Film «Von Göttern und Menschen» greift nach dem Oscar
Der Streifen «Of Gods and Men» erzählt eine wahre Begebenheit aus der Zeit des Algerischen Bürgerkriegs. Der Film läuft in Frankreich seit dem 8. September und wird am 16. Dezember auch in die deutschen Kinos kommen. Bei den 63. Filmfestspielen von Cannes gewann er bereits den Grossen Preis der Jury. Nun soll dieser Film von Regisseur Xavier Beauvois den Oscar in der Kategorie «Bester fremdsprachiger Film» holen, meldet der «Hollywood Reporter».
Ein nie aufgeklärtes Verbrechen
Im Frühjahr 1966 waren sieben Mönche aus ihrem Kloster «Notre-Dame de l’Atlas» im algerischen Tibhirine als Geiseln verschleppt worden. Zwei Monate später fand man ihre Köpfe an einer Landstrasse. Die Umstände des Verbrechens sind bis heute nicht ganz geklärt. Man vermutet, dass die Geistlichen, die als Ärzte und Lehrer Entwicklungshilfe für die Bevölkerung leisteten, Opfer der «Groupe Islamique Armé» (Bewaffnete Islamische Gruppe) wurden.
Der Film zeigt zunächst, wie Christen und Moslems in dem algerischen Dorf eine freundschaftliche, sogar herzliche Beziehung zueinander pflegen. Doch dann führen die Drohungen moslemischer Fundamentalisten immer mehr zu Spannungen. Rebellen fordern mit Waffen in der Hand Medikamente von ihnen.
Die Mönche müssen entscheiden: Geben Sie der Drohung nach oder bleiben sie standhaft? Der Abt entscheidet: Standhalten. Schliesslich werden zwei kroatische Arbeiter des Klosters ermordet. Damit beginnt die Eskalation des fundamentalistischen Terrors.
Die Kritiker sind begeistert
In den Hauptrollen sind namhafte französische Schauspieler zu sehen: Lambert Wilson – bekannt als «Merowinger» aus dem Film «Matrix Revolutions» – als Bruder Christian sowie Michael Lonsdale, bekannt als «Bond-Bösewicht» Sir Hugo Drax in «Moonraker».
Kritiker loben die Darstellung des Klosteralltags sowie des Glaubenskampfes, den die Mönche mit sich selbst und auch mit den moslemischen Terroristen ausfechten müssen. Das Film-Magazin «Critic.de» schrieb dazu, der Regisseur stelle die Konfrontation «zwischen abstraktem Glauben und der konkreten Wirklichkeit militärischer Gewalt in einer eindrucksvollen Szene dar».
Zum Beispiel: «Während die Mönche eine Messe abhalten, kreist ein Hubschrauber der Armee um die Kirche. Immer lauter versuchen die eingeschüchterten Mönche gegen den ohrenbetäubenden Lärm des klackernden Propellers anzusingen.»
«Wie weit geht Nächstenliebe?»
Die «Berliner Zeitung» hob in ihrer Rezension hervor, dass der französische Film Todesfurcht und Glaubenszweifel behandele. Den Mönchen gehe es jedoch «um sehr viel mehr – um ihre Verantwortung im Wahren der Gemeinschaft untereinander und mit den Moslems, und um ethische Glaubwürdigkeit (...) Wie weit geht Nächstenliebe? Ist es statthaft, einen verwundeten Terroristen zu versorgen?»
Nach dem Urteil des Rezensenten habe der Film «Vorbildcharakter». «Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Das christliche Gelübde von Armut, Verzicht und Liebe, heisst es hier, sei eine Chance für Beziehungen, die nicht auf Macht beruhen.»
Die «Oscars» werden am 27. Februar 2011 verliehen. Die Academy-Mitglieder müssen bis zum 14. Januar über die Nominierungen abstimmen, die sie dann am 25. Januar verkünden.
Datum: 27.09.2010
Quelle: PRO Medienmagazin