Carsten Peter Thiede 52-jährig gestorben

Carsten Peter Thiede

Wer ihn je bei einem Vortrag gehört hat, für den wurde Geschichte lebendig. Nun kann er nicht mehr lehren: Carsten Peter Thiede ist am 14. Dezember im Alter von 52 Jahren überraschend an einem Herzversagen gestorben.

Thiede überbrückte die Distanz zwischen Zeiten und Kulturen. Der in Berlin geborene Literaturwissenschaftler und Historiker gehörte zu jener Sorte Menschen, die tote Steine und Papyrusfetzen zum Reden bringen. Eine Brücke zu schlagen zur Zeit von Jesus, um ihn und seine Botschaft besser zu verstehen, war ein Hauptziel des umtriebigen Forschers.

Thiede war nicht nur im deutschen Sprachraum zu Hause (Lehrauftrag für Umwelt und Zeitgeschichte des Neuen Testaments, STH Basel), sondern auch in Israel, wo er an der Ben-Gurion-Universität in Beer-Sheva Geschichte lehrte. Ausserdem leitete er die Aussenstelle Deutschland und Europa des israelischen Zentrums für deutsche Studien. Im Auftrag der STH führte Thiede Ausgrabungen in der Nähe von Jerusalem durch. Dabei gelang es ihm, das im Neuen Testament erwähnte Dorf Emmaus zu lokalisieren.

Glaubwürdigkeit der Bibel untermauert

In zahlreichen Veröffentlichungen über das frühe Christentum (so ein Buch über den Apostel Petrus) brachte er Belege für die historische Glaubwürdigkeit der Bibel bei. Internationales Aufsehen erregte „Der Jesus-Papyrus“. Die in Rom aufbewahrte Holztafel mit der Aufschrift INRI, die vom Kreuz Jesu stammen soll, hielt Thiede für echt. In seinem letzten Buch „Jesus und Tiberius. Zwei Söhne Gottes" plädiert er für eine Beschäftigung mit der Bibel in den Ursprachen.

Damit waren die Interessen des Wissenschafters noch keineswegs erschöpft. Thiede verfasste eine kleine Geschichte Englands und war auch als anglikanischer Militärkaplan der Streitkräfte in Paderborn tätig.

Bis 1988 Studienleiter der Christlichen Medienakademie (Wetzlar), arbeitete Carsten Peter Thiede danach als Lektor beim R. Brockhaus Verlag (Wuppertal) und als Mitarbeiter des ERF. Von 1993 bis 1998 leitete er das Institut für wissenschaftstheoretische Grundlagenforschung des Deutschen Instituts für Bildung und Wissen in Paderborn. Danach konzentrierte er sich auf Lehr- und Vortragstätigkeiten. Er hinterlässt seine Ehefrau Franziska und drei schulpflichtige Kinder.

Zur Person:
“Lest die Bibel in den Ursprachen”
Bücher von Carsten Peter Thiede

Datum: 17.12.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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