Demokratische Republik Kongo

So lindern Schweizer das Elend

In der Demokratischen Republik Kongo setzen Schweizer ein Zeichen der Hoffnung – trotz der nach wie vor verworrenen Situation vor Ort. Nach den von 1996 bis 2009 dauernden Kongokriegen wollen sie zur Linderung der Not beitragen. «TearFund», das Hilfswerk der Schweizerischen Evangelischen Allianz, setzt sich für die Unterdrückten im Land ein.
Eine Animatorin hilft in einem Dorf zu einem besseren Gesundheits-Wissen (Foto: TearFund).

Livenet sprach mit Ulrich Bachmann über die Situation in der Demokratischen Republik Kongo. Der 72-Millionenstaat darf nicht mit der wesentlich kleineren Republik Kongo verwechselt werden.  

Ulrich Bachmann, was geschieht im Kongo?
Ulrich Bachmann: Er muss leider als sogenannter «Failed State» bezeichnet werden. Die staatliche Gewalt hat die Kontrolle über einen grossen Teil des Ostens verloren. Institutionen, die das Leben der Gesellschaft regeln sollen, existieren nicht oder nur sehr beschränkt. Dazu kommt, dass gerade dort sehr viele Bodenschätze vorhanden sind, die den jahrzehntealten Krieg am Leben erhalten. Die humanitäre Situation der Bevölkerung verschlechtert sich. Vergeblich hoffte man vor zwei Jahren, anno 2009 – damals trafen das ebenfalls involvierte Ruanda und der Kongo ein Abkommen um den Konflikt beizulegen. Doch die Kämpfe zwischen staatlichen Truppen und Guerillas haben sogar zugenommen.

Der Krieg ist einerseits mehrere tausend Kilometer weit weg, andererseits, durch den Rohstoff Coltan via Handy an allen unseren Ohren?
Ja, Bodenschätze, darunter etliche seltene Mineralien, werden im Ostkongo abgebaut und generieren viel Geld. Dieser Konflikt läuft auch deshalb weiter, weil verschiedene Gruppen, auch Guerillas, sich durch diese Einnahmen finanzieren.

Stört es Sie, dass man von diesen Wirren in der Schweiz kaum etwas hört, obschon wir die dort abgebauten Ressourcen im Alltag umfassend nutzen?
In unserer Zeit wird bei Konflikten gern weggeschaut und verdrängt. Gerade wo keine einfache Lösung bereit liegt – da konzentriert man sich auf seine eigenen Probleme und Sorgen und vergisst den weiteren Zusammenhang. Für Leser, die nur noch Schlagzeilen lesen wollen, existiert ein so komplexer Konflikt kaum mehr. Ein löbliches Beispiel war, die «DRS-3»-Aktion «jeder Rappen zählt»; damals waren auch Reporter im Kongo um über die unmenschliche Situation zu berichten.

Auch Sie engagieren sich dort, was tun Sie?
Wir unterstützen eine einheimische Partnerorganisation. Das beinhaltet Gesundheitsversorgung und Traumabewältigung. Gerade die Vergewaltigung von Frauen wird als Kriegswaffe eingesetzt, was ungeheures Leid verursacht. Unsere Partnerorganisation begleitet betroffene Frauen. Volontäre arbeiten zudem mit Menschen, die vertrieben wurden und in Camps leben. Sie schaffen Bedingungen, die das Leben zumindest verbessern.

Auch kämpfen wir gegen die Krankheit Malaria – sie ist eine der Hauptursachen der Kindersterblichkeit im Kongo. Durch Prävention schützen wir schwangere Frauen und Kleinkinder, die durch Aufklären über den Zusammenhang mit der Hygiene und auch durch den Bau von Sanitäranlagen. Wir geben auch gratis behandelte Moskito-Netze ab. Sicher kann man sich fragen, ob eine kostenlose Abgabe sinnvoll ist. Ich denke ja, weil es darum geht, in einer humanitären Krisenlage Menschenleben zu retten.

Weitere Infos zur Situation im Kongo

Webseite:
Tearfund

Datum: 16.06.2011
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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