Wer verführt am wirkungsvollsten?

Verführung

Wie gelingt es, dass wir Menschen verführt werden? Wir haben doch unseren eigenen Willen! Die Psychologen Bernd und Alexandra Hildner beantworten sechs Fragen zum Thema.

1. Was ist eigentlich eine Verführung?

Verführung ist die erfolgreiche Versuchung. Wer in Versuchung geführt wird, soll verführt werden zur Abweichung vom Willensentschluss oder gegebenen Massstab, so dass das gesteckte Ziel verfehlt wird.

2. Wie funktioniert Verführung überhaupt?

Die Verführung passt sich den Bedürfnissen des Opfers an und zeigt sich in ständig wechselnder Gestalt. Durch die Entführung in eine verlockende Welt wird die Phantasie des Menschen angeregt, sein Verstand hingegen verdunkelt und die Widerstandskraft vermindert.

3. Wer verführt am wirkungsvollsten?

Wer uns versteht und unsere innersten Bedürfnisse anspricht, hat am meisten Einfluss auf uns. Wir alle haben unsere Schwachstellen. So hört bei vielen Menschen beim Geld der Glaube auf. Ein anderer heikler Punkt ist Krankheit. Wer uns Heilung verspricht oder sie sogar herbeiführt, hat Recht, und sei es mit esoterischen Methoden, die Gott niemals segnen kann. Übrigens sind die wirkungsvollsten Verführer eigentlich selbst Verführte (2. Timotheus 3,13). Der Ur-Verführer ist der Teufel (Offenbarung12,9). Er bindet uns an das Sichtbare.

4. Wer ist am leichtesten verführbar?

Man wird anfälliger für das Lob, die Schmeicheleien oder Kritik von Verführern, wenn man sich klein und hilflos beziehungsweise ohnmächtig fühlt, wenn der Selbstwert leidet oder die Einsamkeit quält.

5. Wie passiert Verführung in christlichen Gemeinden?

Der Teufel gebärdet sich ja bekanntermassen als «Engel des Lichts» (2. Korinther 11,14). So kann eine an sich fromme Aktivität wie die intensive Mitarbeit in einer christlichen Gemeinde zur unbiblischen Vernachlässigung der Familie und Ehe führen (1. Timotheus 3,1–13). Viele Theologen, die psychologische Erkenntnisse als hilfreich für die Seelsorge entdeckt haben, fallen auf der anderen Seite vom Pferd herunter und verlieren die geistliche Dimension ganz aus dem Blick. Sie versuchen, Schuldgefühle wegzutherapieren – echte Schuld kann aber nur durch Gott vergeben werden und darf nicht psychologisch bewältigt werden.

Die Verführung durch Irrlehren in der Gemeinde Jesu ist unüberschaubar. Die eigene Anstrengung tritt an die Stelle des Beschenktwerdens von Gott. Oder man fällt ins andere Extrem: Berauscht von religiösen Erlebnissen, liest man eigene Anschauungen in die Bibel hinein und sucht immer neu den «Kick» des Besonderen, statt sich nüchtern von ihr prägen und korrigieren zu lassen.

Auch die Allversöhnungslehre (letztlich kommen alle Menschen in den Himmel) und Religionsvermischung (wir haben doch alle den gleichen Gott) sind hier zu nennen.

6. Wie schützt man sich am besten?

Ganz praktisch: Verherrliche keinen Menschen! Denn nicht einmal Engel lassen sich anbeten, wenn sie ihren Stand bewahrt haben (Offbarung 19,10). Gegen erotische Gier hilft der Entschluss Hiobs, ein «Bündnis mit seinen Augen zu schliessen». Der beste Schutz gegen die Versuchung des Ehebruchs ist, das Verliebtsein in den eigenen Partner zu fördern – denn: Wer verliebt ist, verliebt sich nicht in jemand anderen.

Der Glaube an Christus, die Heilsgewissheit und das fleissige Lesen der Heiligen Schrift sind jedoch die sichersten Waffen gegen jegliche Verführung (Epheser 6,16f.). Eine Frage, die Verführer entlarvt, ist: «Wo steht das geschrieben?» (Lukas 10,25–26; 1. Korinther 4,6) Besonders tückisch wird es, wenn der Versucher mit Bibelworten und ganz fromm daherkommt. Wie bei Jesu Versuchung in Matthäus 4. Da darf man Gott um Weisheit und rechtes Verständnis der Schrift bitten (Jakobus 1,5; Lukas 24,45; 1. Korinther 2,14f.) sowie erfahrene Bibelkenner fragen. Und: Lasst uns Männer und Frauen des Gebets werden. Martin Luther hat gesagt: «Mit der fünften Bitte des Vaterunsers („Vergib uns unsere Schuld“) lege ich mich schlafen, und mit der sechsten Bitte („Führe uns nicht in Versuchung“) stehe ich auf!»

Autoren: Bernd und Alexandra Hildner

Datum: 09.07.2005
Quelle: Chrischona Magazin

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