Islam in der Schweiz

Bedrohung oder Chance?

Welche Brücken gibt es zwischen der freiheitlichen, christlich geprägten Schweiz und ihren Muslimen? In seinem neuen Buch «Swislam» plädiert der gebürtige Ägypter Mark A. Gabriel für eine differenzierte Wahrnehmung der Muslime und warnt davor, das Gewaltpotenzial der Lehre des Islam auszublenden.
Wenn das Schweizerkreuz ausfranst: Musliminnen bei einem Ausflug.

Laut Gabriel wollen sich zahlreiche Muslime in die freiheitliche Schweizer Gesellschaft einfügen – doch verhindere die überlieferte Religion, wenn sie mit Ernst befolgt werde, die Integration. «Der Islam verbietet Muslimen ausdrücklich, sich zu integrieren und Teil der Schweizer Gesellschaft zu werden.» Doch in ihrer Mehrheit seien Muslime keineswegs radikal, sondern eher «Opfer» der islamischen Lehre.

Zwischen Islam und Muslimen unterscheiden

Mark A. Gabriel ist der Deckname des Autors, eines ägyptischen Islamhistorikers, der seinen islamischen Glauben kritisch zu hinterfragen begann und fliehen musste, nachdem er Christ geworden war. Im Buch, das diese Woche erscheint, unterlegt Gabriel seine Doppel-These, dass die Schweiz sich vor der Ausbreitung des Islam in Acht nehmen soll, aber gerade deswegen allen Grund hat, säkulare und liberal sein wollende Muslime zu integrieren. Der Islamkenner fordert Politik, Justiz und Medien in der Schweiz auf, «zwischen den Muslimen als Menschen und dem Islam als Ideologie und Lehre zu unterscheiden».

Islam als Ideologie

Das Bestreben, die Menschen zu integrieren, dürfe nicht zur Blauäugigkeit gegenüber der Lehre und zum Einknicken vor den aus ihr abgeleiteten Forderungen führen. «Die islamische Lehre hat in der Tat das Potenzial einer Bedrohung für die Schweizer Gesellschaft und ihre Verfassung, denn wo der Islam als Ideologie und Lehre konsequent umgesetzt wird, passt er sich nicht mehr der Gesellschaft an, sondern erwartet von der Gesellschaft, dass sie sich dem Islam anpasst.»

Drei Gruppen von Muslimen

Der Autor unterscheidet drei Gruppen: säkulare, praktizierende  und radikale Muslime. Ihre Anteile schätzt er auf 75, über 20 und 1-5 Prozent (die Zahlen für die islamische Welt und den Westen differieren). Die säkularen, weltlichen Muslime identifizieren sich laut Gabriel vor allem kulturell mit dem Islam. Die zweite Gruppe unterscheide sich von der ersten durch Kenntnis, Bejahung und Befolgung des Islam, die dritte von den beiden andern durch ihre islamistischen Forderungen nach der sofortigen Umgestaltung der Gesellschaft und den physischen Djihad (Heiliger Krieg).

Islamisches Menschenrechtsverständnis

Mark A. Gabriel warnt vor Täuschungen, die Muslime bewusst einsetzen, um ihre Absichten oder befremdliche Aspekte ihrer Religion zu verschleiern. Der Islam ist für den Autor eine expansive Religion: Muslime seien verpflichtet, den Islam einzuführen, wo es möglich sei. Der Autor vergleicht das von der Scharia, dem islamischen Gesetz, abhängige islamische Menschenrechtsverständnis (Kairoer Erklärung, 1990) mit der Schweizer Bundesverfassung. Dabei stellt er einen völligen Gegensatz fest, sichtbar auch bei der Stellung und den Rechten der Frau.

Jenseits der Klischees

Im Schlussteil des Buchs nimmt Gabriel die Frage auf, ob der Islam mit einer Reform Schweiz-kompatibel gemacht werden kann. Dem stehe entgegen, dass der traditionelle Islam eine Trennung von Staat und Religion verbietet. Im Buch finden sich zahlreiche differenzierte Wahrnehmungen jenseits der Klischees. So schreibt Gabriel, haltloses, unmoralisches Verhalten von Schweizern bestärke Muslime in ihren Vorurteilen gegen «Ungläubige». Es halte sie davon ab, «sich der Schweizer Gesellschaft offen zu nähern, selbst wenn sie diese für ihre Freiheiten im Grunde beneiden».

Zum Thema:
Webseite zum Buch «Swislam – Islam in der Schweiz»

Datum: 12.04.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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