Mehr als Blut und Diamanten
Touristen verirren sich nicht dorthin, wo die Basler Studentin Tabea Reber (22) am 17. Juni hinreist. Nach Madina im hohen Norden von Sierra Leone, nahe der Grenze zu Gabun. Sie besucht ein christliches Waisenhaus, dessen Botschafterin sie mittlerweile geworden ist.
Die Reise nach Afrika begann unlängst an einer Jüngerschaftsschule in Jamaika. In verschiedenen Nationen in der Karibik begegneten ihr junge Menschen, die missbraucht worden waren. Auch Opfer von Menschenhandel begegneten ihr.
Teko
Während Tabea in der Schweiz niemanden fand, der aus erster Hand über Sierra Leone Auskunft geben konnte, sah dies bei Teko anders aus – er kannte diese westafrikanische Nation aus erster Hand. Teko, ein Missionar aus Jamaica, der so ganz anders war, als das eingeschliffene Bild.
Zurück in Helvetien, entschied die Baslerin mehrere Monate später, «dem Ruf Gottes zu folgen und einige Wochen nach Sierra Leone zu gehen.» Sie hatte Visum und Flug, aber kein festes Ziel im Land. «Völlig im Glauben, dass Gott versorgt und beschützt, betrat ich die Maschine. Durch ein Wunder sass ein alter Bekannter völlig unabhängig in derselben Maschine.» Teko, der auf einem Transit-Flug über Freetown flog und einen kurzen Aufenthalt in Sierra Leone hatte. Er machte Tabea mit einem Pastor bekannt.
Für Muslime ist Pastor Bye ein Held
Pastor Bye und seine Frau Alice leben in einem Dorf im Busch. Sie führen dort ein Waisenhaus. Das Paar kümmert sich um Kinder, die in den Jahren des Bürgerkriegs ihre Eltern auf tragische Weise verloren. Mütter wurden vergewaltigt, brutal niedergestochen, auf der Suche nach irgendetwas Essbarem von Schlangen gebissen oder von Epidemien heimgesucht. Die Erinnerungen an das Erlebte spürt man noch heute, fast zehn Jahre später. Den Kindern fällt es schwer, darüber zu sprechen, zu tief sind die Verluste. Jedes Kind hat seine ganz persönliche Geschichte, die unter die Haut geht und dessen Brutalität einem zum Nachdenken über die Angemessenheit so manches Action-Films bringt.
Pastor Bye nimmt mehr Mädchen auf als Jungen, weil sie einen tieferen sozialen Stand haben. Auch wenn die anderen Dorfbewohner muslimisch sind und Pastor Bye die Kinder christlich erzieht, steht er nicht vor Problemen. «Im Krieg rettete der Pastor das ganze Dorf. Damals flohen alle Dorfbewohner regelmässig in den Busch, als sie hörten, dass die Rebellen anrückten. Der Pastor entschied sich als einziger, zurückzukehren um mit den Rebellen zu verhandeln.
Obwohl ihn die Dorfbewohner davon abhalten wollten, ging er trotzdem hin und konnte mit ihnen verhandeln. Sie einigten sich, dass die Dorfbewohner die Rebellen verpflegen würden. Somit konnte Pastor Bye das ganze Dorf mit seinem Mut retten. Weil bis heute jeder weiss, dass er nur wegen Pastor Bye noch am Leben ist, wird sein christlicher Glaube akzeptiert.
Brauchen lassen
Seit ihrem Aufenthalt ist Tabea eine Stimme für das Heim. In ihrer Ausbildung belegt die angehende Sekundarlehrerin Fächer, welche sie auch in armen Ländern unterrichten kann. «Mit Bildung und der Liebe Gottes kann in der nächsten Generation viel erreicht werden.»
Bald ist Tabea nun wieder für rund drei Wochen bei den 56 Kindern. «Ich will mich brauchen lassen und ein Kanal für Gottes Liebe sein.» Sei es durch Unterricht, Anpflanzen eines Gartens oder Beziehung zu den Kindern leben. Sie sei eine Patin für Kinder, wie es in der Bibel steht: «Um Witwen und Waisen kümmern. Es ist die Verantwortung für jeden Christen.»
Engel erklärt, wie Kinder waschen
Alice, Byes Frau, war zunächst nicht begeistert davon, Waisenkinder zu beheimaten. Tabea: «In einem Traum erschien ihr dann ein Engel, der sie aufforderte, eines ihrer leiblichen Kinder mit Seife zu waschen. Sie gehorchte und wusch ihr Kind. Dann kam ein Strassenkind herein, und wieder forderte der Engel sie auf, das Kind zu waschen. Sie wollte dazu jedoch eine andere Seife und ein anderes Handtuch benutzen, da das Kind nicht ihr eigenes war. Der Engel aber wies sie zurecht und sagte ihr, dass sie dieselbe Seife benutzen solle, wie für ihr eigenes Kind.»
Von dieser Nacht an änderte sich Alice – das Waisenhaus ist nun auch ihr «Baby». Die Ältesten der aufgenommenen Kriegswaisen werden nun 18-jährig. «Die Kinder besuchen die Schule im Dorf, und die älteren streben nach Berufen.»
Tabea will mithelfen, dass sie eine gute Zukunft haben, denn sie ist überzeugt, dass dies Gottes Wille für alle Menschen ist.
Datum: 20.05.2013
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch