Erst Rabin und Sharon - jetzt verflucht Rabbi Dayan auch Ehud Olmert

Josef Dayan.
Der Fluch zielt auf Ehud Olmert.
Auch Ariel Sharon wurde verflucht. 118 Tage danach brach er zusammen.
Jitzhak Rabin wurde ermordet – 30 Tage nach dem Fluch.
Nahostkenner Dr. Heinz Gstrein.

«Feuer-Geissel» heisst der Fluch. Rabbi Josef Dayan sprach diesen mit über 40 rechtsorientierten Juden. Der Fluch zielt auf Israels Premier Ehud Olmert. Dayan sprach gleiche Verfluchungen gegen die früheren Regierungschefs Jitzhak Rabin und Ariel Sharon aus. – Der Orient-Kenner Heinz Gstrein kommentiert die Aussagen von Rabbi Dayan zum Fluchritual.

«Pulsa Denura» («Feuer-Geissel») heisst der Fluch auf aramäisch. Vor einem Jahr war derselbe Fluch gegen Olmerts Vorgänger Scharon gerichtet. Seit einem Schlaganfall im Januar 2006 liegt der ehemalige Regierungschef im Koma. Ein ähnliches Ritual lief vor elf Jahren gegen den damaligen Premier Jitzhak Rabin. 30 Tage später wurde Rabin ermordet. Ob ein Zusammenhang zwischen den Flüchen und dem Tod besteht, kann nicht beantwortet werden.

Dayan will einen Gottesstaat. Passt ihm ein Regierungschef nicht, verflucht er ihn. Er habe alle drei Rituale koordiniert, gesteht Rabbi Josef Dayan im Gespräch mit Livenet.ch.

Livenet: Was ist Pulsa Denura?
Rabbi Dayan: Das ist aramäisch und steht für Feuer-Geissel. Es ist ein altes Gebet und fordert den Tod des Menschen, gegen den sich Pulsa Denura richtet.

Was ist der Hintergrund von Pulsa Denura?
Der gründet im babylonischen Talmud. Wie man ihn genau ausführt, steht nicht in den Büchern. Das geben wir Rabbis einander weiter. Bei Sharon und nun Olmert machten wir die Zeremonie in einer Thora-Akademie. Eine zweite folgte öffentlich, um den Leuten zu zeigen, dass die Zeremonie gemacht wurde. Man darf einen Mann nur verfluchen, wenn er einem hören kann. Sonst kann er sich nicht wehren. So kann die Person, in diesem Fall Premierminister Ehud Olmert, etwas dazu sagen. Vor Gericht kann man sich auch verteidigen. Es ist zwar nicht dasselbe, aber es ist so am einfachsten zu erklären.

Hat Olmert eine Chance, da raus zu kommen?
Ja, aber das hängt nicht von den Menschen ab, die die Zeremonie durchführen. Er hat seine Meinung gegenüber dem Jüdischen zu ändern. Jeder Mensch kann sich ändern und eine zweite Chance haben. Es liegt an ihm, nicht an mir.

Wie reagierte Olmert?
Keine Ahnung. Er hat weder angerufen noch eine SMS oder E-Mail gesendet.

Die Leute können in Ihnen einen Staatsfeind sehen...
Sie können denken, was sie wollen. Bei Rabin kam ich in Arrest. Das Gericht sah aber keinen Grund, mich länger festzuhalten. Meine Kraft ist nicht von dieser Welt.

Sie wollen, dass Israel wieder einen König kriegt. Wie steht es darum?
Unsere Gruppe wächst. Aber die Zahl ist nicht wichtig. Ich kümmere mich um die Wahrheit. Nicht darum, wie viele was sagen.

In der Bibel steht, dass Jesus als König Israels wiederkommt. Was sagen Sie dazu?
Glauben Sie das?

Ja. Sie?
Ich sehe das nicht so und glaube es nicht.

Kommentar

«Eine gefährliche Strömung!»

Heinz Gstrein

Rabbi Dayan steht für eine breite Schicht von Leuten, die eine Re-Judaisierung wollen. Es sind Leute, die einen Gottesstaat wollen, wie im Alten Testament. Ich sehe da einen Missbrauch jüdischer Lehre und Esoterik, speziell der Kabbalah. Sie haben zum Beispiel Ariel Sharon einen Überlebenszauber auferlegt: Sie verliehen ihm den Namen «Chai», er kann nicht sterben.

In einem anderen Fall verfluchten sie die Jerusalemer Sozialkasse. Der Direktor starb, der Vize fürchtete sich. Nachdem die Kasse Geld an die Armen zahlte, nahmen die Rabbis den Fluch zurück.

Diese Rabbis berufen sich auf das mosaische Gesetz, aber sie missbrauchen es für politische Ziele. Rabbi Dayan ist der bekannteste dieser Rabbis. Der Hintergrund dieser Praktiken ist kompliziert. Manche Rabbis kommen aus dem Irak, andere aus Osteuropa. Dayans Wurzeln sind in Südamerika. Sie stammen aus Ultraorthodoxie, Kabbala und auch Chassidismus. Aber Achtung: Sie sind nicht repräsentativ für diese älteren jüdischen Strömungen. Wir müssen für sie einen neuen Namen schaffen: Sie sind die Re-Judaisten.

Heinz Gstrein arbeitete über 30 Jahre für die NZZ und Radio DRS im Nahen Osten. Er schrieb zuletzt das Buch «Copts in Egypt – A Christian Minority under Siege».

Kommentar

«O Gott, räche dich!»

Daniel Gerber

«O Gott, räche dich! Herr, du Gott der Vergeltung, erscheine in deinem strahlenden Glanz! Erhebe dich, du Richter der ganzen Welt! Gib den Hochmütigen, was sie verdient haben!» Nein, das ist nicht die Eingangsformel des Pulsa-Denura-Rituals. Es sind Davids Worte in der Bibel in Psalm 94 (von David behauptet Rabbi Dayan abzustammen).

Das Neue Testament lehrt etwas Anderes. Jesus, der grösste Rabbi aller Zeiten, sagte: «Segnet die, die euch fluchen!» Und der Aufruf zur Friedfertigkeit ging noch weiter. «Wenn du einen Schlag auf die eine Wange erhältst, halte die andere Wange auch hin!» Da ist nichts von Rache. Nichts von Flüchen. Nichts von Hass. Kein Streben nach Macht. Es ist die grösste Liebe aller Zeiten.

Auch Jesus stammt von David ab. Er ist das weisse Lamm der Familie. Hier kann man es kennen lernen: Jesus persönlich kennen lernen

Gott sorgt zum Rechten. Ohne Todesflüche. Er setzt die Mächtigen ein und stürzt sie. Gott sagt in der Bibel: «Die Rache ist mein, ich will vergelten.»* Und er lehrt uns Nächstenliebe. Damit wurde schon mancher Streit behoben, bei dem man zuerst an Todesflüche dachte.

* Die Bibel, Hebräer 10,30

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Datum: 24.11.2006
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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