Ein Format, das bisherige Grenzen sprengt
Wie bereitest du dich auf die Livenet-Talks vor?
Florian Wüthrich: Sobald eine gute Runde von Gästen steht, geht es für mich darum, mich voll ins Thema hineinzudenken und damit «warm»
zu werden. Je nach persönlichem Vorwissen nimmt die Recherche vor einem Talk mehr oder weniger Zeit in Anspruch.
Man muss immer beweglich bleiben, was ja genau den Reiz
des Live-Auftritts ausmacht. Da kommt mir sicher meine
zehnjährige Erfahrung als Radiojournalist zugute.
Worauf achtest du bei der Themenwahl?
Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Zum einen geben aktuelle Diskussionen einen Anstoss bei der Themenwahl, wie beispielsweise bei der Sendung zur Exitstrategie des Bundesrats
im April oder jener zur Wiedereröffnung der Gottesdienste
im Mai. Da war unser Ziel, den Kirchen etwas Orientierung zu
geben, um gute Entscheidungen für die eigene Situation treffen zu können. Erfreulicherweise wurden diese Talks jeweils
vom Verband «Freikirchen Schweiz» und der Schweizerischen
Evangelischen Allianz an ihre Mitglieder verschickt
Lohnt es sich, so viel Zeit in die Talks zu investieren?
Auf jeden Fall! Ich sehe die Livenet-Talks als geniale Gelegenheit, spannende Themen wie Prophetie, Irrlehren, Leiterschaft,
Jüngerschaft, Christenverfolgung, Menschenhandel usw. zu
beleuchten. Daraus entsteht ja jeweils auch ein schriftlicher
Artikel in den News von Livenet. Und last but not least verfolgt Livenet seit 20 Jahren das Ziel, Christen miteinander zu
vernetzen. In diesem Bemühen, gerade auch Verantwortungsträger miteinander zu vernetzen, haben sich die «Zoom»-Talks
als Beschleunigungsfaktor entpuppt.
Welcher Talk hat dich bisher am meisten berührt?
Der Talk «Auf Karfreitag folgt Ostern!» mit Thomas Härry,
Johannes Wirth und Susanna Rychiger, bei dem wir vor der
Kamera miteinander das Abendmahl feierten und über unsere persönlich schwierigsten Momente im Leben sprachen.
Das war eine besondere Stunde, die mich berührt und im
Glauben gestärkt hat. Ich denke, diese Sendung gab vielen
Menschen eine Möglichkeit, während des Lockdowns zuhause Ostern zu feiern.
Auch sehr bewegend war für mich der Talk «Wie weiter nach einem Suizid?», in dem ich mit Pfarrerin Sabrina Müller sprach. Das war sicher mein persönlichster Livenet-Talk, weil ich da auch von meiner persönlichen Trauer nach dem Suizid eines guten Freundes berichtete.
Was für Rückmeldungen gab es von Zuschauerinnen
und Zuschauern?
Da gab es einige, vor allem von Leuten, die irgendwo in einer
Leitungsfunktion stehen. Sie scheinen die Impulse, die wir
durch die Talks vermitteln, besonders zu schätzen. So schrieb
zum Beispiel ein Pastor aus dem Berner Oberland: «Danke für
den neuerlich sehr wertvollen und interessanten Talk über 'Good News oder Fake News?'. Ich werde ihn verschiedenen
Leuten empfehlen (Pastorenkollegen, Jungendleitern, ...).»
Viele positive Reaktionen löste auch der Talk über «Prophetische Worte in Corona-Zeiten» aus, bei dem u.a. Lilo Keller von der Stiftung Schleife und René Christen von der Kirche im Prisma mitwirkten. Ich hatte zuerst meine Vorbehalte, weil es ein Thema ist, bei dem man sich durchaus die Finger verbrennen kann, war am Ende aber sehr happy mit dem Ergebnis. Es ist uns gelungen, Fragen zu Prophetie und Endzeit auf ausgewogene Art zu diskutieren. Das waren auch die Feedbacks, die ich von verschiedenen Seiten bekommen habe.
Während des Lockdowns hast du ausschliesslich
Livenet-Talks online via «Zoom» geführt. Ist das ein
Format für die Zukunft?
Absolut. Wir haben im Leitungsteam von Livenet bereits
grundsätzlich entschieden, die «Zoom»-Talks unabhängig von
Corona in einem wöchentlichen Rhythmus weiterzuführen.
Der Vorteil ist, dass wir beim Einladen der Gäste geografisch
viel grösser denken können. So waren u.a. schon SCM-Verlagsleiter Ulrich Eggers aus Deutschland, «GAiN»-Helferin
Andrea Wegener aus Griechenland oder «All Nations»-Missionarin Doris Lindsay aus Südafrika zugeschaltet. Solche
Konstellationen sind dank Streaming via Videokonferenz problemlos möglich.
Welche Themen brennen dir noch unter den Nägeln?
Wenn man mit neugierigem Blick durchs Leben geht, gibt es
Themen ohne Ende. Diesen Herbst möchte ich sicher gerne
mal etwas über Beziehungen machen. Der Lockdown und die
ganzen Abstands- und Hygieneregeln sind ja ein echter Stresstest für die Familien und Freundschaften. Ein weiteres spannendes Thema, das ich mir vorknöpfen werde, ist das Singlesein in der Gemeinde. Ausserdem bin ich schon am Überlegen,
was sich rund um das Forum christlicher Führungskräfte im
September zum Thema «Leadership» machen lässt. Der Gesprächsstoff geht uns noch lange nicht aus!
Haben Sie Vorschläge für ein Thema, das in einem Livenet-Talk diskutiert werden müsste? Schicken Sie uns Ihre Idee(n) bitte an redaktion@livenet.ch. Herzlichen Dank!
Alle Zusammenfassungen der Livenet-Talks, finden Sie hier im Dossier und alle Videos finden Sie hier.
Dieser Artikel erschien zuerst im Impact Mini August 2020. Hier können Sie einen Blick hineinwerfen:
Zum Thema:
Das Tabu brechen: Wie weiter nach dem Suizid?
Livenet-Talk: Was bedeutet die Exit-Strategie für die Kirchen?
Abendmahl vor dem Bildschirm: Leiden und Hoffen im Talk: «Auf Karfreitag folgt Ostern!»
Datum: 18.08.2020
Autor: Nora Baumgartner / Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet