Dennoch unterscheidet sich Flews Gottesvorstellung von der der Christen, Juden oder Moslems. Den Gott, den er “denke”, sei anders: Er offenbare sich nur in der Schöpfung (Deismus), nicht aber auf übernatürliche Weise oder in einer Person wie Jesus Christus. Auch mit dem Verständnis einer unsterblichen Seele hat der Philosoph Probleme, wobei ihn wissenschaftlich abgesicherte Nah-Tod-Erlebnisse umdenken lassen könnten. Der Auferstehung Jesu gesteht er indes die höchste Eindeutigkeit unter allen Wundern zu. Wenn er die Wahl hätte, würde er das Christentum anderen Religionen vorziehen.
Manchen macht das Alter weiser: Der führende atheistische Denker der Gegenwart, der britische Philosoph Anthony Flew (81, Foto), hat seine Weltsicht geändert – er glaubt jetzt an einen Schöpfergott. Das überzeugendste Argument habe ihm die weitgehende Entschlüsselung des Erbgutes geliefert. Die “fast unglaubliche Komplexität”, die nötig sei, um Leben zu schaffen, weise auf eine Intelligenz hinter allem Seienden hin, erklärte Flew in einem Video. Der Darwinismus, der die Evolutionstheorie hervorbrachte, reicht seiner Meinung nach zur Erklärung nicht aus. Mit dieser These nähert sich der 81-Jährige der Vorstellung des „intelligenten Designs“, einer Auffassung, die auch mancher Christ vertritt, und die die Vorstellung einer fortschreitenden Entwicklung der Natur mit einem Schöpfergott in Verbindung bringt.
Datum: 16.05.2005
Quelle: Neues Leben