Das Comeback der Rockband «Petra»
Rückblick: 1972 entstand die Band Petra. In den 80ger Jahren war Petra weltweit eine der bekanntesten christlichen Rockbands. Ihr Markenzeichen: klare Botschaft, verpackt in treibende Rocksounds und Songs mit Ohrwurm-Charakter. Über sieben Millionen verkaufte CDs, vier «Grammies», zehn "Dove Awards" und die Aufnahme in der «Gospel Music Hall of Fame» zeichnen ihre Karriere aus. Anfang 2010 wurde eine Wiedervereinigung bekannt gegeben. Petra, inzwischen etwas älter, aber kein bisschen leiser!
Wie kam es zur Wiedervereinigung?
Greg X. Volz: Ein Promoter hatte mich gefragt, ob ich eine Band zusammenstellen könnte, die im Herbst mit «Whiteheart» auf Tour gehen könnte. Erst dachte ich, das wäre ja etwas für meine aktuelle Band «Victor». Aber wie wir über die 20 Termine sprachen, dachte ich mir irgendwie – und frag mich nicht wie ich auf diese Idee kam - warum eigentlich nicht Petra? Er war total perplex und meinte: «Wie bitte? könntest du das auf die Beine stellen?» Und ich meinte: «Keine Ahnung. Ich rufe die anderen Mal an.» Und so machte ich mich auf die Suche nach der Originalbesetzung. Die anderen hielten mich für verrückt, aber jeder hatte Lust einen Neustart mit Petra zu wagen.
Ein paar Tage später meldete sich unser ehemaliger Tourmanager bei mir und fragte, was ich denn momentan so mache. Er war begeistert von der Idee, Petra wieder auf die Beine zu stellen, und bot sich an, unser Management zu übernehmen, gratis! Er rief Sony an, die uns sofort unter Vertrag nahmen. Es kam einfach eines zum anderen.
Was ist das, was Euch wieder zusammengebracht hat?
Bob Hartmann: Ich denke, es sind die Fans selbst. Wenn uns Leute sagen, wie besonders die Musik für sie war und was sie in ihrem Leben bewirkt hat, das ist es, was uns anspornt. Die Idee, uns wieder zusammenzutun, hat uns begeistert und motiviert.
Wir haben eine sehr klare Mission: Es gibt Leute, die früher gläubig waren und sich in der Zwischenzeit von Gott abgewendet haben, warum auch immer. Wir hoffen, dass sie sich durch die Musik an früher erinnern, an ihre Beziehung zu Gott und dass sie sich neu zu Gott hingezogen fühlen.
Wie klingen Eure alten Klassiker jetzt?
Bob Hartmann: Das war eine echte Herausforderung für dieses Album. Wenn man anfängt die Lieder komplett umzustellen, kriegt man Ärger mit den Fans! Die wollen die Songs ja genau so hören, wie sie sie von früher kennen! Wir wollten also nicht zu weit weg vom Original, sie aber doch ein wenig weiterentwickeln. Und es ist uns gelungen. Die Stücke sind nicht überproduziert und wir haben ein paar String-Arrangements, welche die Lieder auf ein ganz anderes Level gebracht haben. Wir haben uns echt Mühe gegeben, was richtig Gutes daraus zu machen und ich hoffe, den Leuten gefallen die Lieder jetzt noch besser als früher.
Was denkt Ihr, hat Gott mit Euch vor?
Greg X. Volz: 2005 haben wir die Band endgültig aufgelöst, weil wir 300 Tage im Jahr auf Tour waren und meine Familie langsam, aber sicher zerbrach. Das war zumindest für mich der Grund, aus der Band auszusteigen.
In den letzten Jahren bekam ich immer wieder Post von vielen Fans, die fragten, ob wir Petra nicht wieder zusammenbringen wollen, aber dieser Gedanke fiel bei mir nie auf fruchtbaren Boden. Als ich aber jetzt über diesen Gedanken betete, war mir, als spräche Gott zu mir und sagte mir: Es gibt so viele verlorene Söhne da draussen in den Strassen und eure Musik kann sie erreichen! Und Bob sagte: «Hey genau das hat mein Pastor auch zu mir gesagt!» Eine ganz neue Generation wird Petra hören. Und ich fühle mich so, als hätten wir jetzt viel mehr zu sagen, als jemals zuvor!
