist tatsächlich auferstanden, das wird ihm klar, er ist stärker als alle Mächte der Welt. Jesus soll künftig sein Leben bestimmen. Mit seiner bisherigen Karriere ist Schluss. In Damaskus fängt Saul neu an.
Der Bericht von der Licht-Begegnung findet sich in der Bibel, Apostelgeschichte, Kapitel 9. Saul, der sich später Paulus nennt, erzählt sie mehrfach (Apostelgeschichte 22 und 26) und bezeichnet sie in seinem Briefen als Wendepunkt seines Lebens (Galater 1,13-24; 1. Korinther 15,8-9).Lesen Sie die anderen Texte der Reihe „Begegnungen mit dem Auferstandenen":
Jesus und Petrus
Jesus und die Fischer
Jesus und Thomas
Jesus und seine Freund
Jesus und Simon
Jesus und Klopas
Jesus und Maria Magdalena
Datum: 15.05.2009
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch