«Pulsa Denura» («Feuer-Geissel») heisst der Fluch auf aramäisch. Vor einem Jahr war derselbe Fluch gegen Olmerts Vorgänger Scharon gerichtet. Seit einem Schlaganfall im Januar 2006 liegt der ehemalige Regierungschef im Koma. Ein ähnliches Ritual lief vor elf Jahren gegen den damaligen Premier Jitzhak Rabin. 30 Tage später wurde Rabin ermordet. Ob ein Zusammenhang zwischen den Flüchen und dem Tod besteht, kann nicht beantwortet werden. Dayan will einen Gottesstaat. Passt ihm ein Regierungschef nicht, verflucht er ihn. Er habe alle drei Rituale koordiniert, gesteht Rabbi Josef Dayan im Gespräch mit Livenet.ch. Livenet: Was ist Pulsa Denura? Was ist der Hintergrund von Pulsa Denura? Hat Olmert eine Chance, da raus zu kommen? Wie reagierte Olmert? Die Leute können in Ihnen einen Staatsfeind sehen... Sie wollen, dass Israel wieder einen König kriegt. Wie steht es darum? In der Bibel steht, dass Jesus als König Israels wiederkommt. Was sagen Sie dazu? Ja. Sie? Heinz Gstrein Rabbi Dayan steht für eine breite Schicht von Leuten, die eine Re-Judaisierung wollen. Es sind Leute, die einen Gottesstaat wollen, wie im Alten Testament. Ich sehe da einen Missbrauch jüdischer Lehre und Esoterik, speziell der Kabbalah. Sie haben zum Beispiel Ariel Sharon einen Überlebenszauber auferlegt: Sie verliehen ihm den Namen «Chai», er kann nicht sterben. In einem anderen Fall verfluchten sie die Jerusalemer Sozialkasse. Der Direktor starb, der Vize fürchtete sich. Nachdem die Kasse Geld an die Armen zahlte, nahmen die Rabbis den Fluch zurück. Diese Rabbis berufen sich auf das mosaische Gesetz, aber sie missbrauchen es für politische Ziele. Rabbi Dayan ist der bekannteste dieser Rabbis. Der Hintergrund dieser Praktiken ist kompliziert. Manche Rabbis kommen aus dem Irak, andere aus Osteuropa. Dayans Wurzeln sind in Südamerika. Sie stammen aus Ultraorthodoxie, Kabbala und auch Chassidismus. Aber Achtung: Sie sind nicht repräsentativ für diese älteren jüdischen Strömungen. Wir müssen für sie einen neuen Namen schaffen: Sie sind die Re-Judaisten. Heinz Gstrein arbeitete über 30 Jahre für die NZZ und Radio DRS im Nahen Osten. Er schrieb zuletzt das Buch «Copts in Egypt – A Christian Minority under Siege». Daniel Gerber «O Gott, räche dich! Herr, du Gott der Vergeltung, erscheine in deinem strahlenden Glanz! Erhebe dich, du Richter der ganzen Welt! Gib den Hochmütigen, was sie verdient haben!» Nein, das ist nicht die Eingangsformel des Pulsa-Denura-Rituals. Es sind Davids Worte in der Bibel in Psalm 94 (von David behauptet Rabbi Dayan abzustammen). Das Neue Testament lehrt etwas Anderes. Jesus, der grösste Rabbi aller Zeiten, sagte: «Segnet die, die euch fluchen!» Und der Aufruf zur Friedfertigkeit ging noch weiter. «Wenn du einen Schlag auf die eine Wange erhältst, halte die andere Wange auch hin!» Da ist nichts von Rache. Nichts von Flüchen. Nichts von Hass. Kein Streben nach Macht. Es ist die grösste Liebe aller Zeiten. Auch Jesus stammt von David ab. Er ist das weisse Lamm der Familie. Hier kann man es kennen lernen: Jesus persönlich kennen lernen Gott sorgt zum Rechten. Ohne Todesflüche. Er setzt die Mächtigen ein und stürzt sie. Gott sagt in der Bibel: «Die Rache ist mein, ich will vergelten.»* Und er lehrt uns Nächstenliebe. Damit wurde schon mancher Streit behoben, bei dem man zuerst an Todesflüche dachte. * Die Bibel, Hebräer 10,30 Lesen Sie auch:
Rabbi Dayan: Das ist aramäisch und steht für Feuer-Geissel. Es ist ein altes Gebet und fordert den Tod des Menschen, gegen den sich Pulsa Denura richtet.
Der gründet im babylonischen Talmud. Wie man ihn genau ausführt, steht nicht in den Büchern. Das geben wir Rabbis einander weiter. Bei Sharon und nun Olmert machten wir die Zeremonie in einer Thora-Akademie. Eine zweite folgte öffentlich, um den Leuten zu zeigen, dass die Zeremonie gemacht wurde. Man darf einen Mann nur verfluchen, wenn er einem hören kann. Sonst kann er sich nicht wehren. So kann die Person, in diesem Fall Premierminister Ehud Olmert, etwas dazu sagen. Vor Gericht kann man sich auch verteidigen. Es ist zwar nicht dasselbe, aber es ist so am einfachsten zu erklären.
Ja, aber das hängt nicht von den Menschen ab, die die Zeremonie durchführen. Er hat seine Meinung gegenüber dem Jüdischen zu ändern. Jeder Mensch kann sich ändern und eine zweite Chance haben. Es liegt an ihm, nicht an mir.
Keine Ahnung. Er hat weder angerufen noch eine SMS oder E-Mail gesendet.
Sie können denken, was sie wollen. Bei Rabin kam ich in Arrest. Das Gericht sah aber keinen Grund, mich länger festzuhalten. Meine Kraft ist nicht von dieser Welt.
Unsere Gruppe wächst. Aber die Zahl ist nicht wichtig. Ich kümmere mich um die Wahrheit. Nicht darum, wie viele was sagen.
Glauben Sie das?
Ich sehe das nicht so und glaube es nicht.Kommentar
«Eine gefährliche Strömung!»
Kommentar
«O Gott, räche dich!»
Soll Israel jetzt einen König kriegen?
Rabbi Dayan: „Demokratie ist ein dummes Spiel“
Datum: 24.11.2006
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch