«Wir stehen wieder auf!»

Letzter Ort mit Jesu Sprache erhebt sich aus den Trümmern

Die Einwohner der syrisch-christlichen Stadt Maalula sind daran, ihren Ort wieder aufzubauen. Dies nachdem der Islamische Staat mehrere Bewohner getötet und Kirchen niedergebrannt hatte. Maalula ist der letzte Ort, in dem Aramäisch gesprochen wird, also die Sprache, die Jesus gesprochen hatte. Ein Geistlicher berichtet aus den Ruinen.
Die syrisch-christliche Stadt Maalula

2013 wurde die Stadt vom Islamischen Staat (IS) eingenommen, rund 5'000 Menschen mussten fliehen. Die Eindringlinge wollten laut Augenzeugen ein Kalifat errichten. Den Christen wurde gedroht, dass sie geköpft werden, wenn sie nicht konvertieren. Mehrere Einwohner wurden getötet und Kirchen niedergebrannt. Maalula ist der letzte Ort auf der Welt, wo Aramäisch, die Sprache Jesu, noch in Gebrauch ist (s. Livenet-Artikel «Wo die Sprache Jesu überlebt hat»).

Einwohnerin Maryam El Zakhm erinnert sich an die Zeit, als die Extremisten die Stadt eroberten: «Sie kamen in die Stadt, um Christen zum Islam zu konvertieren. Sie wollten den Ort zerstören, weil er christlich ist.» Sie hätten «Allahu Akbar!» gerufen.

Die Eindringlinge

Ursprünglich seien die Islamisten aus Tschetschenien, Ägypten, Libyen, Tunesien und Algerien gekommen. «Sie hatten lange Haare, Bärte und furchterregende Gesichter.» Diese Militanten des IS seien auch vor ihrem Haus gestanden und sie drohten, ihre Töchter umzubringen. «Ich betete zu Gott, dass er uns die Chance gibt, zu fliehen, was dann auch gelang».

Laut Priester Toufic Eid von der melkitisch-katholischen Kirche fiel die Stadt nach der IS-Übernahme ins Chaos. Den Christen wurde mit dem Tod gedroht, wenn sie nicht konvertieren, eine Sondersteuer für Ungläubige bezahlen oder sich verstecken würden. «Viele Menschen verliessen die Stadt. Sechs Männer wurden gekidnappt, wir wissen nichts über ihren Verblieb.» Niedergebrannt wurden mehrere Gebäude, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehörten.

Ein Ort steht wieder auf

Später, im Laufe des Folgejahres, verkaufte der Islamische Staat (IS) mehrere Ikonen auf dem internationalen Kunstmarkt, um Geld für Waffen zu gewinnen. Nach einiger Zeit konnten die Regierungstruppen den Ort wieder in ihre Obhut zurückholen. Den Einwohnern gelang es, im Frühling 2015 eine für sie wichtige Maria-Statue wieder aufzubauen (Livenet berichete).

Toufic Eid erklärte weiter, der Angriff sei auch darauf zurückzuführen, dass Maalula ein Symbol für das Christentum sei. Christen und Muslime würden dort friedlich nebeneinander leben. Nun steht der historische Ort aus den Ruinen auf. «Wir wollen, dass die Dinge besser werden, als sie vorher waren», blickt der Geistliche nach vorn. «Wir stehen wieder auf. Das ist ein Glaubensschritt. Wir haben Hoffnung. Bitte betet für uns, dass wir noch mehr hoffen, denn es gibt noch viele Schwierigkeiten zu überwinden.»

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Datum: 23.05.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch/Gospel Herald

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