Wie war es, sich wieder zu sehen?
Bob Hartmann: Es war sehr besonders. Ein paar von uns waren bisschen verrosteter als die anderen, die einen hatten in den letzten Jahren mehr Musik gemacht als die anderen. Aber als wir anfingen zu proben, passte es alles doch wieder gut zusammen. Ich staune über dieses Projekt und dass es nach so vielen Jahren wieder so gut zusammenkommen konnte.
Wie war es, wieder zusammen die alten Songs zu spielen?
Greg X. Volz: Als wir zurück ins Studio gingen und anfingen die Lieder neu aufzunehmen, war es, als wären die Songs brandneu. Es ist Gnade Gottes, dass meine Stimme immer noch so intakt ist und ich die hohen Noten immer noch singen kann. Meine Frau meinte nur: «Schatz, du musst üben!» Immerhin hatte ich die Lieder jahrelang nicht gesungen und auch nicht gehört. Und wie ich die Stücke anfing zu singen, musste ich weinen, sie waren so gut! Als wir die Stücke dann aufgenommen haben, mit dem neuen Sound, Mann, sie klangen so voller Leben und Energie. Sogar säkulare Kritiker sagen: «Das ist richtig guter Rock, wirklich erfrischend!» Also, so was kann doch nur Gott tun!
Ihr hattet immer sehr deutliche Texte...
Bob Hartmann: Wir hatten immer einen Auftrag. Petra wurde in einer Bibelschule gegründet und wir haben uns auf der Bibelschule weiterentwickelt. Im Musikbusiness ging es sehr schnell mit uns bergauf. Aber wir spürten, dass wir eine Berufung hatten und dass Gott uns benutzen will um zu Menschen zu sprechen. Durch unsere Musik und durch unser Leben. Das war immer unser Dienst. Und so haben wir unsere Band immer gesehen. Wir wussten, dass Gott einen Zweck und einen Weg hat mit dem, was wir machen. Und wir selbst wurden von Gott unglaublich gesegnet, mehr als wir uns es je hätten vorstellen können.
Auch jetzt wollen wir genau da anknüpfen: wir wollen Gottes Willen tun. Und wir vertrauen darauf, dass er uns genau so führt, wie es ihm gefällt. Ich denke, dass das in unseren Texten sehr genau rüberkommt. Unsere Texte sind Impulse, die ich aus der Bibelschule mitgenommen habe, die dort mein Herz berührt haben. Viele kamen auf mich zu und sagten, dass meine Lieder so Bibel-bezogen wären. Das ist genau, was ich immer wollte. Ich schreibe Songtexte, wie jemand, der sich hinsetzt, um eine Andacht zu schreiben. Man sammelt Schriftstellen zu einem Thema und fügt sie so zusammen, dass sie dem Zuhörer eine Offenbarung werden.
Schreibst Du auch noch neues Material?
Bob Hartmann: Ja, aber wenn man in dem
Stadium der Teilzeitrente ist, verliert man ein bisschen was von dem Kantigen. Als diese Lieder entwickelt wurden, war Petra wirklich «volle Kraft voraus!». Wir waren noch etwas jünger. Und waren ständig beschäftigt mit Touren, Songwriting und im Studio. Dazwischen gab es gab keine Verschnaufpause. In den letzten Jahren hatte ich ein bisschen mehr Zeit, mich zurückzulehnen und nachzudenken. Und ich hoffe, dass meine Gedanken wieder zu ein paar neuen Liedern werden.
Wie wird es mit Petra weitergehen?
Bob Hartmann: Wir haben vor, dieses Jahr noch ein neues Album herauszubringen, darauf freuen wir uns schon riesig. Besonders auf den Live-Part. Allein der Gedanke, wieder zusammen auf Tour zu sein... Wir haben so viele Erinnerungen! Wir können stundenlang zusammensitzen und über die alten Zeiten sprechen. Es wird etwas sehr Besonderes sein, wieder zusammenzukommen und ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben. Wir freuen uns einfach, wieder raus zugehen und einen Unterschied zu machen in dem Leben vieler Menschen.
Datum: 25.04.2011
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Gerth Medien