Wie das Weizenkorn

Bereit, für Jesus zu sterben?

Jesus fordert seine Nachfolger in der Bibel verschiedentlich auf, das eigene Leben zu verleugnen, mit ihm zu sterben und sein Kreuz auf sich zu nehmen. Viele Christen haben das wortwörtlich in diesem Jahr getan. Doch was bedeuten diese Aussagen für uns, die wir nicht unter Verfolgung leiden müssen?
Weizenähren vor untergehender Sonne

Das Jahr, das in diesen Tagen endet, war für viele Christen weltweit ein schlimmes Jahr: Verfolgung, Schikane, Folter, Gefängnisaufenthalt, und für nicht wenige sogar der Tod. Wir europäischen Christen können dem oft nur fassungslos zusehen und für diese Menschen beten. Und ich frage mich immer wieder: Woher nehmen diese Menschen die Kraft, jeden Tag aufs Neue zu ihrem Glauben zu stehen, koste es was es wolle?

Das Weizenkorn

Ich hörte kürzlich das folgende Zitat: «Sie versuchten, uns zu begraben – sie wussten nicht, dass wir Samen sind!» Die Christen, die in diesem Augenblick verfolgt werden, wissen, dass ihr Glaube und ihr Gott grösser sind als alles Positive und Negative, was auf dieser Erde zu finden ist. Und dass Gott sogar durch ihren Tod Segen entstehen lassen kann. Deshalb würden sie alles für ihn tun. Auch sterben. Oder gerade sterben. Denn ist es nicht das, was Jesus seinen Jüngern voraussagte? «Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es ein einzelnes Korn. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.» (Johannes-Evangelium, Kapitel 12, Vers 24)

Das ultimative Ziel

In der Landwirtschaft macht das Sinn: Solange ein Same nicht auf die Erde fällt, kann nichts Neues wachsen. Aber was bedeutet das im geistlichen Leben? Sollen wir alle den Märtyrertod sterben? Nein, natürlich nicht. Aber wir sollten bereit dazu sein. Denn der eben genannte Bibelvers geht noch weiter: «Wem sein eigenes Leben über alles geht, der verliert es. Wer aber in dieser Welt sein Leben loslässt, der wird es für das ewige Leben in Sicherheit bringen.» (Johannes-Evangelium, Kapitel 12, Vers 25)

Die Frage ist: Wofür lebe ich? Was ist das ultimative Ziel in meinem Leben, das sich in allem, was tue, widerspiegelt? Ist es die Einheit und das Wohlbefinden meiner Familie, meiner Kinder? Ist es die Anerkennung meiner Freunde, vielleicht auch der anderen Mitglieder meiner Kirchgemeinde? Ist es finanzielle Sicherheit und Absicherung im Alter? Oder wage ich es, jeden Morgen neu Jesus zu fragen: Was willst du heute von mir? Was soll ich heute für dich tun? Wem darf ich heute zum Segen werden?

Sterben ist ein Gewinn

Das ist nicht einfach, insbesondere, wenn es den Plan durchkreuzt, den ich eben erst so mühsam für den Tag erstellt habe. Oder wenn es bedeutet, einen Grossteil meines Ersparten herzugeben und so Träume oder Wünsche, die ich damit erfüllen wollte, in weite Ferne stellt. Oder wenn Gott von mir möchte, dass ich eine Person um Vergebung bitte, der ich vor vielen Jahren Leid zugefügt habe. Oder umgekehrt jemandem zu vergeben, der mich enorm verletzt hat. Da ist es schwer, das eigene Leben, die eigenen Wünsche und Pläne loszulassen.

Und doch – haben Sie das schon einmal gewagt? Wenn ja, bin ich mir sicher, dass Sie im Nachhinein nicht enttäuscht waren, nein, Sie waren von Freude erfüllt. Geben, zum Segen werden, oder – in Jesu Worten – Sterben ist ein Gewinn, weil er uns mit Freude füllt und uns erst die Chance schenkt, zu erleben, wie Gott nicht nur am anderen Menschen, sondern auch an unserem eigenen Leben wirkt. Wenn ich mein Erspartes dieser Person schenke, die Gott mir aufs Herz gelegt hat, darf ich nicht nur die Freude in den Augen der Person sehen, sondern hinterher auch erleben, wie Gott im finanziellen Bereich für mich sorgt und vielleicht sogar meine Wünsche, die zunächst in weite Ferne rutschten, auf übernatürliche Weise erfüllt – auch ohne mein Erspartes. Wenn ich nach so vielen Jahren diesen Menschen um Vergebung bitte, erlebe ich, wie die Last, die – vielleicht unterdrückt aber doch – immer da war, von meinem Herzen fällt, und vielleicht sogar, wie die Beziehung zu der Person wieder erneuert wird.

Das Kreuz aufnehmen

An einer anderen Stelle sagte Jesus seinen Jüngern: «Wenn jemand mein Jünger sein will, muss er sich selbst verleugnen, sein Kreuz auf sich nehmen und mir nachfolgen.» (Matthäus-Evangelium, Kapitel 16, Vers 24). Jesus fordert hier eine Entscheidung: sich selbst – die eigene Bequemlichkeit, Lebenspläne oder Zukunftsträume – zu verleugnen, das Kreuz aufzunehmen und damit Jesus nachfolgen. Das klingt nicht spassig, nicht nach einem Tagesausflug mit schöner Aussicht…

Glauben ist vertrauen

Doch wenn ich das, was ich mir wünsche, hinter mir lasse und vielmehr das tue, was Jesus von mir möchte – mein Kreuz trage – dann erfüllt sich das, worum es beim Glauben geht: Glauben bedeutet vertrauen. Ich vertraue Jesus. Ich vertraue darauf, dass seine Last nicht zu schwer für mich ist (Matthäus-Evangelium, Kapitel 11, Vers 30) Ich vertraue darauf, dass er sich um alles weitere kümmert, wenn ich mich um sein Reich kümmere (Matthäus-Evangelium, Kapitel 6, Vers 33). Ich vertraue darauf, dass sein Plan für mich und mein Leben besser ist als mein eigener Plan (Jeremia, Kapitel 29, Vers 11). Und ich vertraue darauf, dass wenn ich meine eigenen Wünsche auf die Seite stelle und mit dem, was ich bin, «sterbe», dass Jesus daraus Frucht entstehen lässt. Und ich werde erleben, dass er meine Persönlichkeit nicht kaputt macht, sondern erst richtig zum Blühen bringt – aber eben nach seinen eigenen Vorstellungen.

Die Frage «Bin ich bereit, für Jesus zu sterben?» ist also vielmehr die Frage «Bin ich bereit, Jesus zu vertrauen?» Die Christen, die bereit sind, jeden Tag Schikane, Spott, Hohn oder gar Folter und Schmerzen für ihren Glauben auf sich zu nehmen, haben die Kraft dazu, weil sie Jesus vertrauen. Und Jesus schenkt ihnen die nötige Kraft, Ausdauer, Gewissheit und Freude. Das erleben sie jeden Tag aufs Neue und bleiben deshalb fest im Glauben. Sind wir bereit, Jesus im kommenden Jahr jeden Tag aufs Neue zu vertrauen – und für ihn zu sterben?

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Datum: 26.12.2015
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet

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