Wie heisst Gott eigentlich?
Vor dieser Frage stand schon Mose. Gott hatte ihn angeredet und mit einem Auftrag zu den Israeliten geschickt. Und damit sah er ein ganz konkretes Problem auf sich zukommen: «Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heisst er? Was soll ich ihnen darauf sagen?» (2. Mose Kapitel 3, Vers 13).
Die Antwort, die er erhält, lautet: «Ich werde sein, der ich sein werde.» So lautet ziemlich am Anfang der Bibel sein Name; der Name, den Gott sich selbst gibt. Er lässt sich auf konkrete Menschen ein, und die sollen ihn jetzt bei einem konkreten Namen anrufen können. Das unterscheidet ihn von allen anderen Göttern und macht ihn unverwechselbar. Denn in den andern Religionen verläuft der Weg immer umgekehrt: die Menschen suchen den Namen für ihren Gott aus.
„Gott" - ein nichtssagender Begriff
Für sich genommen ist auch der Ausdruck „Gott" ein ziemlich schwammiger Begriff, wie ein Blick ins Wörterbuch zeigt. Er kommt von einem uralten Wort „ghu-tom" her: „das angerufene Wesen" (von „ghau" - rufen); wir würden sagen: „die höhere Macht". Wer genau dieser Gott aber ist, dieser Frage kommen wir damit nicht auf die Spur. Der sprachliche Hintergrund besagt also wenig. Den Moslems geht es hier nicht besser. Auch „Allah" hat keine eigentliche Bedeutung, sondern heisst lediglich „Gott, Gottheit".
«Ich werde sein, der ich sein werde.»
Mose also wurde aus dieser ungemütlichen Lage befreit. Er konnte seinen Gott beim Namen nennen: «Ich werde sein, der ich sein werde.» Aber kaum ein Satz in der Bibel kann so verschieden übersetzt werden wie dieser, und keine Variante ist streng genommen falsch. Zusammengeschaut und aneinandergereiht, führen sie uns sogar weiter.«Ich werde sein, der ich sein werde.»
«Ich bin, der ich bin.»
«Ich bin, der ich werde.»
«Ich geschehe, als der ich geschehe.»
«Ich werde sein, als der ich geschehen werde.»
«Ich war, als der ich mich erweisen werde.»
«Ich werde der sein, als der ich mich erweise.»
Das hiess für das Volk Israel soviel wie: „Ich war immer schon da und immer schon unterwegs. Mein Name, mein Wesen, ist es, dass ich etwas geschehen lasse. Auf dem Weg mit mir werdet ihr das nach und nach erkennen. Lasst euch mitnehmen. Dazu sende ich euch jetzt Moses."
Der „Erweiser" ereignet sich
Hinter diesen verschiedenen Übersetzungen steht das hebräische Verb „hajah", mit seinen Grundbedeutungen „werden", „sein", „geschehen" (und dazwischen ein unpräzises Relativpronomen).Gott ist also einerseits durchaus eine ewig unveränderliche Macht. Er „wird sein, der er ist". Da kommt nichts „Wesentliches" mehr dazu. Aber dieses ewige Wesen will er den Menschen nach und nach deutlich machen: Gott „geschieht" in der Geschichte! Darum ging er einen Bund mit Israel ein und blieb ihm treu, diesem Bund und seinem Volk.
Aus jenem Verb „hajah" wurde dann «Jahwe» (JHWH), der Name, den die deutschen Übersetzungen meistens mit „Herr" wiedergeben. Jahwe, der ist demnach „der, der sich zeigt in dem, was er tut", „der sich erweist" - „der Erweiser". Auf diesen Nenner könnte man alle jene Aspekte der Antwort an Mose bringen. Das ist Gottes Name.
Jesus - die Einladung ist ausgesprochen
Dieser Name ist zugleich seine Einladung: „Lasst es zu, dass ich diesen Namen unter euch wahrmache." Eine vorher namenlose und diffuse höhere Macht sucht eine konkrete Beziehung. Das ist wohl die entscheidende Abgrenzung zu allen selbstgemachten Gottesbildern. Das Versprechen folgt auf den Fuss: «Jeder, der den Namen des Herrn (Jahwe) anruft, wird errettet werden» (Joel 3,5).Jesus ist kein anderer Gott, sondern mit ihm wurde Jahwe sichtbar, erlebbar. „Jesus" ist die griechische Form des alten hebräischen Namens Josua und wurde wahrscheinlich als „Jeschu" ausgesprochen. Er bedeutet „Heil", „Rettung". Jahwe blieb also seinem Namen treu, mit dem er sich bereits als „Retter" des Volkes Israel aus Ägypten „erwiesen" hatte.
«Ihm sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen», war die Anweisung eines Engels an die schwangere Maria (Matthäus 1,21). Gott war sozusagen wieder unterwegs und wurde erfahrbar wie nie zuvor. «In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig» (Kolosser 2, 9), in Jesus, dem gestaltgewordenen „angerufenen Wesen", dem Retter, der sich nach wie vor erweist - wie der Name verspricht.
Mehr zum Thema:
Kommentar: Name ist nicht Schall und Rauch
Markenschutz für Allah?
Autoren: Bruno Graber/Lothar Mack
Datum: 29.01.2010