Lieber einen Hund als Kinder?
Im Tessin gibt es mehr Hunde als Kleinkinder. Gesamthaft sind in der Schweiz 525'000 Hunde registriert. Der Trend zu mehr Hunden scheint ungebrochen. Könnte es also sein, dass die Leute lieber einen Hund halten als die beschwerliche Aufgabe auf sich nehmen, Kinder zu erziehen?
Erstaunliche Unterschiede
Allerdings gibt es innerhalb der Schweiz grössere Unterschiede. Den Spitzenplatz belegt der Kanton Jura mit 116 Hunden auf 1000 Einwohner, gefolgt von der Waadt (86) und Freiburg (78) sowie dem Tessin (77). Die Zunahme fällt auf, wenn man bedenkt, dass die Halterbedingungen strenger geworden sind und Halter zum Beispiel eine obligatorische Hundehalterschulung absolvieren oder gar eine Bewilligung für bestimmte Rassen einholen müssen. Im Kanton Zürich halten allerdings nur 42 von 1000 Einwohnern einen Hund.
Wer vor grossen Hunden Angst hat, darf beruhigt sein: der Trend geht vor allem hin zu kleinen Hunden. Gefragt sind nicht mehr so sehr Wachhunde, sondern viel mehr Schosshündchen.
Kinderersatz, ja oder nein?
Zur Frage, ob der Hund als Kinderersatz dienen müsse, meinte Eva Waiblinger vom Schweizer Tierschutz, dies sei eher die Ausnahme. Gleicher Ansicht ist Dennis C. Turner, der berühmte amerikanische Biologe und Tierverhaltensforscher, der seit langem in der Schweiz lebt. Es sei «nicht zutreffend, dass Heimtiere Kinderersatz sind, wie es oft heisst», verteidigt er die Tierhalter. Statistiken zeigten, dass der «weitaus grösste Teil der Heimtiere in Familien mit Kindern lebt».
Auf Nachfrage stellte er allerdings klar: «Es gab immer Leute, für die ein Heimtier ein Kinderersatz war, doch lebten und leben immer noch die Mehrheit der Hunde und Katzen in Familien mit Kindern und sind deshalb gesamthaft gesehen kein Kinderersatz.»
Allerdings haben die Familien hierzulande immer weniger Kinder, wie die Statistiker seit längerer Zeit belegen. «Wenn sie gleichzeitig immer mehr Hunde – und andere Haustiere – haben, dürfte diesen halt trotzdem eine Ersatzfunktion zukommen. Indem sie nicht das Kind an sich ersetzen, sondern vielleicht dessen Brüderchen oder Schwesterchen», befindet Autor René Lenzin.
Datum: 02.11.2012
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / SSF / TA