«Dann sind die Werke sowieso pleite…»

Wer glücklich alt werden will, wird sich auch fragen, wie gut die materielle Absicherung ist.
Fehlendes Geld: Wir müssen uns auf weniger Komfort einstellen.

Nicht viel Begeisterung zeigen wirtschaftlich engagierte Christen über die AHV-Initiative. Das ergibt eine Umfrage von «ideaSpektrum Schweiz». Wie aber sorgen die Wirtschaftsleute selber für das Alter vor?

Hanspeter Suess, Inhaber des Versandhauses Angela Bruderer AG, Winterthur:
«Schon in ein paar Jahren fehlen uns Arbeitskräfte, und dann diskutieren wir die umgekehrte Richtung. Ausserdem: Wo nehmen wir die gut 1,5 Milliarden her? Wie sollen bald zwei Erwerbstätige einen Rentner finanzieren? Wir werden uns darauf einrichten müssen, dass es auch mit weniger Komfort geht.

Entweder wir bleiben länger im Arbeitsprozess, vielleicht noch ein paar Jahre mit 50 Prozent, und finanzieren so die Sozialleistungen mit – oder wir schnallen den Gürtel enger. Persönlich werde ich als Hausbesitzer „gratis “ wohnen können. Ausserdem bin ich Unternehmer und werde mit Leidenschaft noch einmal etwas Neues beginnen. Was ich tue, muss Sinn und Freude machen und Frucht bringen.»

Bruno Jordi, Leiter des Jordi Medienhauses, Belp:
«Wie kann man von der AHV mehr fordern, wenn nicht einmal garantiert werden kann, dass das Umlageverfahren in einigen Jahrzehnten noch funktionieren wird? Nachdem bei den Frauen das AHV-Alter von 62 auf 64 angehoben wurde, muss zuerst noch die letzte Meile zur Gleichstellung gemacht werden.

Anschliessend müsste das AHV-Alter schrittweise auf 70 erhöht werden, da die durchschnittliche Lebenserwartung enorm gestiegen ist. Als Unternehmer und Familienvater von fünf Kindern bin ich gegen jeden Ausbau eines flexiblen AHV-Bezugs, der kaum finanzierbar ist. Auch der einzelne Bürger soll eine Lehre aus der Finanzkrise ziehen und das Ersparte in sicheren Werten anlegen: eigene Nachkommen, mindestens drei Kinder, eigene Liegenschaft oder sich beteiligen, in Gold anlegen. Wir müssen zur Verhaltensweise unserer Vorfahren zurückkommen. Da war es selbstverständlich, dass zwei bis vier Generationen das Leben miteinander teilten und füreinander da waren.»

Daniel Schöni, Inhaber der Schoeni.CH Holding, Hinwil:
«Ich habe Verständnis dafür, dass die Linken und die Gewerkschaften eine solche Lösung fordern. Das ist ihr Job. Schaue ich in meine Belegschaft, so sehe zweierlei Personen: diejenigen, die sich bei uns aktuell im Pensionsalter befinden, sind ausgerechnet diejenigen, welche meistens in intakten Verhältnissen leben, einen recht gesunden Eindruck machen, ihre Finanzen im Griff haben und eigentlich gerne arbeiten. Unter den anderen, bei welchen die Pensionierung noch weit weg ist, sehe ich viele, die unter den Lebensbedingungen, in die sie sich selber hinein manövriert haben, wohl nicht mal bis zum Frühpensionierungsalter durchhalten werden.

Darum hat die Initiative sicherlich ein grosses Potenzial, denn sie bringt eine Erleichterung im Alter, die ich jedem gönnen würde, wenn es denn finanzierbar wäre. Und meine Vorsorge? Sollte ich das Rentenalter überhaupt je erreichen, dann sind die Werke vermutlich sowieso pleite oder Jesus ist schon gekommen. Vermutlich kann man diese etwas lockere Haltung meinem jugendlichen Alter von unter 40 Jahren zuschreiben. In der Unternehmung setzte ich alles daran, dass unser Eigenfinanzierungsgrad sehr hoch bleibt, und damit sichere ich mir wohl als Unternehmer auch meine Altersvorsorge.»

Thomas Kunz, Leiter der Schule für biblische Geschäftsprinzipien (SBG), Biel:
«Warum beschäftigen wir uns mehr mit der Frage, unsere Arbeit sobald als möglich niederzulegen, als damit, wie wir so lange wie möglich in unserem Beruf und somit in unserer Berufung leben können? Die Initiative hat eine gewisse Chance, weil viele die Arbeit als Übel empfinden. Und meine Altersvorsorge? Wir investieren in unsere Kinder, so dass sie mit einer respektvollen Haltung gegenüber dem Leben aufwachsen und ihr Leben eigenverantwortlich gestalten können. Wir investieren in Wohneigentum, in Gold und kleinen Beteiligungen an KMUs von Freunden. Und vor allem das Leben als Familie in einer verbindlichen Gemeinschaft betrachte ich als eine Grundlage für die Zukunft.»

Robert Rahm, Mitinhaber der Rimuss- und Weinkellerei Rahm AG, Hallau:
«Wir haben immer weniger Kinder, die für die ältere Generation die Altersvorsorge erarbeiten müssen. Die Last wird für die junge Generation bei einer Pensionierung ab 62 Jahren zu gross. Deshalb lehne ich die AHV-Initiative ab. 65-Jährige sind oft noch recht fit. Wer noch in guter Verfassung ist, kann darüber hinaus teilzeitlich seine Kraft und Erfahrung der Wirtschaft zur Verfügung stellen. Und meine Vorsorge? Mit meinen 70 Jahren stehe ich der Geschäftsleitung noch beratend zur Verfügung. Mit dem reduzierten Einkommen und der AHV kann ich nicht nur leben, sondern auch dienen.»

Artikel zum Thema: Pro und Kontra: Vor der Volksabstimmung über die AHV-Initiative

Datum: 13.11.2008
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung